Heimatblätter
Beiträge und Geschichten aus dem Stadtbezirk Mengede
Herausgegeben vom Heimatverein Mengede e. V.

Nr. 44 Juni  2015 14. Jahrgang
EP 0,50 Euro



 Abschied für immer

Ehrenmitglied Helmut Palm verstorben

Helmut Palm ist tot. Mit ihm verlor unser Heimatverein nach Kammersängerin Christel Goltz und Pfarrer Ernst Sonntag bereits sein drittes Ehrenmitglied. Palm verstarb am 13. Juni im Alter von 84 Jahren.
 1957 war der gebürtige Kölner nach seinem Ingenieurstudium an der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld als Markscheider zur Zeche Adolf von Hansemann später zur Zeche Hansa in Huckarde gekommen. 1989 holte man ihn in die Stabsabteilung der Ruhrkohle AG, deren Gründung er auch mit vorbereitet hatte. 1994 wechselte Helmut Palm zur RAG-Tochter Montan Consulting, die weltweit deutsche Bergbau- Erfahrung vermarktete und sich an ausländischen Kohlevorkommen beteiligte oder diese übernahm.
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Außerdem gehörte er bis zu seiner Pensionierung dem Vorstand an. Im Mengeder Vereinsleben engagierte sich Helmut Palm anfangs als Vorsitzender von „Mengede 2000“ und war zwei Jahre später einer der Mitgründer unseres Heimatvereins, in dem er auch gleich aktiv mitarbeitete. U. a. als Vize-Vorsitzender und später auch als „Krippenpapst“. In Erinnerung bleibt er auch in seiner Michaelis-Fest-Rolle als Bote des Kurfürsten Friedrich III., der 1698 Mengedes Marktrechte bestätigt hatte.
Außerhalb unseres Vereins engagierte sich Helmut Palm im Stadtbezirksmarketing sowie im Förderkreis und als Schriftführer im Männerverein der evangelischen Remigius-Gemeinde.
Karlheinz Bohnmann


Liebe Mitglieder des Heimatvereins,

Auf Anregung vieler Leser haben wir für das aktuelle Blatt wieder eine Beilage die sich mit unserer plattdeutschen Sprache befasst gefertigt. Viel Spaß mit der Lektüre.

Ihre Heimatblätter-Redaktion


Mitgliederversammlung 2015


Erfolgreich Bilanz gezogen

Der Vorstand hatte zur 13. Jahreshauptversammlung am 17. April 2015 ins Gemeindehaus der katholischen Remigius Gemeinde Mengede unter Angabe der Tagesordnungs- und Beschlussfassungspunkte eingeladen. Die Leitung der Versammlung übernahm Hans-Ulrich Peuser. Er begrüßte die Anwesenden und eröffnete die Veranstaltung mit einem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder. Das Protokoll des Vorjahres wurde nach Verlesung durch Jürgen Küster einstimmig genehmigt.Vizevorsitzender Peter Jürgens stellte fest, dass unser Heimathaus, ein beliebter Treffpunkt für alle Mitglieder, Freunde und Förderer unseres Vereins geworden ist. Von den im abgelaufenen Jahr durchgeführten Veranstaltungen hob er besonders das Musikfestival, die Jahresradtour an den Niederrhein, das Michaelisfest, den Adventmarkt rund um die evangelische St. Remigius-Kirche und den Schnadegang hervor. Abschließend bedankte er sich bei allen ehrenamtlichen Helfern, die die Durchführung aller dieser Aktivitäten erst möglich gemacht haben. Hans-Ulrich Peuser lobte ebenfalls den hohen ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder, besonders bei unserem Sommerfest und dem Adventsmarkt. Werner Hellmich erläuterte den Jahresabschuss 2014, der einen geringen Überschuss auswies. Im Gegensatz zu den Vorjahren nannte Hans-Ulrich Peuser in seinem Haushaltsplan 2015 keine Zahlen. Er erklärte, dass die laufenden Kosten für das Heimathaus über die Einnahmenseite gedeckt sind. Auch die Neuinvestitionen in eine Lautsprecheranlage inklusive eines Beamers sind aufgrund der aktuellen Kassenlage kein Problem. Der Bericht der Kassenprüfer wurde von Frau Jutta Schröder vorgetragen. Sie bescheinigte dem Kassierer eine ordnungsgemäße Buchführung. Danach erfolgte die einstimmige Entlastung des Vorstandes.Unter „Verschiedenes“ wurden zwei Fragen (Christel-Goltz-Straßenschild und Marktbrunnen) gestellt. Da dem Vorstand der aktuelle Sachstand nicht bekannt ist, sagte Peuser zu, sich zu erkundigen, wobei aber wohl beide Fälle eher der Politik zuzuordnen sind. Da es keine weiteren Wortmeldung und Diskussionsbeiträge mehr gab, beendete der Vorsitzende die Veranstaltung und lud die Anwesenden noch zu einer „Klönstunde“ in unser Heimathaus ein.

Franz-Josef Fedrau


Musikfestival begeisterte


Bleibt es weiterhin bei der Kaue?

Bürgermeisterin Birgit Jörder war begeistert: „Wir brauchen Musiker, die Wärme und gute Laune verbreiten, die uns die Hochs des Lebens spüren und Schönwetterperioden erleben lassen“. Sie verglich unser Musikfestival in der Kaue der früheren Zeche „Adolf von Hansemann“ dabei in ihrer Ansprache mit dem Wetter.
Als diesjährige Schirmherrin reihte sich die Frau aus dem Rathaus würdig in die lange Reihe der prominenten Festival-Paten (an der Spitze Ex-Bundespräsident Horst Köhler) ein. Sie freute sich über die große Resonanz, die die Veranstaltung auch bei ihrer elften Auflage wieder beim Publikum gefunden hatte. Wie zuvor schon unser Heimatvereins-Vorsitzender Hans-Ulrich Peuser in seiner Begrüßungsansprache bedauerte auch sie, dass Ludger Haumann infolge eines Verkehrsunfalls am Morgen des Veranstaltungstages, bei dem er verletzt wurde, nicht mit den von ihm geleiteten Gemischten Chor Westerfilde und dem Frauenchor Take Two auftreten konnte. Er lag zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus.
Durch seinen Ausfall verringerte sich die Zahl der Auftritte auf zehn. Trotzdem dauerte das Großkonzert auch diesmal fast vier Stunden.
Hans-Ulrich Peuser hatte in seiner Begrüßungsansprache nicht ohne Stolz seine Freude darüber gezeigt, dass es „in so kurzer Zeit (seit 2005) gelungen ist, das Festival als ein Mengeder Kulturereignis“ zu etablieren. Er versprach, dass es auch im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben wird. Allerdings ließ er offen, ob es bei dem Standort auf „Hansemann“ bleiben wird. Der Grund: Infolge verstärkter Brandschutz-Maßnahmen musste diesmal auf die Außengastronomie direkt vor der Kaue, die bisher (auch optisch) mit zum Flair der Festivals gehört hatte, verzichtet werden. Der dadurch erzwungene Ausweichstandort war im Vergleich dazu leider eine ungemütliche Notlösung, die mit dem bisherigen Standard nicht vergleichbar war und deshalb auch wesentlich weniger in Anspruch genommen wurde. Inzwischen ist eine Lösung gefunden worden, die im nächsten Jahr den alten Zustand wieder herstellt.
Dem Konzertprogramm, durch das Friedhelm Stolle führte, tat das aber keinen Abbruch. Der Ex-Vorsitzende des vor zwei Jahren nach 90 Jahren Existenz wegen Überalterung der Mitglieder aufgelösten MGV Sangesfreunde Westhausen ging dabei ausführlich auf die jeweilige Vita der Chöre und Musikgruppen ein. Diesmal sangen bzw. musizierten der Kinderchor Emscherwichtel des Kindergartens der evangelischen Noah-Gemeinde Mengede, das Jagdhornbläserkorps des Deutschen Teckelclubs Dortmund (Gruppe 1) zusammen mit den Groppenbrucher Jägerbläsern, der Gemischte Chor Liederstrauß, der Bläserchor der Noah-Kirchengemeinde, der MGV Frohsinn Bodelschwingh, das Akkordeonorchester Heider Spielgruppe, der katholische Kirchenchor Cäcilia Bodelschwingh / Westerfilde / Dingen, der Chor der Mengeder Regenbogen-Grundschule, der Gemischte Chor Heimatliebe, der Musikverein Mengede sowie das Gesangsensemble Netter Konzerte und Ritter´s Mandolinen-Konzert-Gesellschaft.

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Cäcilia Bodelschwing im Look der 20er

Insgesamt standen über 200 Sänger und Instrumentalisten auf der Bühne. Die jüngsten Teilnehmer waren zwei, die ältesten 82 und 84 Jahre alt. Ältester Verein war der vor 123 Jahren gegründete MGV „Frohsinn“ Bodelschwingh.
Den Zuschauern wurde ein bunter und interessanter Querschnitt der musikalischen Betätigung im Stadtbezirk Mengede präsentiert.
Auch dieses Konzert bewies einmal mehr, dass es für die früher übliche Wein-Weib-Seeligkeit im heutigen Liedgut keinen Platz mehr gibt. Neben neuen Liedern mit deutschen Texten (darunter auch bekannte Schlager) und nostalgischen Hits sind englische Texte in. Für alle Chöre und Instrumentalgruppen gilt: Sie begeisterten und durften sich deshalb auch über verdienten Beifall freuen.
Besonders interessant war der Auftritt des Gesangsensembles „Netter Konzerte“: Bei jedem Lied konnte sich eine(r) der fünf Sänger(innen) als Solist(in) präsentieren. Einen anderen Einfall hatte der katholische Kirchenchor Cäcilia aus Bodelschwingh: Passend zu Liedern aus den 20er Jahren war auch ihre nostalgische Kleidung, mit Zylindern und sogar mit weißen Gamaschen.
Am Ende des Konzertes kamen auch die Zuhörer zum Einsatz. Mit dem Bergmannslied „Der Steiger kommt“ erinnerten sie daran, dass das heutige Bildungszentrum der Handwerkskammer Dortmund einst als Zeche Mengedes größter und bedeutendster Arbeitgeber war.

Karlheinz Bohnmann


Über Mengedes Geschichte (7)


Mehr als eine Festung

„Mengede hat eine lange Geschichte, die bis in die Zeit vor 1000 Jahren zurückreicht“. Das schrieb in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Albrecht Stenger I. (evangelischer Pfarrer von 1885 – 1928) in einer Fortsetzungs-Serie, die unter dem Titel „Heimatbilder“ im „Mengeder Lokal-Anzeiger“ erschienen war. Ein historischer Rückblick, der nicht nur für Neu-Mengeder interessant ist. Deshalb berichten wir in einer von Karlheinz Bohnmann unter Berücksichtigung aktueller Aspekte bearbeiteten Serie in Auszügen über die Nachforschungen Stengers, die übrigens später von seinem Sohn Dr. Albrecht Stenger (*1896 – †1988) fortgesetzt wurden:

„Näher zu Mengede lag das Gut Aphoff“, heißt es weiter in Stengers historischen Aufzeichnungen. „Dessen Besitzer führte in seinem Wappen einen Apen (Affen), der auf einer Sackpfeife blies. Aus dem Jahr 1457 wurde berichtet, dass das Haus „to den Apen“ mit einem Bergfried vor den „Porten“ und mit Fischereien und Wällen zum Haus Mengede gehört hatte. Auch 1517 soll es noch gestanden haben.

Als Stenger seine „Heimatbilder“ verfasste, erläuterte er: „Noch heute deutet der sogenannte Aphof, auch Appelhof, darauf hin“. Dabei hatte es sich um eine Weide bei Altmengede (vermutlich vererbt aus „Aphoff“) gehandelt.“ Inzwischen erinnert nur noch die Straße „Im Apen“ an die frühere Festung.

Weiter berichtete Stenger, dass „stromabwärts von Mengede die Güter „In den Wellen“ und „Auf der Woort“ nahe der „Borgstätte“, welche längst vom Erdboden verschwunden, aber an den Resten der Umwallungen (Wälle) noch zu erkennen waren. Die Namen Aphoff, Apfeld, Wort und Welle sind noch im Gutsverzeichnis 1604 für Ländereien erhalten. Wie alle Absplisse (Teile) vom Hause Mengede waren, so fielen die Güter an dasselbe zurück. Wenn ein alter Chronist Teschenmacher sagt, Mengede sei eine Festung gewesen und 1270 geschleift, so meint er die Burg der Ritter, die ihren Namen vom Orte Mengede führten.“

Die ersten bekannten Vertreter dieses Rittergeschlechts waren um 1249 die Brüder Bernhard und Albert von Mengede, die „zusammen mit dem Edelherrn Konrad von Mulnarke beschuldigt werden, sich an den Gütern des Domstifts zu Goslar vergriffen zu haben und dafür mit dem Bann belegt“ wurden. Das älteste Siegel – ein Schild mit den zwei schwarzen Balken, die Redlichkeit und Treue bedeuten – tauchte 1340 in Urkunden des Ritters Gerhard von Mengede auf.

1350 wurde der Ritter Ernst von Mengede als Vasall des Grafen Johann von Limburg „mit der Hälfte des Gericht von Mengede“ belehnt. 1387 wurde „die Halbscheid (Hälfte) des Gerichtes von Mengede“ von der Stadt Dortmund als Lehen „an Ernst von Mengede neben Ernst von Bodelschwingh“ übertragen. Dessen Söhne Ernst und Hermann waren es, die den Abschied ihres Geschlechtes von Mengede vorbereiteten, als sie 1408 ihre Rechte sowie Schloss, Mühle und Hagen(könnte so etwas wie umzäuntes Sondereigentum bedeuten) an Gerd von Bodelschwingh verkauften, sodass „die von Bodelschwingh nun das Ganze besaßen“. Stenger vermutete, dass „die Mengeder Ritter offensichtlich Geldprobleme“ hatten, denn sie waren in zu viele Zweige zersplittert.

1415 „zedierte Adolf von Mengede seine Gerechtsame an dem Hause to den Apen, an dem Einstinkhove, an dem Dickhove und anderen Gütern an Gerd und Alef von Bodelschwingh“.

Mehr über die Familie von Mengede, die sich 1454 nach Livland verabschiedete, in der nächsten Ausgabe. 


1945: Amerikaner rücken ein (2)


Sinnloser Widerstand in Westerfilde

Während die Amerikaner Mengede und Nette nahezu ohne Probleme und Verteidigung eingenommen hatten, waren sie bei ihrem Weitermarsch in Bodelschwingh auf erbitterten Widerstand gestoßen.
Den Ort, der wegen seiner geographischen Lage zwischen Bochum und Dortmund als besonders gefährdet galt, traf es kurz vor Kriegsende, genau in der Zeit vom 6. bis 9. Mai 1945, mit voller Wucht. Schuld daran, dass die Bürger ängstlich in den Bunkern und Luftschutzkellern hockten und um ihr Leben fürchten musste, hatte ein junger deutscher Ritterkreuzträger. Von dem Offizier hieß es, dass er aus Westerfilde gestammt haben soll. Er hatte seinem „Führer“ im wahrsten Sinne des Wortes die gelobte Treue bis in den Tod gehalten.

Zehn Tage erbittert gekämpft

Mit einer SS-Einheit und einer Gruppe Fallschirmjäger hatte er sich in den Häusern im Bereich der Schlossstraße verschanzt. Zehn Tage lang stellte sich sein zusammengewürfelter Haufen den anrückenden GIs entgegen.
Der sinnlose Widerstand ging sogar so weit, dass es gelang, die bereits in Bodelschwingh eingerückten Amerikaner zeitweilig sogar wieder zurückzuwerfen. Sie büßten dabei sogar drei ihrer Sherman-Panzer ein. Die Wracks wurden erst drei Wochen später, als auch in Bodelschwingh und Westerfilde endlich Frieden herrschte, von US-Räumtrupps abgeholt.
Aber noch war es nicht so weit. Ergebnis des starken Widerstandes und der Erfolge der Verteidiger war, dass die Amerikaner schwere Artillerie einsetzten und nahezu Luftangriffe am laufenden Band flogen.
Wie ein Chronist aus der katholischen Gemeinde Westerfilde-Bodelschwingh damals notiert hatte, regnete allein am 7. April um 11.45 Uhr ein Teppich von rund 350 Bomben auf Westerfilde nieder. Der schwere Angriff forderte viele Tote und richtete große Gebäudeschäden in der Kolonie der Zeche Westhausen und an der Westerfilder Straße an. Unter den Opfern waren auch viele Ostarbeiter, die in ihren kleinen Bunkern von den Bomben überrascht wurden.
Doch das war noch nicht alles. Einen Tag später folgte bereits der nächste schwere Schlag, 630 Bomben schlugen in Westerfilde ein. Der Chronist notierte, dass der Ort danach „ein Bild des Grauens“ bot. 2000 Menschen verloren ihre Wohnungen. Und wieder gab es viele Tote und Verwundete unter der Bevölkerung. Einige davon wurden auf dem Westerfilder Berg begraben. An den identischen Kreuzen mit dem Sterbedatum 1945 ist zu erkennen, dass es sich um Kriegsopfer handelt.

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Amerikaner bei Mengede

Im Bericht einer namentlich nicht genannten Augenzeugin, den die Geschichtswerkstatt Dortmund in einem Buch abgedruckt hatte, hieß es, dass die Amerikaner am 11. April 1945 in Westerfilde einrückten, „nachdem am Vortag die Schlacht von Bodelschwingh getobt hatte.“

Mauer stürzte auf Bett

An die Kämpfe in Bodelschwingh hatte sich auch die verstorbene Landtagsabgeordnete Thea Weichert erinnern können, denn in ihrem Elternhaus hatten sich die „Vaterlandsverteidiger“ mit einer Funkstation eingenistet, während sich die Familie überwiegend im Keller versteckt hatte.
Thea Weichert überlebte nur, weil sie wenige Minuten zuvor das Bett verlassen hatte, in dem sie kurz vorher noch gelegen hatte. Denn durch Granatenbeschuss war eine Mauer eingestürzt, deren Trümmer nun das noch warme Bett bedeckten.
Thea Weichert hatte den Krieg überlebt, der Offizier des „letzten Häufleins“ nicht. Seine Leiche wurde am Ende des sinnlosen Kampfes in einer Hecke des Westerfilder Bauern Budde gefunden.
Auch seine Kämpfer mussten büßen. Als sie sich nach der Erstürmung der Keller schließlich mit erhobenen Händen ergaben, soll es zu einem grausamen Racheakt gekommen sein. Wie sich eine Frau Möller, die in Bodelschwingh gewohnt hatte, in dem erwähnten Buch der Geschichtswerkstatt berichtet hatte, seien „die Soldaten mit Maschinengewehren hin gemäht“ worden. Die Leichen waren angeblich von den Siegern auf einer Plane öffentlich zur Schau gestellt worden.

Karlheinz Bohnmann

Die nächste Folge unserer Kriegsende-Serie befasst sich mit dem Geschehen nach dem Einmarsch.


Radsaison 2015 gestartet


„Rund um Mengede“

Nach unserem „Einrollen“ im März, bei dem witterungsbedingt (die Kälte) nur vier Teilnehmer am Start waren, starteten wir am 16. April, zu unseren monatlichen Radtouren in diesem Jahr.
Wie schon in den Vorjahren führte die erste Tour einmal „Rund um Mengede“.
Bei trockenem, nicht zu warmem Wetter fanden sich am Startplatz Heimathaus sage und schreibe 22 Teilnehmer ein, die sich kurz nach 11 Uhr auf den Weg machten. Streckenverlauf:
Durch die Mengeder Heide fuhren wir nach Leveringhausen zur Laurentius-Kapelle, wo die erste kurze Rast eingelegt wurde. Weiter, am Dortmund-Ems-Kanal Richtung Groppenbruch entlang, kamen wir über die Schaarstraße in das Landschaftsschutzgebiet Schwieringhausen. Dort hatten wir richtiges Glück: Die Heckrinder wurden gerade gefüttert, und wir durften sogar (auf eigene Gefahr), das Gehege betreten. Am Gut Königsmühle, dem Bahnhof Mooskamp und Schloß Westhusen vorbei fuhren wir durch den Rahmer Wald. Trotz des nicht geringen Flüssigkeitsverlustes ließen wir den „Wiesengrund“ und „Tante Amanda“ links liegen. Weiter ging es durch Bodelschwingh. Dort gab es die einzige Bergwertung des Tages. Über den Schlossberg und den Dinger Berg erreichten wir Dingen.

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Die große Rinder-Herde im Schaar

In der über 100 Jahre alten Gaststätte Haus Rüther, wo wir schon erwartet wurden, machten wir dann unsere wohlverdiente Mittagspause. Wie schon im vergangenen Jahr gab es leckere warme „Kleinigkeiten“ (Bratkartoffeln, Spiegeleier, Leberkäs, Nürnberger Röstbratwürstchen u. ä.). Wegen der verschwitzten Zunge tranken wir natürlich auch einige Kaltschalen, bevor es um 14:45 Uhr weiter ging.
Am Deininghauser Bach entlang, vorbei am Hof Menken kamen wir nach Deininghausen.
Durch das Nierholz und das Landschaftsschutzgebiet Beerenbruch, vorbei am Brunosee und am neuen Regenrückhaltebecken der Emscher fuhren wir zurück zum Heimathaus, wo dann gegen 15:30 Uhr, bei einem leckeren „Pott‘s“ die Tagestour durchweg positiv bewertet wurde.

Terminänderung:

Die monatlichen Radtouren finden übrigens in diesem Jahr an jedem dritten Donnerstag im Monat statt, Start ist immer um 11 Uhr am Heimathaus.

Franz-Josef Fedrau

 


 Konzert im Heimathaus


 Applaus für Geigerin und Pianisten

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Lena Höller und Hans-U. Peuser

 Auf eine „Musikalische Reise zu den Sternen“ nahmen am 26. April Lena Höller und Hans-Ulrich Peuser rund 20 interessierte Zuhörer mit und entzückten das anwesende Publikum mit ihren wohl ausgesuchten Vorträgen.

Die Stimmung sowie die Akustik im Heimathaus waren ganz hervorragend und so war es denn auch keine Überraschung, dass sich die Zuhörer mit langem Zwischenapplaus bei den Vortragenden bedankten.

Es wurden u.a. Werke von Arvo Pärt („Spiegel im Spiegel“), Lindsey Stirling („Crystallize“), John Williams („Star Wars“), Michael Jackson („Earth Song“ sowie „Heal the World“) und auch Ludovico Einaudi („Passagio“) in fein abgestimmter Harmonie vorgetragen.
Nach einem starken Schlussapplaus gab es dann die übliche Zugabe: Mit „Ein schöner Tag“, besser bekannt unter dem Titel „Amazing Grace“ klang dann dieses kleine „Abendkonzert“ im Heimathaus aus. Die Musiker versprachen, im Herbst erneut Geige und Klavier erklingen zu lassen!

Hans-Ulrich Peuser


Familiengeschichten


 Erna mit Wagen gestohlen

Nur wenige Gewerbetreibende unterstützten 1894 den Krieger- und Landwehrverein in Bodelschwingh mit einer Anzeige im „Festbuch für das 25-jährige Jubelfest“. Unter den Gönnern war auch Anton Peikenkamp, der auf der Deininghauser Str. 33 in Oestrich eine Kunst- und Handelsgärtnerei betrieb. Aus der Familienschatulle wurde dem Heimatverein nun eine nette Geschichte aus alter Zeit präsentiert.

Was war geschehen? Vater Peikenkamp war wie gewöhnlich mit seiner Stute Erna und einem Federflachwagen zum Hauptwochenmarkt nach Dortmund gefahren. Der Markttag hatte noch nicht richtig begonnen, als Anton Peikenkamp am frühen Morgen feststellte, dass er den Weg nach Hause ohne sein Gefährt antreten musste, Pferd und Wagen waren gestohlen. Diebstähle waren schon immer Delikte ihrer Zeit, aber Pferd und Wagen zu stehlen, stelle ich mir schwieriger vor, als heute mit einem Auto zu verschwinden.

Jedenfalls erstattete Peikenkamp Strafanzeige und hier genügte keine einfache Anzeige bei der Polizei, Peikenkamp musste eine Druckerei mit dem Druck der offiziellen Anzeige beauftragen, um die Recherchen der Behörde einzuleiten. Die abgebildete Mitteilung an die Polizeibehörde vom 2.10.1914 hatte folgenden Wortlaut:

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 Am Mittwoch, den 30. cr., morgens zwischen 7-8 Uhr ist meinem Vater vom hiesigen Hauptwochenmarkt ein wertvolles Fuhrwerk gestohlen worden.
Ich bitte die wohllöbliche Polizei-Behörde ergebenst um Anstellung von Recherchen und zweckdienliche Mitteilungen an den Unterzeichneten (Telefon Amt Dortmund 2060) oder an die hiesige Kriminal-Polizei gelangen zu lassen.

Beschreibung

Schwarze Rappstute, 1,80 Meter groß, tragend, mittelschwer, 8jährig, kupierter Schweif (am linken Hinterhuf fehlte am Tage der Entwendung ein Eisen) lange, nach links hängende Mähne, hört auf den Namen Erna, Wert ca. 1000,- Mk – Schwarzes noch fast neues Blattgeschirr mit Zugketten.

Ein noch fast neuer ca. 3 ½ Meter langer Feder-Flachwagen (Achsennummer wird noch mitgeteilt), gelb mir roten Rädern und Patentachsen, ca. 1 ½ breiten niedrigen Seitenflachen, hohem Kutscherbock, vorn am Bockbrett hinter der Schere befand sich ein angenageltes schwarzes Blechschild mit weißer Aufschrift: „Ant. Peikenkamp, Oestrich“ und muss die Farbe unter dem Schild noch neu sein, wenn das Schild fortgerissen ist.

Der Wagen hat einen Wert von 500 Mk. Wiederbringer erhält Belohnung.

Hochachtungsvoll

W. Peikenkamp

Leider ist der Familie nicht bekannt, ob die trächtige Erna ihren heimatlichen Stall je wiedergesehen hat.

Fr.- Heinrich Veuhoff


Aus Zeitschriften und Büchern (3)


Wissenswertes aus dem Stadtbezirk

Verein für Kultur und Heimat Castrop-Rauxel (Hrsg.), Kultur und Heimat, 65. Jahrgang 2014, 162 Seiten

Die Jahreszeitschrift ist bisher als Publikation der Ortsgruppe Castrop-Rauxel des Westfälischen Heimatbundes erschienen. Im September 2014 hat der neugegründete Verein „Kultur und Heimat Castrop-Rauxel“ die Herausgabe übernommen. Die Redaktion der Zeitschrift liegt in Händen von Thomas Jasper (Stadtarchiv Castrop-Rauxel) und Johannes Materna (VHS Castrop-Rauxel). Beide sind zugleich 1. und 2. Vorsitzender des Vereins „Kultur und Heimat Castrop-Rauxel.

Das Jahresheft 2014 erörtert in 14 Beiträgen Historisches und Aktuelles aus dem Leben unserer Nahbargemeinde, mit der Mengede als Gemeinde über viele Jahrhunderte eine gemeinsame Vergangenheit hatte. Die endgültige Teilung der Gemeinden Castrop-Rauxel und Mengede erfolgte erst im Rahmen der kommunalen Neuordnung des Ruhrgebietes im Jahr 1926.

Wenn auch alle Beiträge des Jahresheftes 2014 von Interesse sind, so tangieren vier Beiträge auch die Mengeder Geschichte. Zunächst behandeln Martin Hoffmann und Heinrich Hartmann die 100-jährige Geschichte des Rhein-Herne-Kanals, der heute den Dortmund-Ems-Kanal mit dem Rhein verbindet und somit eine wichtige Schifffahrtsverbindung darstellt. Besonders interessant ist die Geschichte der sieben Kanalbrücken in Castrop-Rauxel, die aufgrund verschiedener Umstände immer wieder durch neue Brückenbauwerke ersetzt werden mussten.

Der Castroper Historiker Dietmar Scholz (†2014) hat einen bemerkenswerten Beitrag zur „Deportation der letzten Juden aus Castrop-Rauxel in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in den Jahren 1942/43“ verfasst. Während 1939 noch etwa 60 jüdische Personen in Castrop-Rauxel ihren Wohnsitz hatten, war die Zahl bis Ende 1941 schon auf 23 reduziert, von die meisten von Dortmund aus in die Konzentrationslager deportiert worden sind. Die Verschleppung der Mengeder Juden erfolgt nahezu gleichzeitig. Der Autor Dietmar Scholz war nicht nur ein profunder Kenner der jüdischen Geschichte von der frühen Neuzeit bis zur Auslöschung des deutschen Judenturms durch die Nazis, sondern auch als Verfasser der Castrop-Rauxeler Stadtgeschichte „Von der Fryheit zu Europastadt“ in der er die Historie einer Mittelstadt vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart darstellte.

Dr. Angela Speckmann berichtet über die Ergebnisse der Ausgrabungen im Hochwasserrückhaltebecken in Ickern/Mengede im Rahmen der Renaturierung der Emscher, insbesondere über die archäologischen Funde und deren zeitliche Zuordnung. In ihrem Aufsatz ist eine mehrbändige wissenschaftliche Publikation mit allen Forschungsergebnissen angekündigt.

Schließlich ist auch der Beitrag von Axel Heimsoth über die Rolle der „Castroper Zeitung am Vorabend des Ersten Weltkrieges“ von Interesse, da diese Zeitung 1914 zugleich amtliches Organ für das damalige Amt Mengede war.

Friedhelm Kopshoff und Rudolf Wagener haben in 17 Folgen seit 2005 über die Grundherrschaften im Raume Castrop berichtet und dabei auch die Grundherrschaft „Haus Bodelschwingh“ behandelt, zu der allein mehr als 50 Höfe gehörten. Diese Reihe wird im Jahresheft 2014 mit einer Zusammenfassung und einem Verzeichnis abgeschlossen.

Das Jahresheft 2014 vermittelt aufschlussreiche und informative Details zur Ortsgeschichte von Castrop-Rauxel, aber auch über die Nachbargemeinde Mengede. Wir wünschen den Redakteuren und Autoren von „Kultur und Heimat“ weiterhin viel Erfolg bei der Bearbeitung der Regional- und Lokalgeschichte.

Paul Gausepohl

 


Tagesausflug des Heimatvereins


Am 11. Juli nach Willingen

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Der diesjährige Ausflug des Heimatvereins hat das hessische Bergland zum Ziel. Nach dem Stadtrundgang durch die alte Regierungsstadt geht es weiter nach Willingen, wo im Panoramarestaurants des „Hotel 2010“, hoch über dem Ort zu Tisch gebeten wird. Anschließend steht die Besichtigung der größten Normal-Skisprunganlage der Welt auf dem Programm. Sie kann behindertengerecht bis zum „Adlerhorst“ unter Führung besichtigt werden. Alternativ kann im schönen Strycktal in dem die Schanze liegt, gemütlich gesessen oder gewandert werden. Der Fahrpreis einschließlich Stadtführung in Arnsberg, Mittagessen und Eintritt in Willingen beträgt 39 Euro.

Anmeldungen nimmt Jürgen Küster unter 0231-352607 entgegen, Interessierte können sich aber auch unter www.heimatverein-mengede.de Plätze reservieren lassen.

Ihre Heimatblätter-Redaktion