„Auf dem Weg zu Weihnachten“…
…unter dieser Überschrift veranstaltete der Heimatverein eine Lesung mit den bekannten Waltroper Künstler Paul Reding. Er berichtete von seiner langjährigen Tätigkeit als Schriftsteller, und das ihm der Computer im Gegensatz zur alten Schreibmaschine und der Zettelwirtschaft eine große Hilfe ist. Dieser Abend war der besinnlichen Vorweihnachtszeit angemessen und half dabei Abstand von der Hektik des Alltags zu gewinnen.
Im ersten Teil des Abends las der Verfasser aus seinen Kurzgeschichten und Gedichten, die von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart reichten. Ein Gedicht hatte er extra für die Lesung im Heimathaus geschrieben. In diesem Werk spielten beide Mengeder Remigius Kirchen, der „Pütt“ Adolf von Hansemann und die Mengeder Mittelschule (jetzt Albert-Schweitzer-Realschule), die er und seine Geschwister (gemeinsam mit unserem Karlheinz Bohnmann) seinerzeit besuchten, die Hauptrollen.
Ansonsten bilden die Außenseiter und die Benachteiligten der Gesellschaft die Schwerpunkte der vielen Geschichten. Dabei war zu erkennen, dass sich Flüchtlingsschicksale damals und heute immer noch sehr ähnlich sind. Auch den Verlust der christlichen Grundgedanken des Weihnachtsfestes durch die Kommerzialisierung der Gesellschaft brachte er mehr als deutlich zum Ausdruck. Erinnerungen an Weihnachten in seiner Familie (1948) ließen die Zeit seiner Jugend aufleben.
Neben den besinnlichen Tönen klang aber auch immer wieder die amüsante Seite des Autors durch. So lernten wir, dass nicht nur „Ochs & Esel“ an der Krippe waren, sondern auch jede Menge andere Tiere wie Katze und Maus den Stall bewohnten.
Zwischen den einzelnen Stücken gab es immer wieder Minuten der Besinnung, die Hans Ulrich Peuser mit weihnachtlicher Musik am Klavier untermalte.
Im zweiten Teil der Lesung erzählte der Autor die Geschichte „Cicha Noc – Stille Nacht“ von der polnischen Arbeiterin Lavinia, die im „Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen“ in Waltrop Holthausen am Heiligen Abend ihre kleine Tochter zur Welt bringt.
Dieses Lager wurde im Jahr 1943 gegründet und war vermutlich das größte „Entbindungs- und Abtreibungslager“ im damaligen Deutschen Reich. Von den rund 1.000 dort geborenen Säuglingen sind vermutlich über 500 gestorben.
Mit dieser Geschichte endete die Lesung. Paul Reding bedankte sich bei seinem „gut zuhörenden“ Publikum. Er blieb noch im Heimathaus, suchte mit den Anwesenden das Gespräch und beantwortete Fragen.
Paul Reding (Jahrgang 1939) ist Bildhauer, Maler und Schriftsteller. Geboren in Habinghorst besuchte er in Mengede die Schule und wohnt jetzt in Waltrop. Er ist Absolvent der königlichen Akademie in Den Haag / NL. 27 Bücher und 139 Broschüren sind bei der Staatsbibliothek Frankfurt / Leipzig registriert. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen prämiert. 2009 wurde er als „Waltroper Bürger des Jahres“ geehrt.