Zu einem Ausflug der besonderen Art machten sich letzten Sonntag (29.6.25) 27 Mitglieder und Freunde des Kulturvereins Mengede, auch als „Saalbauer“ bekannt, per Bus auf nach Wanne-Eickel.

Die Reisegruppe „Saalbauer“ freut sich auf einen tollen Nachmittag.

Schon am Busbahnhof Mengede fiel Passanten der besondere Kleidungsstil auf. Die Reisegruppe war überwiegend in schwarz-gelben Trikots gekleidet. „Hat Borussia heute ein Spiel?“, lautete die Frage ungläubig. Natürlich nicht, sondern der Grund für den Dresscode war der Besuch des Theaterstücks „Ronaldo und Julia“ im Mondpalast Wanne-Eickel. In der Komödie geht es um die Rivalität zwischen dem BVB und Schalke 04. Stellvertretend für „ihre“ Vereine kleidet sich das Publikum in den Farben schwarz-gelb oder blau-weiß.

Der Zeitplan des „Saalbauer-Ausfluges“ war großzügig bemessen. Nach der Ankunft fanden bei einem leckeren Mittagessen intensive Gespräche über die nächsten Aktivitäten des Vereins statt. Anschließend war bei sommerlichen Temperaturen bis zum Start der Vorführung noch genug Zeit für einen Spaziergang in der angrenzenden Parkanlage.

Zu Beginn begrüßte Mondpalastdirektor Marvin Boettcher die Mengeder vor versammeltem Publikum persönlich und freute sich über den Besuch. Zum Start der Fußballkomödie wurde der Lautstärke-Pegel des Supports der rivalisierenden Fans gemessen. Der Test fiel unentschieden aus. 

Die Story

Zwei Kneipenfamilien vertragen sich nicht. Die eine ist Fan von Borussia Dortmund und die andere von Schalke 04. Ausgerechnet liegen ihre Kneipen Wand an Wand. Da liegt Ärger in der Luft. Doch was die Familien nicht wissen: Zwischen Tochter Julia Kapulinski und Nachbarssohn „Ronaldo“ Montakowski, der eigentlich Roland heißt, funkt es heftig. Davon sollen die anderen besser nicht erfahren. Aber genau das tun sie natürlich.

Nach dem Dortmunder Eigentor im Revier-Derby in der letzten Spielminute ist die Familie Montakowski im Siegesrausch und skandieren „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“, was einige wenige im Publikum brav befolgen. Die Familie Kapulinski ist am Boden zerstört und leckt ihre Wunden, ohne allerdings auf das beruhigende Bier, gerne auch als „Gedeck“, zu verzichten. Gerda, die Mutter von Julia, ist offensichtlich nicht besonders fußballinteressiert. Dennoch will sie keine Spiele verpassen, weil sie die „Knallköppe“ nicht allein lassen kann, sonst kommen „sie sturzbetrunken und demoliert nach Hause“.

Die Montakowskis erinnern sich noch an die goldenen Schalker Zeiten mit 7 Meisterschaften (die letzte 1958), betrauern aber aktuell die Zeit in der 2. Bundesliga. Im Vergleich zum BVB regt sich Fritz Montakowski, Vater von Ronaldo, über schwarz-gelb schon auf, wenn Biene Maja ins Fernsehen kommt. „Reg dich nicht auf, du wirst nur alt und grau davon“, versucht seine Frau ihn mit seinem bereits ergrauten Schopf zu beruhigen.

Es läuft auf eine Dauerfehde zwischen den benachbarten schwarz-gelben und blau-weißen Kneipenfamilien hinaus. Unbemerkt kommen sich Ronaldo Montakowski und Julia Kapulinski näher. Es funkt. Julia schenkt Ronaldo einen BVB-Schal, den er vor seiner Familie versteckt. Doch der wird entdeckt. Die Familie steht kurz vor einer Schockstarre. Nur Ronaldos Mutter steht zu ihrem Sohn. 

Julia gibt in ihrer Familie zu Bedenken, dass die Vereine schon seit ihrer Gründung ähnlich sind und sie spielt dabei auf die Arbeitertradition an. „Schalke ist und bleibt ein Chaotenverein“, schreit ihr Mischa ins Gesicht. „Und wir sind bald die neuen Bayern“, kontert Julia. „Bayern München, das tanzende Luxusballett“, nie im Leben, bekommt Mischa Schnappatmung. 

Allen Widerständen zum Trotz kommen sich Ronaldo und Julia näher. Sie fragen sich, welche Farben ihre Kinder haben, wenn sie welche bekommen? Schwarz-gelb oder blau-weiß oder eine Mischung daraus: etwa schwarz-weiß? Nach Julias Abschiedsbrief, in dem sie sich von allen Familienquerelen distanziert, stehen die verfeindeten Familien auf dem Bahnsteig in Wanne-Eickel während diverser Zugverspätungen vor einem Desaster: Ronaldo und Julia outen sich als Fans von Wattenscheid 09, mit den Trikots in schwarz-weiß!

Zum Schluss zeigt der Mondpalast den Saalbauern, wo sie eigentlich sind, und sie spielen den „Mond von Wanne-Eickel“ von Friedel Hensch & die Cyprys.

Nachtrag:

Ronaldo und Julia passen ins Revier. Mehr „ruhrpöttisch“ geht nicht. Alle Klischees, zwischen Herne-West (Schalke) und Lüdenscheid-Nord (BVB) werden bedient. Mit Humor und Charme erzählt das 10-köpfige Mondpalast-Ensemble die Geschichte von zwei Familien. Wer nach der „Mutter aller Derbys“ montags in den Betrieb kommt, kann/konnte dort die Geschichten und Rivalitäten unmittelbar erleben. Unüberbrückbare Gegensätze treffen aufeinander. Beziehungen und Freundschaften sind oft gefährdet. Dabei geht es doch „nur“ um Fußball.

Frei nach Shakespeares Vorbild hat sich Ruhrgebietsautor Sigi Domke die Geschichte ausgedacht und Thomas Rech hat sie auf die Bühne gebracht. Shakespeares Werk schildert die Geschichte zweier junger Liebender, die verfeindeten Familien angehören und unter unglücklichen Umständen durch Selbstmord zu Tode kommen.

Text und Fotos: Peter Kaufhold