Seit 2004 führt der Heimatverein Mengede am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) mit seinen Mitgliedern und Gästen Schnadegänge rund um den Stadtbezirk Mengede durch.

Trotz nicht gerade rosigen Wetterprognosen hatten sich zum diesjährigen Schnadegang im Grenzbereich der ehemaligen Flur VIII der Gemeinde Mengede pünktlich um 11 Uhr rund 40 Schnadegänger am Heimathaus am Widum eingefunden. 

Der erste Info-Stop erfolgte am Bodendenkmal Haus Mengede, wo der „Mann für alle Fragen rund um Mengede“, Franz-Heinrich Veuhoff, mit einigen Sätzen über die Historie des ehemaligen Wasserschlosses informierte. Wie immer konnte er zu der Historie auch persönliche Erlebnisse einbringen, musste er doch als Kind immer im Haus Mengede beim Bauer Rohe „Pachtgroschen“ in bar abliefern und bekam von ihm dann einen Apfel als Wegzehrung mit.

Weiter ging es zum Vereinsheim des Tennis-Clubs Mengede wo der „Mengede-Spezialist“ Wissenswertes zum Mengeder Volksgarten und auch zum dortigen Stadion zu erzählen wusste, das in den Nachkriegszeiten Tausende von Besuchern anlockte. Es fehlte auch nicht der Hinweis auf das dem Vereinsheim gegenüberliegende historische Toilettenhäuschen, das nicht mehr zu seinem ursprünglichen Verwendungszweck zu nutzen ist und bei dem die „Damenseite“ inzwischen abgerissen wurde. 

Dirk Lehmhaus, Mitarbeiter im Grünflächenamt der Stadt Dortmund und NABU-Mitglied, informierte die Teilnehmenden über den Mengeder Heimatwald, der anschließend durchquert wurde und der natürlich weiter besteht, obwohl der tragende Verein inzwischen aufgelöst wurde. Ein Blick nach rechts zeigte, dass die geräuscharmen Rasenmäher, eine Schafherde, ihre Tätigkeit aufgenommen hatten. Als Hingucker auch bei verhangenem Himmel präsentierte sich das Wohnhaus an der Altmengeder Straße 119. Die ehemalige landwirtschaftliche Hofstelle wurde 1891 errichtet. 1994 erwarb die Familie Lehmhaus das Anwesen und sanierte es in unzähligen Arbeitsstunden liebevoll unter Einhaltung der Denkmalschutzvorschriften. 

Rechts neben dem Gebäude befindet sich der Zuweg zum Obstbaummuseum der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Hier erfährt man viel Wissenswertes über unsere alten westfälischen Obstsorten mit den klangvollen Namen wie Augustbirne, Langsüßer oder Schöner aus Boskoop. Die hier angesiedelten Bienen sieht Lehmhaus nicht so positiv, weil sie die heimischen Völker verdrängen. Das Museum bringt ihm auch schon mal ungebetene Gäste, die meinen, sein Haus gehöre zum Museum, anklingeln oder in seinem Garten Rast machen. 

Nach einer kurzen Pause an der ehemaligen Gaststätte Schaarmann führte der Schnadegang die Gruppe zur Heckrinder-Weide im Naturschutzgebiet „Im Siesack“. 

Hier konnte Dirk Lehmhaus den Teilnehmern interessante Informationen über die Heckrinder geben: Dass sie das Ergebnis von Rückzüchtungsversuchen zum Auerochsen durch die Gebrüder Heck sind, dass sie trotz des Lebens unter nahezu wilden Bedingungen zur den Hausrindern zählen und dass im Wesentlichen für sie die gleiche Schlachtordnung gilt. „Um die Population bei etwa 25 Rindern konstant zu halten, mussten wir die bis zu 900 Kilo schweren Tiere bis vor wenigen Jahren lebend zum Schlachthof bringen. Das bedeutete für sie viel Stress. Zum Glück dürfen sie inzwischen abgeschossen werden.“ Im Siesack wurden sie vor allen Dingen angesiedelt, um unliebsame Besucher aus dem geschützten Gebiet herauszuhalten. Ganz besonders stolz ist er auf den ersten Bruterfolg eines Weißstorchenpaares in diesem Jahr, wobei es vorher noch nie brütende Störche im gesamten Dortmunder Gebiet gegeben hat. Lehmhaus war maßgeblich an dem Aufstellen des Storchenmastes beteiligt. Doch es sollte Jahre dauern, bis ein Storchenpaar ihn als Nistplatz annahm. Der Naturkundler verwies auch noch auf seltene Vogelarten wie den Neuntöter und auf angesiedelte Ringelnattern in diesem Gebiet. 

Damit die Wetterprognosen wenigstens halbwegs stimmten, setzte jetzt ein Starkregenguss ein, der die gut ausgerüsteten und immer noch gutgelaunten Wanderer nicht abschreckte und auch bald wieder aufhörte. Auf Gut Königsmühle, dem Domizil der Stiftung „help and hope“, wurde die Wandergruppe von der ersten Vorsitzenden, Sandra Heller, empfangen. Nach einer kurzen Stärkung mit Bratwurst, Kaltgetränken, Kaffee und Kuchen am und im Landcafé „Kleiner König“ hatten die Teilnehmer bei einem Rundgang über das Gelände die Gelegenheit die Räumlichkeiten von innen zu besichtigen. Sandra Heller konnte dabei ihren Gästen einen umfangreichen Überblick über die Tätigkeiten und Ziele der Stiftung geben. Die Besucherinnen und Besucher waren sehr beindruckt von den nach pädagogischen Erkenntnissen angelegten und neu ausgestatteten Räumen und auch von den Zukunftsplänen wie der Einrichtung einer Jugendherberge. Der Rückweg führte auf dem Emscherweg zurück zum Heimathaus, wo der Schnadegang seinen Ausklang fand. Viele der Teilnehmenden äußerten ihr Lob über diese wieder einmal gelungene Veranstaltung. 

Text: Ralf Obernier/Diethelm Textoris, Fotos Ralf Obernier