3. Etappe: Von Gelsenkirchen nach Bottrop
Die Wetterprognosen waren nicht die besten. Trotzdem fanden sich am Donnerstag dem 02.03.2017 sechs unermüdliche Wanderer am Mengeder Bahnhof ein, um die Strecke von Gelsenkirchen nach Bottrop zu per Pedes zu bewältigen.
Erstmalig dabei war Hartmut Czeh, der sich als besonders mutig erwies, weil er sich mit einer Borussia Jacke wetterfest gemacht hatte und sich mit dem weit sichtbaren Bekenntnis zu seinem Lieblingsverein ins „feindliche Ausland“ traute.
Zum Wanderstart ging es, wie schon bei den letzten Etappen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit einer preisgünstigen Gemeinschaftskarte. Leider war der Anschluss in Gelsenkirchen etwas knapp bemessen, so dass wir einen 10 Minuten später abfahrenden Bus nehmen mussten. Der fuhr allerdings nicht ganz bis zum Nordsternpark, was unsere Wanderstrecke um einen Kilometer verlängerte.
Als wir die markante Bogenbrücke erreichten, wehte ein kräftiger Wind, so dass sich auf dem Rhein-Herne-Kanal Wellen bildeten, die mit ihm zusammen ein wenig „Ostfriesland-Feeling“ vermittelten. Im Gegensatz zur zweiten Etappe war der Kanal nur kurz unser Begleiter. Wir verließen ihn nach einer Stunde im Essener Stadtteil Karnap und gingen durch die dortige „Gartenstadt Siedlung“, eine ansehnliche, gepflegte frühere „Zechenkolonie“. Kurz vor den Werkstoren der ehemaligen „Ruhrglas GmbH“ (heute Verallia Deutschland AG) bogen wir nach links. Einige von uns erinnerten sich noch an die berühmten „Ruhrglas-Rillengläser“, in denen unsere Eltern und Großeltern Früchte, Gemüse und auch die Produkte der letzten Hausschlachtung durch „Einkochen“ konservierten.
Nach Überquerung der renaturierten „Boye“ auf eine Fußgängerbrücke hatten wir bereits Bottroper Gebiet erreicht. Den „Lippens Hof“ mit dem Restaurant „Ich danke Sie“ ließen wir links liegen. Das Lokal von Fußballlegende Willi „Ente“ Lippens öffnet im Winter erst um 17 Uhr. An einer äußerst „fußgängerunfreundlichen“ Ampel an der viel befahrenen B 224 (Dorsten nach Essen) erreichten wir mit der Gartenstadtsiedlung Wellheim eine weitere Mustersiedlung der „IBA Emscherpark“. Dann war Kondition gefordert. Vor uns lag das „Haldenereignis Emscherblick“. Wir nahmen den direkten Weg über die Treppen mit 387 Stufen. Begleithund Cooper stürmte ohne Nutzung der Stufen im Steilanstieg voran, wartete dann aber geduldig an jedem Treppenabsatz auf die doch deutlich müderen Wanderer.
Oben auf der Plattform steht als unverkennbare Landmarke der gewaltige Tetraeder, für dessen Konstruktion 210 Tonnen Stahl und Rohre in einer Länge von 1,5 km verarbeitet worden sind. Die Pyramide mit einer Seitenlänge von 60 m ruht auf vier 9 m hohen Betonpfeilern. Ihre Besteigung nahmen wir arbeitsteilig vor: zwei gingen bis zum ersten Absatz, besannen sich dann aber auf ihre Höhenangst, zwei gingen bis zum zweiten und nur die beiden Ältesten (72 und 73) erreichten die letzte Aussichtsterrasse in gefühlt schwankender Höhe. Denn immer noch blies ein kräftiger Wind. Der Abstieg von der Halde war wegen der Serpentinen deutlich gemütlicher als der Aufstieg. Diese Route kann auch von konditionsstarken Radfahrern für die Fahrt nach oben genutzt werden. Unten erreichten wir gegen halb zwei den „Imbiss am Tetraeder“, wo es nach eigenen Angaben die beste Currywurst Bottrops gibt. Die schmeckte wirklich ausgezeichnet und gab zusammen mit dem frisch gezapften Pils vom Fass oder dem wärmenden Kaffee Kraft für den letzten Teil der Wanderung.
Der führte durch den Volkspark Batenbrock zum neu errichteten Stadtteil Prosper III, der auf einer 26 ha großen Brache der gleichnamigen ehemaligen Zeche errichtet wurde. Leider hat sich dieses hochgelobte Projekt der IBA Emscherpark wegen seiner umstrittenen Architektur nicht als das propagierte Glanzlicht erwiesen. Unser Fazit: Die verantwortlichen Architekten müssten verurteilt werden, hier zu wohnen. Wir passierten den öde wirkenden Platz mit einer „Einkaufsmeile“, in der nahezu alle Geschäftsräume leer standen. Dazu bildeten die wenigen, aus der Zechenzeit übriggebliebenen Gebäude an deren Ende dem Auge und Gemüt einen wohltuenden Kontrast und Erinnerungen an Zeiten, als Architekten sich noch Mühe gaben.
Zum Schluss der Wanderung gab es mit dem Stadtgarten Bottrop nochmal eine Parklandschaft mit weiten Rasenflächen und alten Bäumen. Hier trafen wir auf den Klompenweg X 11, der von Arnheim kommt. Vielleicht eine Anregung für zukünftige Wanderungen mit dem Heimatverein. Von der Haltestelle „Sportpark“ erreichten wir bei guten Verbindungen trotz zweimaligen Umsteigens in weniger als 1,5 Stunden den Mengeder Bahnhof. Übrigens: Außer einer Aufschrift „Tod dem BVB“ war Mitwanderer Hartmut keinen weiteren Anfeindungen ausgesetzt. Er wurde sogar von einem Gleichgesinnten freundlich gegrüßt. Und noch eins: Obwohl unser „Wettermaskottchen“ Franz-Josef an diesem Tage nicht dabei sein konnte, hat uns der Regen weitgehend verschont.