„Gaststätte Ellinghaus“ nun „Heimathaus am Widum“
Der Heimatverein hat mit dem ehemaligen „Hotel – Restaurant Brams“ bzw. der „Gaststätte Ellinghaus“ eine zukünftige Bleibe gefunden, die nicht verbundener mit der Mengeder Geschichte sein kann. Hier in unmittelbarer Nähe der ehrwürdigen St. Remigiuskirche kann man nicht nur von der Geschichte der Heimat hören, man kann sie sehen.Ansicht 2015 auf einem Bierdeckel veröffentlicht
Frau Erna Ellinghaus feierte 1956 ihr 50jähriges als Wirtin und Eigentümerin und Pastor Dr. Stenger ließ die Geschichte des Hauses in seiner Laudatio in einem historischen Überblick über die Entwicklung, den die älteste Gaststätte im Ort genommen hat, lebendig werden. „Es habe sich gezeigt, dass man im Schatten der Kirche gut wohnen könne. Schon 1666 sei die Gaststätte urkundlich nachgewiesen und sei 1764 aus den Händen der Familie Brahms im Rahmen verschiedener Erbfolgen über die Familien Tigges und Schnettger 1840 wieder in die Hände der Familie Brahms gekommen. Bekannt sei unter den alten Mengedern noch der alte Brahms, der beim Anheben des Glockenläutens am Sonntag den Gästen das Gesangbuch in die Hand zu drücken pflegte, damit sie erst einmal ihrer Pflicht als Christen nachkämen“ führte Pfarrer Dr. Stenger damals aus. Hier war in alter Zeit in „Brams Scheune“ die evangelische Kirchspielschule untergebracht und bei Brams bzw. Ellinghaus war ab 1848 Postkutschenstation nach Inbetriebnahme der Köln-Mindener-Eisenbahn. War eine bestimmte Fahne gehisst, hieß es für den Postillion: Halt machen zur Aufnahme neuer Gäste in Richtung Waltrop bis nach Lüdinghausen. Als mit dem Telefon die schnelle Verbindung in die Ferne möglich wurde, war hier auch selbstverständlich eine „Gasthofsprechstelle“, gleich zu setzen mit „einer Telefonzelle für Jedermann“, und wie damals üblich, stand die Telefonnummer 813 groß an der Fassade. Die Familie Brams betrieb neben der Gaststätte eine Bäckerei, handelte mit Gewürzen und vertrieb handgefertigte Erzeugnisse. Die bekannte Gaststätte in einem der schönen alten Fachwerkhäuser am alten „Kirchhof“ war bis zum Erwerb eines eigenen Vereinshauses durch die Katholische Kirchengemeinde Heimat der evangelischen und katholischen Vereine. Sie war 1950 Wiedergründungsstätte des Bürger-Schützen-Vereins, Vereinslokal der 1. Kompanie der Mengeder Schützen sowie der Freiwilligen Feuerwehr, des landwirtschaftlichen Ortsvereins Mengede, von Abteilungen des TV Mengede, dem Taubenverein „Tempo“, Mengedes Paddlern und Kanuten, KAB-Skatspielern, dem Stammtisch-Treff von Pensionären, die einst in Stadtdiensten gestanden haben, den Schachspielern denen in Turnieren die Köpfe rauchten und, und, und … War am Sonntagvormittag Frühschoppenzeit, dann brauchte man sich nicht zu wundern, wenn nach den Gottesdiensten auch die Pfarrer beider Konfessionen Gäste am großen Stammtisch waren. Vor der Schließung zum Jahresende 1996 befand sich die Gaststätte seit 90 Jahren im Besitz der Familie Ellinghaus. Weil es der letzten Wirtin Frau Erna Ellinghaus, die 45 Jahre für Ihre Gäste parat stand, nicht möglich war, für das Lokal einen geeigneten neuen Wirt zu finden, musste der Zapfhahn hochgedreht werden. Junges Leben kam nun in die alten Räumlichkeiten, denn durch Frau Holtmann-Weber wurde es als „Eltern-Kind-Haus Regenbogen“ den Mengedern angeboten. Sie bot in den Räumlichkeiten Kurse „Rund um die Geburt“ an und rund 3000 Personen nutzten diese Einrichtung mit all ihren Facetten von 1997 – 2009. Rechtsanwalt und Notar Dr. Plutta und seine Tochter Karolina Plutta kauften schließlich 2012 das Objekt und sah den Heimatverein gern als neuen Mieter der historischen Stätte. Nur langsam kam der Umbau durch den Heimatverein in Gang, aber einmal in Fahrt, gab es für die fleißigen Handwerker kein Halten mehr. Selten schafften mehr als drei Mann, aber dafür brannte fast in drei Schichten Licht auf der Baustelle. Und immer wieder konnte man hören, dass man doch als Kind schon hier war, seine Brause bekam oder bei einer längeren Sitzung des Herrn Papa auch mal einen Groschen bei der Trinkhalle gegenüber umsetzen durfte. In mehreren tausend Stunden reifte das Werk und heute ist es nicht nur ein Schmuckstück, sondern in vielen Gebäudedetails auch ein Abbild alter Zeit. Auch ein Klavier gehört wieder zur Einrichtung und nicht nur zur Dekoration. Frühere Gäste der Gaststätte werden sich wundern, wenn sie nach Jahren einmal wieder zum ersten Mal einen Fuß über die alte Schwelle setzen..Fr.-Heinrich Veuhoff