Nr. 67

Sommer 2024

23. Jahrgang

Liebe Heimatfreundinnen, 

liebe Heimatfreunde,

voller Stolz blicke ich gerne zurück auf das gerade hinter uns liegende Mengeder Musikfestival, das der Heimatverein Mengede nunmehr zum 17. Mal durchgeführt hat.

Es war ein absolut großartiges musikalisches Ereignis in unserem Stadtbezirk, welches sicherlich in dieser Form einmalig sein dürfte. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfern bedanken, ganz gleich, an welcher Stelle sie dieses tolle Projekt tatkräftig unterstützt haben!

Ohne ihr uneigennütziges Engagement wäre so eine Großveranstaltung nicht möglich gewesen. Vielen Dank dafür!

Dank gilt aber auch den Sponsoren, der Sparkasse Dortmund, der Volksbank Dortmund Nordwest sowie der Emschergenossenschaft, durch deren finanzielle Unterstützung der Heimatverein Mengede den anwesenden Chören und Musikgruppen eine kleine monetäre Anerkennung überreichen konnte.

Ich freue mich auf 2025, dann geht es weiter mit dem nächsten MMF!

Es grüßt herzlich.
Ihr Hans-Ulrich Peuser
1. Vorsitzender

17. Musikfestival des Heimatvereins Mengede

Am 26. Mai 2024 fand das 17. Musikfestival im Stadtbezirk Mengede statt. Ausrichtungsort war die evangelische St. Remigius Kirche, in der kaum noch ein Platz frei war. Die Schirmherrschaft in diesem Jahr hatte Herr Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, übernommen.

Trotz einer kurzfristigen, krankheitsbedingten Absage boten insgesamt zwölf Chöre und Instrumentalgruppen ein buntes und breitgefächertes Programm, das in der gut besuchten Kirche viel Beifall fand. Das Wetter spielte anfänglich mit, so dass die gastronomischen Angebote im und um das Heimathaus gut angenommen wurden. Erst zum Spätnachmittag setzte Regen ein, und die Treffen und Gespräche verlagerten sich in unser schönes Heimathaus.

Hans-Ulrich Peuser eröffnete das Musikfestival. Er begrüßte die Aktiven, die zahlreich erschienenen Zuhörer und dankte den vielen Helfer. 

Nach den Grußworten unseres Bezirksbürgermeisters Axel Kunstmann übernahm das eingespielte Team Ingrid Westphal und Jürgen Karlshaus den „Moderationsstab“. Mit viel Insiderwissen stellten Sie die einzelnen Gruppen vor. 

Das musikalische Programm eröffnete Hans Ulrich Peuser mit dem Bläserchor der evangelischen Noah Kirchengemeinde Mengede. Mit „Trumpet Tune“ wurden die Anwesenden in Stimmung gebracht.

Der Kinderchor „Emscherwichtel“ unter der Leitung von Petra Kern wurde herzlich begrüßt. Da der Kinderchor der Regenbogengrundschule krankheitsbedingt nicht auftreten konnte, übernahm sie kurzerhand einige „große“ Schüler in ihren Kita-Chor. Ihre Beiträge über den kleinen Igel, „Pitsche – Patsche“, „Mit Regenschirm und Mütze“ wurden reichlich beklatscht. 

Es folgte „Ritter`s Mandolinen-Konzert-Gesellschaft“ unter der Leitung von Monika Rautert. Dieses älteste Zupforchester Dortmunds (gegründet 1921) überzeugte mit „Die lustige Finken“ und dem „Scherzo Grazioso“.

„Der gemischte Chor Dortmund-Westerfilde & Kirchenchor Nette“, Chorleiter Ludger Haumann, forderte mit seinen Liedern „Melodien in mir“, „Tulpen aus Amsterdam“, „Er gehört zu mir“ und mit der Zugabe „Wie ein Vogelflug“ zum Mitsingen auf.

In seinem zweiten Auftritt überzeugte der Bläserchor der evangelischen Noah Kirchengemeinde Mengede erneut mit „Ich lobe meinen Gott“, „Bourée“ und „Rock It“.

Die gut 30-minütige (erste) Pause hatten sich alle redlich verdient. Neben den handfesten Grillwürstchen mit Brötchen gab es Kaffee und leckere Waffeln (aber bitte mit Sahne) von Otto Buschmann für den süßen Zahn. Natürlich waren auch die Erfrischungs- / Kaltgetränke sehr gefragt. Die Helfer kamen ganz schön ins Schwitzen.

Nach einer kurzen Einleitung durch Ingrid Westphal und Jürgen Karlshaus, setzte die „Heider Spielgruppe“ unter Chorleiter Karl-Heinz Poppe das Programm fort. Mit dem „Mädel aus Spanien“, „Chappell`s Melodien- Cocktail 1“, dem „Walzer Nr. 2“ und Frankieboy forever“ (einem Medley der bekanntesten Songs von Frank Sinatra) heizten sie dem Publikum ordentlich ein.

Der Projektchor der evangelischen Noah-Kirchengemeinde Mengede überraschte mit „Wie schön Du bist“, „Perfect Day“ sowie „Shallow“. Chorleiter Reinhard Kraus warb für dieses Projekt und würde sich über neue Stimmen sehr freuen.

Der Chor „Stimmproblem“, Chorleiterin Brigitte Duve, beendete Teil zwei dieses unterhaltsamen Nachmittags. Mit „Heaven“, „Mambo“ (Herbert Grönemeyer), „For the longest time“ und vor allem dem traditionellen schottischen „Loch Lomond“ brachten sie richtig Stimmung „in die Kirche“. 

Nach einer weiteren (kurzen) Pause, in der wieder eine Stärkung angesagt war, ging es im Programm mit dem Duo „Kraus & Kraus“ weiter. Vater und Sohn fühlen sich im Jazz, Blues und Dixieland zu Hause. Dem Senior hörte man seine 83 Jahre nicht an. „Humoreske“, Mr. Acker Bilks „Stranger on the Shore“, ein Gospel Medley und als Zugabe „Rock around the Clock” wurden von den Zuschauern begeistert aufgenommen.

Der „Shanty Chor und Mehr“ der Musikschule Waltrop, Dirigentin Vera Will, nahm diese Stimmung auf. Er wusste mit den Ohrwürmern „Gorch-Fock-Lied“, „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ „Finster ist die Nacht“ und den „Capri Fischern“ zu überzeugen und wurde stürmisch gefeiert. Bei ihrer Zugabe „Rot, rot, rot sind die Rosen“ wurde geschunkelt und laut mitgesungen.

Zum ersten Mal trat beim“ Mengeder Musikfestival die Gesangsgruppe „St. Joseph Nette“ auf. „Zauber der Musik“, „Die Blumen blühen überall gleich“, vor allem aber „Oh happy Day“ konnten auch sie überzeugen. Hans-Ulrich Peuser lud sie spontan zu unserem nächsten Festival ein.

Das Saxophonquartett „Alla Breve“ (Thomas Mielke – Bariton, Kai Neuvians – Sopran, Dr. Ingo Leipelt – Alt und für den verhinderten Matthias Laske „Coach“ Michael Bereckis – Tenor) beendete das diesjährige Programm mit „Rolling in the Deep“, dem James Bond Titelsong aus Dr. No, „Drunken Sailor“ und „Pokerface“.

Als zum Abschluss „Glück auf – der Steiger kommt“ angestimmt wurde, sangen fast alle begeistert mit, begleitet von „Alla Breve“.

Das umfangreiche Programm, die leckeren Speisen und Getränke und das historische und wunderschöne Ambiente der Kirche haben mal wieder für eine gelungene Veranstaltung gesorgt.

Zum Abschluss versprach Hans-Ulrich Peuser die Fortsetzung des Mengeder Musikfestivals im kommenden Jahre an gleicher Stelle.

Wir freuen uns schon auf das 18. Musikfestival im Stadtbezirk Mengede.

             Text und Fotos: Franz-Josef Fedrau

„Schopis“ verlegten ihren Erdkundeunterricht ins Heimathaus

21 Kinder der Klasse 3a der Schopenhauer-Grundschule in Nette hatten sich mit ihrer Klassenlehrerin Franziska Hegerfeld gespannt auf den Weg zu einem Besuch in das Domizil des Heimatvereins Mengede gemacht. Im Heimathaus wurden sie vom Vereinsvorsitzenden Hans-Ulrich Peuser und Franz-Heinrich Veuhoff, dem Fachmann für alle Fragen rund um Mengede, empfangen.

Im Vorfeld hatten die Schüler eine Reihe interessanter Fragen zu Mengede formuliert und per E-Mail an den Heimatverein Mengede geschickt. Franz-Heinrich Veuhoff beantwortete den Fragenkatalog anhand einer vorbereiteten Bilderschau kindgerecht und auf humorvolle Weise. Außerdem konnte er seinen aufmerksamen und sehr disziplinierten Zuhörern noch viele weitere interessante Informationen liefern und einige Anekdoten aus seiner Kindheit im alten Mengeder Ortskern erzählen.

Danach hatten die jungen Besucher die Gelegenheit, sich die Exponate in den Glasvitrinen im Nebenraum anzuschauen und sich im Gästebuch des Vereins einzutragen.

Begeistert waren die Kids auch von den musikalischen Fähigkeiten des Heimatvereinsvorsitzenden, der auf Nachfrage am Klavier und am nostalgischen, über 120 Jahre alten, Harmonium eine Kostprobe seines Könnens gab.

Bevor es auf den Rückweg zur Schule ging, schauten sich die Drittklässler bei einem Rundgang um die Evangelische St. Remigius Kirche noch die historischen Fachwerkhäuser am Widum und den alten Mühlstein auf dem Kirchplatz an.

„Es war ein tolles Erlebnis für unsere Schüler, bei dem sie viel über ihre Heimat Mengede lernen konnten“, erklärte Klassenlehrerin Franziska Hegerfeld.

                           Text und Fotos: Ralf Obernier

Unsere Kinos im Stadtbezirk (2)
Film ab …

Das „Corso“ in Westerfilde

Filmtheater und Veranstaltungsraum

Die Mengeder Zeitung berichtet im Februar 1952: „Gewiss, in Bodelschwlngh/Westerfilde gab es Säle, doch sie wurden zu großen Teilen durch Kriegseinwirkungen zerstört. Inzwischen ist die Gemeinde mächtig angewachsen, so dass man größere Veranstaltungen der einzelnen Vereine in die Mengeder Säle verlegen musste.

Die langen Anmarschwege, die ungünstigen Verkehrsverhältnisse — es bleibt dem Besucher ja nur die Wahl, entweder vor 24 Uhr aus dem fröhlichen Kreis aufzubrechen oder bis zur ersten Bahn am nächsten Morgen zu warten oder aber auf Schusters Rappen nach Hause zu laufen —- ließen den Wunsch aufkommen, auch in Bodelschwingh Westerfilde einen Saal zu besitzen, der allen Anforderungen gerecht wird.“

Die Schwierigkeiten wurden noch 1952 gelöst, denn die Stadtverwaltung ließ den im Krieg zerstörten Saal der 1911 eröffneten Gemeindegaststätte und späteren Gastwirtschaft Kremer wieder aufbauen. Nach Fertigstellung diente er nicht nur den Vereinen für Ihre Veranstaltungen, in ihm hatten auch die „Corso-Lichtspiele“ ihren Platz gefunden.

Für die Doppelnutzung wurden die sonst in Kinosälen üblichen Klappsitze durch Stuhl-reihen ersetzt, die bei Vereinsveranstaltungen auseinandergekoppelt um Tische gruppiert werden konnten und die Bühne bot mit einer Fläche von 55 qm Raum genug, um Chorgruppen und Orchester aufzunehmen.

Das Kino hatte 384 Sitzplätze und verfügte über ein eigenes Strom Aggregat, dass störungsfreies Kino garantierte.

Eröffnet wurde der Saal am Donnerstag, dem 14.02.1952 mit einer Tanzveranstaltung und die Projektoren des Lichtspieltheaters „Corso-Lichtspiele“ blendeten zum ersten Mal mit dem Film „Das Haus in Montevideo“ einen Tag später, am Freitag, dem 15. Februar 1952 auf.

Die ruhige Startphase des Kinobetriebes geriet gehörig unter Druck, als der Betreiber im März „Die unsterbliche Geliebte“ ins allgemeine Programm nahm. Ein Film von Veit Harlan, dessen Aufführung von der Gewerk­schaftsjugendgruppe als „stillschweigende Rehabilitierung des Nazigeistes“ scharf kritisiert und dessen Absetzung über die Ordnungsbehörde der Stadt Dortmund vergeblich gefordert wurde. 

Besonders war herausgestellt worden, dass die Nachkriegsprodukte Harlans zwar keine offensichtliche nazistische oder antisemitische Tendenz zeigten, dass ihr Niveau der im Auftrage von Goebbels gedrehten früheren Filme aber nicht verlassen hätte. 

Nach 12 Jahren lief am 20. Juni 1964 der letzte Film über die Leinwand der „Corso-Lichtspiele“, das Kinosterben hatte auch unser Stadtgebiet erreicht.

Franz-Heinrich Veuhoff

Amüsantes aus dem Gerichtssaal
Amtsrichter Raschies

Legendär wurde in Schleswig-Holstein der Amtsrichter Raschies, der bis 1963 dem Amtsgericht Burg auf der Ostseeinsel Feh-marn vorsaß und für viele kluge und humorvolle Urteile u.a. dem Folgenden bekannt war.

Ein Beispiel:

Die Staatsanwaltschaft Kiel beantragte 1947, einen Fischer zu bestrafen, weil er eine vorgeschriebene Flagge an seinem Boot nicht gesetzt hatte. Die Erklärung des Fischers, er habe die Flagge in einem Wirbelsturm in Nord-Norwegen verloren, sei nicht glaubhaft. Jedenfalls hätte er als ordentlicher Fischer eine Reserveflagge mitführen müssen.

Antwort des Richters Raschies, der das Verfahren nicht eröffnen wollte: „Ich möchte den Angeklagten nicht bestrafen. Die Ausrede mit dem Wirbelsturm in Nord-Norwegen glaube ich auch nicht. Sie ist aber gut. Hätte er den Sturm in den Fehmarnsund verlegt, hätten wir es mit der Beweisführung leichter gehabt.

Was das Mitführen einer Reserveflagge angeht, so missbillige ich als alter Pessimist solches Verhalten aufs Nachdrücklichste. Aber wir können doch nicht alle Optimisten bestrafen. Die Fischer sind nun mal leichtfertige Gesellen. Sie fahren hinaus in Sturm und Nacht bei Eis und Schnee und begeben sich in Lebensgefahr, ohne sich einen Reservekutter mitzunehmen.“

(Quelle: Schleswig-Holsteinische Anzeigen, Jg. 1989, S. 69 ff.)

Franz-Heinrich Veuhoff

Aus der westfälischen Heimatgeschichte
Baron Gisbert von Romberg – bekannt als der tolle Bomberg

Es gibt kaum eine Gestalt aus der westfälischen Heimatgeschichte, bei der Legenden und reales Leben so eng miteinander verwoben sind wie bei Gisbert von Romberg, der 1839 in Münster geboren wurde und 1897 auf seinem Anwesen in Dülmen-Buldern starb. 

Der westfälische Heimatdichter Josef Winckler hat ihm mit seinem Schelmenroman „Der tolle Bomberg“ 1923 ein literarisches Denkmal gesetzt und damit bewusst neben Till Eulenspiegel und Hieronymus von Münchhausen eingereiht. Dafür sammelte er Geschichten und Anekdoten über ihn, verwendete welche aus der Sammlung des Dortmunder Schriftstellers Karl Prümer und scheute sich auch nicht, gleich ein paar dazu zu dichten. 

Fairerweise sei gesagt, dass Winckler fleißig und intensiv recherchierte und unzählige Akten und Urkunden im Stadtarchiv Münster auswertete. Den Namen Bomberg wählte Winckler für seine Romanfigur, weil er selbst ein Schelm war und sich gegen etwaige Klagen absichern wollte. So heißt das belgische Adelsgeschlecht von Looz-Corswarem bei ihm Looz-Curswaren, Graf Galen wurde zu Graf Golen und aus Bodelschwingh wurde Kodelschwingh. Trotz der Lautveränderungen wussten die Leserinnen und Leser, wer gemeint war. 

Man könnte sich die größte Mühe geben, Legenden und Wirklichkeit sind heute nicht mehr zu trennen. Das muss man auch nicht, charakterisieren sie doch alle einen Mann, dem es Spaß machte, seinen Mitmenschen Streiche zu spielen, die Obrigkeit zu verspotten, den westfälischen Adel bloßzustellen, der für seine wilden Ritte bekannt war, gern und ausgiebig zechte, sich nach Kneipenbesuchen prügelte, auch wenn dabei die Einrichtung zu Bruch ging. All das konnte er sich erlauben, nicht nur wegen seines gehobenen Adelstandes, sondern auch, weil er so immens reich war, dass er jeden Schaden großzügig ersetzen konnte und das auch tat. 

Die Verwandten wollten ihn deshalb 1881 wegen Trunkenheit und Verschwendungssucht vom Amtsgericht Dülmen entmündigen lassen, hatten aber letzthin keinen Erfolg.

Wenn wir jetzt einige seiner Streiche vorstellen, benutzen wird dafür den von Winckler geprägten Namen Bomberg. Beginnen wir mit einer der bekanntesten Episoden, die sich ganz in unserer Nähe abgespielt haben soll, mit dem berühmten Schweinerennen. 

Auf einer Ausstellung westfälischer Rassepferde in Dortmund präsentierte der Präsident des westfälischen Bauernvereins Freiherr von Schorlemmer das stolze Ergebnis seiner Zucht, das er als „Westfälisches Edelblut“ bezeichnete. Bomberg ärgerte sich über dessen Blasiertheit und hatte daher seine Ausstellungsbox mit Schweinen bestückt und behauptete, das sei sein Edelblut, denn die Schweine seien nun mal das edelste Produkt Westfalens. Im Übrigen seien sie schneller als jedes Rennpferd und er bot dafür eine Wette an. Schorlemmer setzte dagegen.

Ausgetragen wurde das Rennen ein halbes Jahr später auf der Strecke zwischen Dortmund-Reichsmark und Bombergs 4 km entferntem Schloss Brüninghausen. Das Training der Schweine bestand darin, dass sie täglich am Ende der Rennstrecke gefüttert wurden und sie sollen dabei eine derartige Geschwindigkeit entwickelt haben, dass Bomberg die Wette gewann. 

Zu Bombergs Zeiten wurde das Eisenbahnnetz gerade ausgebaut, die Züge hielten nur an den Hauptknotenpunkten. Bomberg, der sich darüber ärgerte, dass die Bahn nicht an seinem Wohnort Buldern hielt, zog jedes Mal die Notbremse und bezahlte die Strafe. Er meinte: „Ich will mal sehen, wer es länger aushält.“ Wenn der Baron mitfuhr, machten sich das auch Mitfahrer zunutze, die dann mit ihm ausstiegen. Viele der Mitreisenden erfreuten sich an dem Spektakel. Einmal soll er die Notbremse gezogen haben, am nächsten Baum seine Notdurft verrichtet haben und dann wieder eingestiegen sein. Buldern bekam die kleinste Eisenbahnstation des Münsterlandes und Bomberg feierte das mit einer Musikkapelle, einer großen Schau und einem standesgemäßen Besäufnis. In Bonn war er einmal zu einem Adelstreffen nicht eingeladen. 

Er reiste vorher an, kaufte das Hotel und ließ dann am Veranstaltungstag als Eigentümer den gesamten westfälischen Adel einzeln achtkantig hinauswerfen. Den beifallsgewohnten Walzerkönig Johann Strauß und sein Orchester foppte er in der Weise, dass er sie vor Wachsfiguren spielen ließ, die keine Regung zeigten und schon gar nicht Beifall klatschten und Zugaben verlangte. Und selbst auf dem Sterbebett war er noch zu Späßen aufgelegt. Als der Pfarrer ihm die Wegzehrung für seinen Gang ins Jenseits geben wollte, schnappte er zu und biss, wie Augenzeugen berichteten, mit Schalk in den Augen, diesem kräftig in die Hand.

Auf die literarische Bearbeitung der Geschichte vom „tollen Bomberg“ stützten sich auch zwei Spielfilme. Im Jahre 1932 verfilmte Georg Asagaroff den Roman unter dem gleichnamigen Titel. 

1957 entstand ein Film von Rolf Thiele mit Hans Albers in der Titelrolle und weiteren namhaften Schauspielern wie Gert Fröbe, Harald Juhnke und der jungen Marion Michael, die im Jahr vorher durch ihre Hauptrolle in der Verfilmung des Bildzeitungsromans „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ bekannt geworden war. Im Gegensatz zum Buch wurde Thieles Film weder Kassenschlager noch ein künstlerisches Highlight. Der Spiegel urteilte: „Vorgestriges Schalksgebaren und der Schwachsinn neuzeitlicher Kinoschwänke sind vereint, um den Beschauer zu vernichten.“ 

Auch Albers konnte nicht überzeugen. Mit 66 Jahren wirkte er in manchen Szenen recht klapprig, bei den wilden Ritten musste er gedoubelt werden, für den Sprung vom Rathaus nahm man, auch für die Filmzuschauer deutlich erkennbar, eine Puppe. Manchmal war er, wie unser Lokalreporter Charly Bohnmann, der bei Dreharbeiten dabei sein durfte, berichtete, am Set genauso besoffen wie die Person, die er darstellte. Ganz anders Harald Juhnke, der damals seine ersten schauspielerischen Schritte wagte und erst in späteren Jahren dem Alkohol zugetan war.

Info:

Wer Appetit bekommen hat und mehr erfahren möchte: Sowohl das Buch als auch der Film werden im Internet antiquarisch gehandelt. Mit etwas Suche sind sie recht preiswert zu bekommen.

                        Diethelm Textoris

Plattdeutsch für Fortgeschrittene

Wann eck nicks miähr as dä woahrhäit te seggen hiär, sag dä Pastauer, dann lude manke Grafriäde: Hä hiät friätten un schiätten, Omen!
Wenn ich nicht mehr als die Wahrheit zu sagen hätte, sagte der Pastor, da lautete manche Grabrede: Er hat gefressen und geschissen, Amen!

Mien Junge sall Avkoat wäern, sag dä Buer, dat Leigen verstäiht hä noam Effeff!
Mein Junge soll Rechtsanwalt werden, sagte der Bauer, das Lügen versteht er schon gut.

Friggen und Heidroigen geschüht vaken umsöss.
Freien und Heutrocknen geschieht oft umsonst!

Je högger dä Ape stiegt, je miähr wiesst sä di ä Fuet! 
Je höher der Affe steigt, je mehr zeigt er dir den Hintern.

Wir sind online! Schauen Sie mal rein:
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