Jochen Meschke begeistert mit „Thank you for the music“ und „Eine Liebe in Westfalen“.

Letzten Mittwoch, 04.10., fand wieder der beliebte Monatsstammtisch des Heimatvereins Mengede statt. Dem Besucherandrang zufolge musste es sich dabei um einen der vielen Höhepunkte im Veranstaltungskalender unseres Vereins handeln. Und genauso war es. Jochen Meschke, von 1989 bis 2021 Geschäftsführer der Westfalenhallen, blickt auf 6000 Veranstaltungen zurück. Er ist Autor des Buchs „Eine Liebe in Westfalen“. Dort hat er zahlreiche Anekdoten der Stars der Musikszene verewigt. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Vera präsentierte er seine Musik-Revue „Thank you for the music“. Der Heimatverein kam in den Genuss einer Vorpremiere. Erst am 24.11.23 findet die bereits ausverkaufte Uraufführung im Wilhelm-Hansmann-Haus statt. Den musikalischen Beitrag leisten dort sieben Musiker aus Dortmund und Umgebung.

Jochen Meschke trug die Anekdoten aus seinem Buch in kurzweiligen Erzählungen seiner Erlebnisse in 32 Jahren als Hallenmanager vor. Nach jedem Abschnitt interpretierte Hans-Ulrich Peuser auf dem Klavier routiniert die Hits aus der jahrzehntelangen Musikgeschichte der Westfalenhalle.

Unser Referent teilt seinen Vortrag in 6 Musikepochen ein. Zu Beginn:

Von der goldenen Schlagergeneration bis zu den Rolling Stones

Musikveranstaltungen gab es nach der Eröffnung der neuen Westfalenhalle am 2. Februar 1952 durch Bundespräsident Theodor Heuss zwar auch, aber längst nicht in dem Ausmaße wie heute. Sie hießen Schlagerparade oder Schlagerexpress und bei den Texten ging es um die Sehnsucht nach der heilen Welt, kritische Lieder waren nicht massentauglich. Freddy Quinn und Roy Black waren die angesagtesten Schlagerstars. 

Foto © Ralf Obernier

Den akustischen Beweis trat Hans-Ulrich Peuser mit den Liedern „Junge komm bald wieder“ (Freddy Quinn) und „Ganz in Weiß“ (Roy Black) an. 

Deutsche Solointerpreten konnten die Westfalenhalle nicht füllen. Erstmals lockte der geniale Jazzmusiker „Satchmo“ Louis Armstrong 16000 Besucher in die Arena. Dazu stimmte Hans-Ulrich den Hit „What a Wonderful World” am Klavier an.

„Mit der Zeit entwickelten sich mit der englischsprachigen Beat- und Popmusik und der Rockmusik zwei Musikrichtungen“, erinnert sich Jochen Meschke. Während die aalglatten Anhänger der Popmusik sich mit dem Establishment arrangierten, waren die Rockfans kritischer und problembehafteter. Diverse Gewaltausbrüche auf Konzerten schreckten die Dortmunder Hallenchefs davon ab, dieses Genre ins Programm aufzunehmen. Doch der Konkurrenzdruck wuchs. So fand am 31.3.1966 das erste Rockkonzert in der Westfalenhalle statt, ausgerechnet mit den Rolling Stones. Es gab keine Ausschreitungen der feiernden Fans. Dazu passte am besten „Satisfaction“.

Die Epoche „Sex, Drugs and Rock n Roll”, in der der Lebensstil der göttlich angebeteten Superstars nach Freiheit, Emanzipation aber auch Haschisch und Koks überwog, kennzeichnete Jochen Meschke beispielhaft mit dem Konzert von Bob Marley. Durch die Westfalenhalle waberte ein verdächtiger Cannabisgeruch. Die 4000 Fenster in der Halle waren beschlagen. Ein nicht näher genanntes Lokal am Dortmunder Ostwall soll die Quelle für die bewusstseinserweiternden Substanzen gewesen sein. Dazu liefert der Song „No Woman No Cry“ im Heimathaus die passende Atmosphäre. 

Barry Ryan erhielt 1993 bei der Löwenverleihung von RTL den bronzenen Löwen. Doch er vergaß ihn mitzunehmen. Nach der Kontaktaufnahme zu seinem Management zeigte er sich an dieser Auszeichnung wenig interessiert. Für die gute Zusammenarbeit erhielt Jochen Meschke die Statue. Foto ©Peter Kaufhold

Über weitere Mega-Events konnte Jochen Meschke in seinem Kapitel „Die Mauer fiel zweimal“ berichten. Das Pink Floyd Spektakel „The Wall“ füllte achtmal die Halle. Es ist zwar historisch nicht belegt, aber eine Parallele zum Berliner Mauerfall wird deutlich.

Natürlich stimmte Hans-Ulrich danach den Hit „Another Brick in The Wall” an.

Die „Neue Deutsche Welle“ mit den Top Acts von Nena, Trio, Hubert K konnte keine großen Hallen füllen. Aber durch sie wurde Musik mit deutschen Texten salonfähig. Dazu passte perfekt Nena mit ihren 99 Luftballons.

Zirkus gehörte auch zum Programm der Westfalenhalle: Hier: Bernhard Paul, Mitgründer vom Circus Roncalli mit Jochen Meschke. Foto © Jochen Meschke

Ein besonderes Highlights war das Konzert von Marius Müller-Westernhagen. Er brachte mit dem Song „Freiheit“ das Gefühl der Menschen auf den Punkt und löste stehende Ovationen aus.

Es gab viele unvergessliche Höhepunkte in der Geschichte der Westfalenhalle. Aber leider auch eine Tragödie. Der Hubschrauberabsturz während der Jugendmesse „You“, bei dem 13 der 14 Insassen ums Leben kamen.

Dieter Falk vor den goldenen Schallplatten von PUR. PUR und die Toten Hosen sind die Bands mit den meisten Auftritten in der Westfalenhalle. Foto © Jochen Meschke

Die Liste der Big Events lässt sich fast unendlich weiter führen mit dem Magier David Copperfield (19-mal ausverkauft), Peter Maffay, er lockte mit seinem Rockmärchen Tabaluga insgesamt 110.000 Besucher an (dazu passte der Song Nessaja). Nicht zu vergessen die Kelly Family. Mit ihren Konzerten der Jahre 1994 und 1995 halten sie mit 120.000 Besuchern den Hallenrekord.

Für ausverkaufte Konzerte verlieh die Westfalenhalle einen Sold-out Award. Für den sich die „Toten Hosen“ Backstage lautstark bei Jochen Meschke mit „For he‘s a jolly good fellow“ bedankten.

Westfalenhalle von 2010 bis zur Gegenwart

Seit dem Neubau großer Arenen (in Köln, Hamburg, Berlin) war die Westfalenhalle für viele Weltstars nicht mehr die erste Adresse. Jedoch mit dem Abbau der Radrennbahn wurde die Halle mit mehr Sitzplätzen wieder konkurrenzfähiger. So ist sie immer noch die Nummer 1 bei Rap- und elektronischer Musik. Auch große Ikonen wie Udo Jürgens hielten der Westfalenhalle bis zum Schluss die Treue (Song: Griechischer Wein).

Und Helene Fischer, in der Szene noch unbekannt, zog 2007 nur 700 Zuschauer in die kleine Halle. 10 Jahre später füllte sie die große Halle an 5 Tagen in einer Woche komplett. Die Wiederholung gelang ihr 2022. Ihre aufwändige 130 Tonnen schwere Licht- und Tontechnik stellte die Westfalenhalle sogar vor statischen Problemen.

Jochen Meschke zog die Zuhörer in seinen Bann. „Selten habe ich so ruhige und konzentriert zuhörende Vereinsmitglieder erlebt wie heute“, stellte Hans-Ulrich Peuser erfreut fest. Jochen Meschke hatte sich das traditionelle Remigiustropfen-Geschenk redlich verdient. Für seine Musik-Revue „Thank you for the Music“ wünschen wir ihm viel Erfolg.

Peter Kaufhold