Kunstwerke entlang der Emscher

Themenvielfalt ist die Devise bei unseren monatlichen Stammtischveranstaltungen. Auch beim Oktoberstammtisch am 2.10. wurde den etwa 30 Teilnehmern ein besonderer Leckerbissen geboten. Marijke Lukowicz vom Kuratorium Urbane Künste Ruhr berichtete über den Emscherkunstweg, der sich in Zusammenarbeit ihrer Organisation mit der Emschergenossenschaft und dem Regionalverband Ruhr augenblicklich im Aufbau befindet. Entlang des rund 100 Kilometer langen Emscher-Radweges sollen Kunstwerke präsentiert werden, die im Gegensatz zu den bisherigen Emscherkunst-Ausstellungen als Dauereinrichtung gedacht sind. Aus den vergangenen Ausstellungen vorhandene Werke werden integriert, aber auch von renommierten Künstlerinnen und Künstlern neue Kunstwerke geschaffen. Zurzeit bereichern 17 Exponate den Weg.

Die Referentin begann ihre Vortragsreise am Emscherquellhof in Holzwickede, wo sich auf einer angrenzenden Wiese das Werk „The Insect Societies“ von Henrik Håkansson befindet. Es handelt sich um zwei geometrische Skulpturen, in die Bienenstöcke eingesetzt werden, und die so den ökologischen Wandel verdeutlichen. In der Rheinischen Straße in Dortmund hat Samuel Treindl an einem leerstehenden Geschäft die Reklame bearbeitet und die verbliebenen Buchstaben zu dem Wort „Vögel“ ergänzt – eine kleine poetische Intervention. Ein weiteres Kunstwerk befindet sich ganz in unserer Nähe an der Grenze zwischen Dorstfeld und Huckarde. Die vom Berliner Künstlerkollektiv Raumlabor geschaffene Betonskulptur „Zur kleinen Weile“ ist begehbar und vermittelt in ihrem goldschimmernden Innenbereich einen ganz anderen Eindruck als von außen. Sie ermöglicht auch ein akustisches Erlebnis, das sich in seinem Klangbild im Laufe der Jahreszeiten verändert. Unweit der Brücke mit dem darüber fließenden lauten Verkehr der Mallinckrodtstraße bietet die ebenfalls begehbare Holzarchitektur „Kunstpause“ von atelier le balto in einem Haselnusshain eine Oase der Ruhe. Unmittelbar am Hof Emschertal an der Grenze zwischen Ickern und Mengede befindet sich die Arbeit „Black Circle Square“ von Massimo Bartolini, die mit einem Betonrahmen eine Verbindung der geometrischen Flächen Quadrat und Kreis bildet und einen Löschteich integriert hat.

Weiter ging der virtuelle Weg entlang der Emscher zum Aussichtsturm „Walkway and Tower“ von Tadashi Kawamta, der in der jüngsten Zeit durch Vandalismus stark beschädigt wurde und aufwendig restauriert werden musste. Die nächsten Objekte waren die mehrteilige Skulptur „reemrenreh (Kaum Gesang)“ von Bogomir Ecker am Yachthafen Herner Meer, die mit Darstellungen der Bergarbeitetproteste ausgestattete Fassade des Faulturms der früheren Kläranlage Herne von Silke Wagner, der „Carbon Obelisk“ von Rita McBride mit Bezug zur Region in Altenessen und das „Theater der Pflanzen“ im ehemaligen Klärbecken im BernePark Bottrop von Piet Oudolf und Max.Gross. Im BernePark befindet sich auch das „Parkhotel“ von Andreas Strauss, wo die Gäste in Betonröhren übernachten können. Unser Vereinsmitglied Heinrich Westermann hat beim letzten Event am Hof Emschertal eine Übernachtung in der wohl ungewöhnlichsten Herberge im Pott gewonnen und wird demnächst von seinen Erfahrungen berichten können. Nach einem Abstecher zum neu aufgebauten „Zauberlehrling“ von Inges Idee in der Nähe des Centro Oberhausen und zur Brücke „Slinky Springs to Fame“ von Tobias Rehberger endete die Kunstreise durch das Revier beim „PLAY_LAND“, dem umgestalteten Gelände mit Jugendzentrum und Skatebahn in Holten, das Apolonia Šušteršič zusammen mit den Jugendlichen sowie weiteren Architekten entwickelt hat.

In der anschließenden Diskussion wies Werner Locker auf die Notwendigkeit hin, dass die Kunstwerke nicht nur installiert werden sollen, sondern dass sie auch in den Folgejahren betreut werden müssen. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Brücke an der Schaphusstraße hin, die mit ihren Aussichtsbögen und den angrenzenden Stelen anfangs kunstvoll blau illuminiert waren, aber heute vergammeln und einen traurigen Anblick bieten: „Man soll nicht nur Großprojekte im Fokus haben, auch die kleinen Dinge am Wege sind wichtig.“ Heimatvereinsvorsitzender Hans-Ulrich Peuser dankte der Referentin zum Schluss mit einem Blumenstrauß und – passend zum Thema – mit einer Flasche Emscherperle für den hochinteressanten und mitreißenden Vortrag, mit dem sie Impulse setzte für eigene Erkundungen entlang des Emscher-Radweges.

Diethelm Textoris