Viele Rockidole starben mit 27 Jahren. Ihre bahnbrechenden Werke beeinflussen die Musikszene bis in die Gegenwart. Im Heinz-Hilpert-Theater lebten die Erinnerungen an sie wieder auf.
Forever Young – für immer jung -, wer wünscht sich das nicht? Im kleinen aber feinen Theater in unserer Nachbarstadt Lünen fanden sich unter diesem Motto viele Musikbegeisterte ein. Schwelgen in Erinnerungen an die Musikidole ihrer Jugend. Auch 9 Mitglieder des Heimatvereins Mengede machten sich voller Erwartungen an ein unvergessliches Musikevent nach Lünen auf.
Der Konzertabend war fast ausverkauft. Den Fans konnten man förmlich ihren Herzenswunsch von den Lippen lesen: „Wir wollen sie alle wiederhaben!“, die Mitglieder des 27Club. Eng ausgelegt gehörten dazu nur die 5 amerikanischen Musikerinnen und Musiker, die im zarten Alter von 27 Jahren – z. T. oft auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft – viel zu früh verstorben sind. Es waren Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse. Zum weiteren Kreis werden noch Bryan Jones (Rolling Stones), Alexandra (Schlagersängerin), Pete Ham (Badfinger) und je nach Interpretation auch noch Künstler anderer Genres (z. B. der Maler August Macke) gezählt.
Das Ensemble von „Forever Young” überzeugt die Zuhörer mit ihren Interpretationen berühmter Songs, die Musikgeschichte geschrieben haben. Sowohl die Kostüme als auch ihre Gestik und Mimik erinnerten an die Flower Power- und Hippie-Bewegung.
Petter Bjällö als fiktiver Roady Schlepp, der viele Jahre mit diversen Rock- und Popgrößen zusammengearbeitet haben soll, präsentierte einen Abend voller Höhepunkte aus der damaligen Rock ’n‘ Roll Ära. Der knackige Sound, perfekt abgemischt in angemessener Lautstärke, kam im Konzertsaal des Heinz-Hilpert-Theaters hervorragend zur Geltung.
Die Zeitreise begann mit der Blues- und Folksängerin Janis Joplin, in Szene gesetzt von der kanadischen Sängerin Sarah Smith. Janis Lyn Joplin hatte als Teenagerin mit Problemen zu kämpfen. Ihre pummelige Erscheinung, die von Akne geplagte Haut und ihre ungezähmten Haare machten sie schnell zur Außenseiterin unter Gleichaltrigen. Sie suchte mit ihrer harten Sprache, ihren wilden Gesten und mit Alkohol und Zigaretten nach Akzeptanz. Drogen und Alkohol waren im Laufe ihres kurzen Lebens fester Bestandteil des Alltags. Am 4. Oktober 1970 wurde sie tot in Kalifornien im Landmark Hotel aufgefunden. Sie starb an einer Überdosis Heroin.
Sarah Smith interpretierte Joplins Songs „Piece Of My Heart” und “Me And Bobby McGee”. Ihre „Rockröhre“ klingt Janis Joplins Stimme ähnlich. Dazu passten Kostüm, Frisur, die runde Nickelbrille. Mit Wucht trampelte sie auf den Boden, wiegt sich in den Hüften, schwingt mit den Armen – näher am Original geht nicht.
Roady Schlepp bat nun den legendären Jimi Hendrix auf die Bühne, dargestellt von Jimmy Springer, in Trinidad geboren, wohnhaft in Kanada. Auch er konnte das Publikum mit „Hey Joe“ und „All Along The Watchtower“ begeistern. Er porträtierte Jimi Hendrix mit dem unnachahmlich lauten psychodelischen Gitarrenspiel. Seiner Gitarre verlangte er alles ab. Zum Glück zündete er sie nicht an, wie es Hendrix auf dem Monterey Pop Festival 1967 zelebrierte. Jimi Hendrix hatte große Mengen Schlaftabletten mit Alkohol konsumiert und ist an seinem Erbrochenen erstickt.
Jim Morrison, der auch zum Club 27 zählt, erhielt seine Hommage vom Niederländer Pascal Velzeboer mit den Hits „Riders In The Storm“, „Light My Fire“ und „The End“. Morrison zählte zu den charismatischsten Persönlichkeiten der Rockmusik dieser Zeit. Er war eine Symbolfigur der Hippiezeit. Gemeinsam mit den Doors erweiterte er das Repertoire der Rockmusik um Formen des Rocktheaters. Er starb am 3. Juli 1971 in Paris vermutlich an einer Überdosis Heroin. Er wurde auf dem Pariser Friedhof „Père-Lachaise“ in der Nähe von Frédéric Chopin, Edith Piaf und Oscar Wilde begraben.
Der Berliner Freddie Hau übernahm die Rolle von Kurt Cobain von der Band Nirvana. Gitarrenspiel und Gesang passten perfekt. Die Titel „Smells Like Teen Spirit“, „Come As You Are” und “About A Girl” charakterisierten Cobains und Nirvanas wuchtigen Hardrock ebenso wie eine gefühlsame unplugged Performance. Kurt Cobain litt unter starken chronischen Magenschmerzen. Drogen entdeckte er als Mittel zur Schmerzlinderung. Am 5. April 1994 starb Cobain in seinem Haus in Seattle durch Suizid. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, der mit einem Zitat des Neil Young Songs „My My, Hey, Hey (Out oft the blue) endete:
“It’s better to burn out than to fade away.”
„Es ist besser, auszubrennen als zu verblassen.“
Mit der Darstellung der amerikanischen Soul- und Jazzsängerin Amy Winehouse hatte das „Forever Young-Ensemble“ noch einen weiteren Höhepunkt im Programm. Beehive-Frisur, breiter Lidstrich und Mode der 60er Jahre. Die Britin Rachel Hiew kam in Stimme und Outfit der 2011 verstorbenen Popikone sehr nahe. Rachel Hiew begeisterte das Publikum u.a. mit den Songs „Back to Black“ und “No No No”. So rasant Amy’s Karriere bis zum internationalen Durchbruch Fahrt aufnahm, so jäh war der durch psychische Probleme und Drogenmissbrauch verursachte Absturz. Zurück blieben millionenfach verkaufte Alben (Back To Black) und 6 Grammy Awards. Sie verstarb 2011 an einer Alkoholvergiftung.
Zum Schluss forderte das begeisterte Publikum mit stehenden Ovationen eine Zugabe. Passend zum Thema bedankten sich die Künstler mit „Knockin‘ On Heaven‘s Door“.
Unsere Vereinsmitglieder fuhren mehr als zufrieden nach Hause. Ihr Dank galt Diethelm Textoris, der wieder einmal einen tollen Veranstaltungstipp parat hatte.
Text: Peter Kaufhold; Fotos: Diethelm Textoris