Über die Ruhrhöhen von Essen-Kupferdreh nach Essen-Werden

Die Wandergruppe vor der Ruine der Neu-Isenburg.

Trotz der frühen Abfahrtzeit um 7.49 Uhr ab Mengede und des Hinweises des Wanderführers, dass es sich um eine anspruchsvolle Wanderung handelt, hatten sich 13 Wanderer am Bahnhof Mengede eingefunden, um sich den Herausforderungen zu stellen und dabei die Schönheiten und Vorzüge eines Qualitätswanderweges zu genießen. Es begann allerdings mit einem gelungenen Fehlstart. Die Riesenbaustelle am Bahnhof Kupferdreh sorgte für Irritation, und da ein Umleitungsschild für Fußgänger fehlte, lief der an sich kundige Wanderführer erst einmal in die falsche Richtung. Zwölf autoritätsgläubige Gefolgsleute folgten ihm vertrauensvoll. Als die Bundestraße in Richtung Wuppertal erreicht war, kamen doch Zweifel auf, ob ein Qualitätswanderweg über eine Hauptverkehrsstraße führt. Eine Passantin schickte die Gruppe zurück zum Bahnhof, und im zweiten Anlauf entdeckte man am Ende eines Parkplatzes den behelfsmäßigen Weg über die Bahngeleise. Schon bald war dann das erste Wanderzeichen des Badeneysteigs zu sehen. Von jetzt ab war wegen der guten Wegmarkierung ein Verlaufen nahezu unmöglich. Sehr schnell kamen die Wanderer zu den Ausläufern des Baldeneysees, den sie auf einer ehemaligen Eisenbahnbrücke überquerten.

Naturschutzgebiet Heisinger Bogen

Es folgte eine etwa 5 km lange gemütliche Strecke entlang Sees ohne wesentliche Höhenunterschiede. Die Sonne ließ sich nicht blicken, dafür gab es aber wegen des Frühnebels über dem Wasser jede Menge herbstliche Impressionen, die sich im Laufe des Tages immer wieder im gefärbten Laubwald eindrucksvoll fortsetzten und ständig variierten.

Immer wieder boten sich den Wanderern herbstliche Impressionen.

Am Naturschutzgebiet Heisinger Bogen boten kleine Teiche mit Wasservögeln ein idyllisches Bild. Das Gebiet ist bekannt und geschützt als Refugialbiotop für viele selten gewordene und bedrohte Vogelarten. Die hier manchmal anzutreffenden Migranten, Schmuck- und Wasserschildkröten, ließen sich allerdings an diesem Morgen nicht blicken. Von der ehemaligen Zeche Funke, die bis 1973 in Betrieb war, steht nur noch ein einzelner Förderturm als letzter Zeuge der Bergbauvergangenheit im Essener Stadtteil Heisingen.

An die ehemalige Zeche Carl Funke im Ruhrtal bei Heisingen erinnert nur noch ein Fördergerüst.

Zeugen der Heimatgeschichte- Neu-Isenburg und Klusenkapelle St. Aegidius

Nach 5,5 Kilometern gab es dann den ersten knackigen Anstieg, dem, nach ebensolchen Abstiegen, noch vier weitere folgen sollten. Immer wieder gab es Ausblicke auf den See, der aber immer noch im Nebeldunst lag. Die Ruine Neu-Isenburg lag etwas abseits der Strecke, konnte aber mit einem kleinen Schlenker auf einem markierten „Seitenblick“ erreicht werden. Außer ein paar Ruinenresten, die 1927 freigelegt worden waren, ist von der schon 48 Jahre nach ihrer Errichtung im Jahre 1240 gebauten Wehranlage nichts Sehenswertes mehr erhalten. Nach Unterquerung der S-Bahnstrecke erreichte die Gruppe die sogenannte Kluse u.a. mit einem Fachwerkhaus, das heute ein Ausflugslokal ist. Da es gerade mal 12.00 Uhr war und außerdem eine Beerdigungsgesellschaft anrückte, verzichteten die Wanderer auf eine Einkehr.

Vielleicht wirkte aber auch der Preis von 9 € für eine Currywurst mit Pommes eher abschreckend. Einige aus der Gruppe nutzten die Gelegenheit zu einer Einkehr in der Klusenkapelle St. Aegidius aus dem 13. Jahrhundert. Ein farbiges Mosaikfenster erzählt dort die Geschichte vom Erzbischof Engelbert I aus Köln, der unter Beteiligung seines Verwandten Friedrich von Isenberg ermordet wurde. Mit einigen Schlenkern im Krupp-Wald, mit Seitenblicken auf die gewaltige Villa Hügel und unter Aussparung des gleichnamigen Parks erreichten die Wanderer den Rand des Stadtteils Bredeney. Auch hier gab es wieder einen lohnenswerten Schlenker, diesmal durch die Siedlung Brandenbusch. In schöner Lage oberhalb des Hügelparks lebten hier die Angestellten der Villa Hügel ganz in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Wenn man die Menge der schmucken im Cottage-Stil gebauten Häuser betrachtet, müssen die Industriebarone hier wie die Könige hofiert haben mit einem Hofstaat aus Dienern, Gärtnern, Förstern, Köchinnen und Waschfrauen.

Die schmucken Cottage-Häuser der Siedlung Brandenbusch waren früher von den Beschäftigten der Villa Hügel bewohnt.

Auch die nächsten vier Streckenkilometer verdienen abgesehen von dem Namen der Krupp Villa in der Nähe die Bezeichnung „hügelig“. Die letzten 2,5 waren nach den Anstrengungen des Tages dagegen ein gemütlicher Auslauf. Am Wildpark Essen-Heissiwald, wo Wildschweine und Rotwild frei in einem eingezäunten, sechs Hektar großen Areal leben, war der Weg flach, dann ging es abwärts zum Bahnhof Essen-Werden. Nach einer Wartezeit von nur 10 Minuten brachte die S-Bahn die Wanderer in einer guten Stunde zurück nach Mengede.

Diethelm Textoris