Oberbürgermeister Thomas Westphal sprach ein Grußwort
Nach Jahren der Abstinenz führte der SPD-Stadtbezirk Mengede für seine fünf Ortsvereine im Saalbau Mengede wieder eine Jubilarehrung ihrer langjährigen SPD-Mitglieder durch.
Die Veranstaltung wurde unter vorzüglicher Unterstützung des Saalbau-Teams von Gudrun Feldmann, Gudrun Heidkamp und Sylvia Dettke organisiert. SPD-Stadtbezirksvorsitzende Sandra Spitzner begrüßte die Jubilare. In ihrer Eröffnungsrede würdigte sie die über 160-jährige Geschichte der SPD. In Dortmund weist die SPD eine 150-jährige Tradition auf. Sandra Spitzner ist stolz auf die Jubilare, die seit vielen Jahren für die Werte der Sozialdemokratie leben und dafür einstehen. „Dafür bin ich aus tiefstem Herzen dankbar und möchte alle ermutigen, sich weiterhin für die Demokratie und das Gemeinwohl einzusetzen“, so ihr Appell an die Versammlung.
Zum Thema „Kampf gegen Rechts“ erinnerte sie an die 94 SPD-Abgeordneten, die als einzige Partei gegen das Ermächtigungsgesetz von 1933 gestimmt haben. Was sie nicht erwähnte: an der Abstimmung konnten die 81 Abgeordneten der KPD nicht teilnehmen, weil ihre Mandate auf Basis der Reichstagsbrandverordnung von den Nazis annulliert wurden.
Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) nahm sich trotz Termindruck Zeit für ein Grußwort. Er verdeutlichte anhand seines positiven Menschenbilds, „wer Politik für die Menschen machen will, der muss die Menschen verstehen.“ Mit Blick auf die Migration bezog er Stellung gegen rechte Parteien und rechtspopulistische Bestrebungen einschließlich der CDU: „Wir fragen die Menschen nicht nach ihrer Herkunft, ihrer Orientierung, wir fragen sie wo sie hinwollen und zollen Respekt vor ihrer Lebensleistung.“ Westphal erinnerte an seine Zeit als Jungsozialist. Er begegnete Willy Brandt persönlich (beide stammen aus Lübeck) im Rahmen einer Kundgebung. Was ihn faszinierte: Willy Brandt, bereits alt und gebrechlich, schöpfte während seiner einstündigen Rede förmlich neue Kraft und zog die 4000 Zuhörer in seinen Bann. „Willy wählen“ war zuvor die Losung, die viele neue Mitglieder in die Partei spülten. Damals waren es auch die besten Wahlergebnisse für die SPD. Aktuell und lokal bezogen: „Die Wahlergebnisse im Stadtbezirk Mengede sind noch gut, waren aber auch schon mal besser.“
Neben Kaffee und Kuchen und abendlichem Büfett hatten sich die Veranstalter einen besonderen Kulturbeitrag einfallen lassen. Diethelm Textoris, Mengeder Urgestein, leistete während der Jubilarehrung einen unterhaltsamen musikalischen Beitrag. Er erläuterte anhand historischer Lieder ab dem Nachkriegsjahr 1945 die besondere Dimension zwischen Musik und Politik.
Hintergrund
Deutschland war nach dem Krieg in vier Zonen aufgeteilt, wobei sich sehr schnell die russische Zone abkapselte. Der Karnevalssänger Karl Berbuer schrieb aufgrund dieser Situation den Trizonesien Song, mit dem er bei den Alliierten gewaltig aneckte. Trotzdem hatte dieses Lied bis etwa 1950 bei der Bevölkerung die Stellung einer Ersatzhymne und wurde nicht nur bei sportlichen Veranstaltungen gespielt.
Nach der Währungsreform konnten die Menschen sich keine großen Reisen leisten, so träumten sie sich nach Italien. Es entstanden Lieder wie die Capri Fischer oder Rote Rosen rote Lippen roter Wein, wobei die Komponisten bis dahin nie in Italien waren. Das sind nur wenige Beispiele dafür, wie die Schlagerwelt immer wieder auf die politischen Gegebenheiten reagierte und diese verarbeitete.
Die Ehrungen wurden durchgeführt durch die Vorsitzenden der Ortsvereine Burkhard Dohmann (Bodelschwingh), Torsten Heymann (Mengede), Detlef Adam (Nette), Sandra Spitzner (Oestrich) und Bruno Wisbar (Westerfilde). Der Vorsitzende der SPD Dortmund und Abgeordnete des Bundestags Jens Peick ließ es sich nicht nehmen, dabei zu unterstützen und den Jubilar*innen persönlich seine Glückwünsche zu überbringen. Neben vielen verdienten Jubilaren wurde Herrmann Gellweiler für seine 65-jährige Mitgliedschaft besonders geehrt. Er trat im Jahr 1958 – noch vor Verabschiedung des Godesberger Programms in die Partei ein.
Text: Peter Kaufhold, Diethelm Textoris, Fotos: Peter Kaufhold