Die Emscher-Perlen-Fischer stellen ihr neues Programm vor. Zwei ausverkaufte Konzerte im Heimathaus mit dem Titel:
Musikalische Reise durch 95 Jahre Tonfilm, Filmmusik und Filmschlager 

Nach den erfolgreichen Konzerten „Musikalische Reise durch die Jahreszeiten“ im Hof Emscherauen (2023) und bei dem Jahresempfang der Bezirksvertretung im Kulturzentrum Saalbau (2024) hatten die Emscher-Perlen-Fischer mal wieder ein Heimspiel.

Unter dem Titel „95 Jahre Tonfilm, Filmmusik und Filmschlager“ ging es mit einem bunten Programm durch die Filmgeschichte. Bei den beiden Konzerten am Samstag und am Sonntag war die Besucheranzahl auf jeweils 30 begrenzt. Wie bei den vorherigen Auftritten waren die Eintrittskarten binnen kurzer Zeit vergriffen, das Heimathaus war zweimal ausverkauft.

Auch dieses Mal konnte die eher ungewöhnliche Zusammensetzung des Ensembles überzeugen. Lena Rokita (Violine), Werner Mühlbrodt (Gesang/Percussion), Kai Neuvians (Saxophon), Ulrich Peuser (Klavier/Gesang), Heinz Weckendrup (Akkordeon), Matthias Willing (Kontrabass/Tuba) sowie Diethelm Textoris (Moderation & Gesang), begeisterten das Publikum.

Bei der Begrüßung bedauerte Hans-Ulrich Peuser die geringe Anzahl an Plätzen und versprach für den 29. September 2024 ein weiteres Konzert im Kulturzentrum Saalbau. Danach lag die Moderation bei Diethelm Textoris in den bekannt guten Händen. Er führte humorvoll durch das Programm, wobei er mit seinem Hintergrundwissen, vielen Anekdoten und Bildern den Vortrag bereicherte.

Eröffnet wurde der Konzertabend instrumental mit dem „Colonel Bogey March“ aus dem Film „Die Brücke am Kwai“ (1957). Da dieser Marsch ziemlich bekannt ist, wurde sogar von einigen Besuchern mitgepfiffen.

Bei dem frühen Tonfilm „The Singing Foul (Der Jazz Singer) überzeugte Werner Mühlbrodt mit dem einfühlsamen Titelsong „Sonny Boy“ in deutscher und in englischer Sprache. Wie Diethelm erzählte, wurden zu dieser Zeit (1928) weiße Schauspieler schwarz geschminkt (Black Painting).

Nun folgte mit „Casablanca“ und dem Traumpaar Humphry Bogart und Ingrid Bergmann ein absoluter Klassiker. Mit der Aufforderung „Spiel`s nochmal Sam“ intonierten die Emscher-Perlen-Fischer“ wie in Ricks Cafe „As Time goes by“. Dabei dominierte Kai Neuvians mit seinem Tenorsaxophon. Zwar gab es für die beiden kein Happy End, dafür endete der Film aus 1943 mit dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Bei der Komödie „Limelight“ erinnerte Diethelm an Charles Spencer Chaplin, sicherlich einen Alleskönner im Filmgeschäft. Er spielte die Hauptrolle, führte Regie und komponierte auch die Musik. Hans- Ulrich Peuser am Klavier, Lena Rokita an der Geige und Kai Neuvians am Saxophon brachten uns den Titelsong „Eternally“ gefühlvoll näher.

Nach diesen internationalen Filmen stellte Diethelm mit „Wasser für Canitoga“ aus 1939 einen deutschen Abenteuerfilm vor. Hans Albers soll als Ingenieur das kanadische Canitoga mit Wasser versorgen. Mit dem Titelsong Goodbye Johnny brachte Diethelm Textoris viele Besucher zum Schunkeln und Mitsingen. Nach diesem Vortrag dankte Hans-Ulrich Peuser Diethelm als dem „kreativen Kopf der Truppe“, der sein gewaltiges Hintergrundwissen gerne weitergibt.

Mit „Harry Lime Thema“, dem weltbekannten von Anton Karras auf der Zither gespielten Titelsong aus „Der dritte Mann“ mit Orson Welles, folgte mal wieder ein Stück das alle kannten.

Nach den vielen Filmen stand jetzt eine TV- Produktion im Mittelpunkt. Von“ Kommissar Maigret“ wurden von 1960 – 1963 52 Folgen gedreht, die beim Fernsehpublikum sehr beliebt waren. Sie brachten uns Paris und die Franzosen „freundschaftlich“ näher. Dieses Thema spielte Heinz Weckendrup auf seinem Akkordeon, mit dem er seit 70 Jahren auftritt. 

„Quax der Bruchpilot“ aus 1941 war dann wieder ein typischer Unterhaltungsfilm des Dritten Reiches. Heinz Rühmann als Hobbypilot flog sämtliche Szenen selbst. Das doch etwas traurige Lied „Heimat deine Sterne“ wurde von Werner Mühlbrodt gefühlvoll vorgetragen und lud wieder zum Mitsummen / Mitsingen ein.

Hitchcock fehlte auch nicht. Es war „Der Mann, der zu viel wusste“ mit James Stuart und Doris Day. Das von ihr gesungene Kinderlied „Que Sera – Was kann schöner sein“ wurde ein Welterfolg. Mit ihm ging es in die wohlverdiente Pause. Hier glänzten noch einmal Lena Rokita und Kai Neuvians. 

Die Emscher-Perlen-Fischer und ihr Publikum konnten sich die Beine vertreten und bei einer Unterhaltung Erfrischungen zu sich nehmen. Dabei wurde natürlich auch die Herkunft des Namens erklärt. Die Emscher ist unsere Heimat, es sollen nur Perlen der Musik zum Programm gehören, nach denen bei dem großen Angebot natürlich gefischt werden muss.

Weiter ging es dann nach einer knappen halben Stunde mit dem „Blauen Engel“ und Marlene Dietrich. Dieser Film aus 1930, der in den Studios Babelsberg zweisprachig in Englisch und Deutsch gedreht wurde, legte den Grundstein zu ihrer Weltkarriere. Mit den Songs „Ich bin die fesche Lola“ und „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ versetzte uns Diethelm gekonnt in die wilden „Zwanziger Jahre“.

Der nächste Streifen eröffnete uns in die russische Seele. „Lara`s Theme aus Dr. Schiwago“ (1965) wurde wieder instrumental dargeboten und war das einzige Stück, das aus den Vorprogrammen übernommen wurde. Bei dieser Interpretation nutzte Lena eine besondere Technik und setzte ihre Violine als Zupfinstrument ein, ein klangvolles Pizzicato.

Es folgte ein wichtiger Teil deutscher Filmgeschichte. Was bot sich mehr an als „Karl May“. In den 60igern waren „Winnetou 1 – 3“, „Der Schatz im Silbersee“, „Old Surehand“ usw. wahre Kassenschlager. So weckte die Winnetou- Melodie beim Publikum viele (angenehme) Erinnerungen.

Die Filme „Saat der Gewalt“ (1955) und „Außer Rand und Band“ (1956) waren das krasse Gegenteil. Es wurde es rebellisch und laut. Die Filmmusik „Rock around the Clock“ von Bill Haley & his Comets wurde zur Marseillaise des Jugendprotestes. In so manchen Lichtspielhäusern (z.B. Schauburg bei Kaffsack) wurde die Einrichtung demoliert. Obwohl die Emscherperlen so richtig fetzten, blieb das Mobiliar im Heimathaus zum Glück heile.

Mit „Can you feel the love tonight“ aus dem König der Löwen wurde es wieder ruhiger. Werner Mühlbrodt versetzte das Publikum mit diesem emotionalen Song des kleinen Löwen Simba zurück in eine besinnliche Stimmung. So voller Gefühl hätte es dem Komponisten Sir Elton John sicher auch gefallen. 

Dann gab Moderator Diethelm noch einmal alles. Mit „La Paloma“, der weißen Taube aus dem Film „Große Freiheit Nr. 7“ von Helmut Käutner (1943), ließ er Hans Albers in unserem Heimathaus erklingen. Dabei erinnerte er (mit einem Foto) an eine Klassenfahrt aus dem Jahre 1960 an die Mosel. Damals hatte er dieses Lied zum ersten Mal interpretiert. Begleitet wurde er, auf dem Foto gut zu erkennen, von dem „jungen“ Heinz Weckendrup auf dem Akkordeon.

Rainer-Werner Fassbinder war eine deutsche Regielegende. Mit „Lili Marleen“, der Geschichte eines Liedes nach dem Buch „Der Himmel hat viele Farben“, erinnerte an die unvergessene Lale Andersen. Aber auch Marlene Dietrich hat dieses Lied im Rahmen der amerikanischen Truppenbetreuung gesungen.

Mit „What a wonderful World“ aus dem Streifen „Good Morning Vietnam“, der wahren Geschichte des Moderators Adrian Cronauer, endete der wunderschöne Streifzug durch die Filmgeschichte mit Filmmusik, Schlagern und Gassenhauern. Werner Mühlbrodt und Hans-Ulrich Peuser zogen noch einmal alle Register und erinnerten an die Reibeisenstimme von Louis „Satchmo“ Armstrong. Die Zuhörer waren begeistert.

Als Dankeschön bekamen die Emscher-Perlen-Fischer, passend zum Namen, je eine Flasche „Emscherperle“. 

Als man nach dem Konzert noch bei einem leckeren Kaltgetränk den Abend ausklingen ließ, war die Zufriedenheit und die Vorfreude auf die angekündigte Fortsetzung dieser Konzertreihe im Kulturzentrum Saalbau am 29.09.2024 bei allen Beteiligten groß. 

Franz-Josef Fedrau