Otto Schmidt berichtete über den Maler Karl Schusterschitz
Eine interessante Familie, die früher an der Dönnstraße in Mengede, (in dem Haus lebt heute Petra Hemker, eine der letzten Nachfahren) gewohnt hatte, stellte Otto Schmidt, engagiertes Mitglied unseres Bodelschwingher „Ablegers“, an unserem März-Stammtisch vor.
Im Mittelpunkt standen der Kunstmaler Karl Schusterschitz und die Postkarten, die er vor 100 Jahren – im Ersten Weltkrieg – als Soldat an seine Familie nach Mengede geschrieben hatte. Die erste stammt aus dem Jahr 1915.
Immer wenn Ruhe an der Front war und die Kanonen schwiegen, aber auch wenn er im Lazarett lag – er wurde zehnmal verwundet – griff er zu Buntstiften oder zu Wachsmalkreide. Als „Leinwände“ nutzte er Postkarten. Manchmal warf er gleich sechs davon am Tag in den Feldpost-Briefkasten. Kosten keine: Soldatenpost wurde kostenlos befördert. Allerdings wurde sie streng kontrolliert.
Schusterschitz überlebte den Krieg, aber er wurde nicht alt. Drei Jahre nach Kriegsende verstarb er im Alter von 29 Jahren an Tuberkulose.
Erhalten geblieben aber sind seine Postkarten und zahlreiche andere Dokumente.
Otto Schmidt hat dem Leben der Familie, deren ursprüngliche Heimat die damalige kaiserlich-königliche Donau-Monarchie war, akribisch nachgespürt und fast ein halbes Jahr dafür gebraucht. Als Grundlagen standen ihm 569 Dokumente zur Verfügung. Darunter das Fotoalbum, mit einem militärisch dekorierten Umschlag-Deckel, der Ursprung seiner Nachforschungen war.
Vieles hat er dabei herausgefunden, aber nicht, was die Familie, deren ähnlich klingender serbischer Name später eingedeutscht wurde, nach Mengede verschlagen hatte. Ob es die Kohle war ?
Doch keiner aus der Familie hatte im heimischen Pütt gearbeitet. Der Vater war auch eigentlich Maler, aber weil er mit seiner Kunst seine stattliche Familie nicht ernähren konnte, hatte er sein Talent auf profane Weise genutzt: Als Anstreicher weißelte er die Wohnungen seiner Nachbarn und – damit die Wände nicht zu kahl waren – schmückte er sie auch mit einem von ihm gemalten Bild .
Otto Schmidts Vortrag war nur eine Kurzfassung seiner interessanten Nachforschungen. Vor den Mitgliedern unserer Bodelschwingher „Filiale“ hatte er an drei Abenden über eine Familie berichtet, die aus Österreich nach Mengede gekommen war.
Während Karl Schusterschitz Junggeselle geblieben war, hatten seine Schwestern in bekannte Mengeder Familien eingeheiratet. Aber den Namen Schusterschitz selbst gibt es in Mengede nicht mehr.