Nr. 66

Ostern 2024

23. Jahrgang

Liebe Heimatfreundinnen, 

liebe Heimatfreunde, 

die Heimatblattredaktion hat rechtzeitig zum bevorstehenden Osterfest das mittlerweile 66. Blättken erstellt, bei dessen Lektüre ich Ihnen allen sehr viel Freude wünsche! 

Lassen Sie mich dieses aber auch zum Anlass nehmen, Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest zu wünschen und auf das so liebgewonnene Osterfeuer auf der Schützenwiese am Burgring am Ostersamstag, den 30. März 2024, hinzuweisen und Sie dazu herzlich einzuladen. 

Hans-Ulrich Peuser 
1. Vorsitzender 

Empfehlung für einen Oster- oder Frühjahrsspaziergang 

Eine Rundwanderung in der Mengeder Heide 

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick.“ Dieser Satz unseres Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe ging in die Literatur- und Theatergeschichte ein. Er beschreibt Fausts Empfinden zum Beginn des Osterspaziergangs, als er aus seinem dunklen Studierzimmer in die freie Natur tritt. Mit der Empfehlung für einen Oster-spaziergang oder die folgenden Tage möchten wir unsere Leserinnen und Leser animieren, die heimische Wohnung zu verlassen und es dem gelehrten Doktor gleich zu tun. 

Wir beginnen unsere Wanderung am ehemaligen Gasthaus „Heideröschen“ Ecke Siegenstraß/Rittershofer Straße, wo wir auf der rechten Seite unser Auto stehen lassen können. Wer mit dem Bus 476 von Mengede kommt, steigt an der Haltestelle „Rittershofer Straße“ aus, überquert die Siegenstraße und ist bereits am Wanderstart. Jetzt nicht weiter über die Rittershofer Straße gehen, sondern den Feldweg nehmen, der zwischen der Rittershofer Straße und der A2 verläuft. Schon nach wenigen Metern sind wir in der freien Natur, links Wiesenflächen, umrandet mit Bäumen, rechts ein frisch bestelltes Feld. Wie kann es in Abwandlung eines bekannten Volksliedes heißen? „Im Märzen der Bauer den Trecker anschmeißt, bestellt seine Felder, die im Winter verwaist.“ 

Rechts grüßt uns eine alte Kopfweide, … 

… von Sturm und Wetter gezeichnet. Kurz vor der A 45 biegt unser Weg nach links, erreicht mit einem Rechtsbogen einen Abzweig der Rittershofer Straße, die auf dieser Seite als Sackgasse endet. Der Fußweg aber geht weiter bis zum Hauptarm der Rittershofer Straße, dem wir etwa 2 Kilometer bis zu seinem Ende an der Siegenstraße folgen. 

Besser „Nicht so!“ rät Diethelm 

Wir wenden uns nach rechts, gehen unter der Autobahn her. Ab hier ist die Straße für Autos von der Mengeder Seite gesperrt. Rechts am Stationskreuz laden zwei Bänke zu einer kurzen Rast ein. Wer sein Handy nicht zu Hause vergessen hat, erfährt über das an einem Stein von Heimatverein angebrachte Schild und den QR-Code mehr über diesen Ort. Hier machten in früheren Jahren die Fronleichnamszüge von Mengede Station und die Teilnehmenden beteten und sangen. Wenige 100 Meter weiter erreichen wird die Hochwasserrückhaltebecken, die inzwischen den Namen „Emscherauen“ tragen. Durch Abbau der Deiche werden sie augenblicklich zu einem großen Becken vereint werden, durch das die Emscher ungehindert mäandrieren kann. Wer seinen Hund dabei hat, sollte ihn spätestens jetzt anleinen, denn in der augenblicklichen Brut- und Setzzeit ist für die nistenden Vögel eine besondere Rücksicht erforderlich. Auf dem Wasser können wir das Treiben der vielfältigen Vogelwelt beobachten, von Schwänen über Enten und Blässhühner bis zu Grau- und Silberreihern. Hier ist ein wahres Naturparadies entstanden, das auch immer wieder Vogelkundler anzieht. 

Wer möchte, kann von hier einen Abstecher zum Hof Emscherauen machen und dort einkehren. Dort befinden sich neben dem Café auch der „Black Circle Square“ des Künstlers Massimo Bartolini, Lehr- und Erlebnisräume der Emscherfalken und das jüngst eingerichtete „Blaue Klassenzimmer“ als Natur-Erlebnisbereich für Schulklassen. Entweder geht man ein Stück den gleichen Weg zurück, oder man macht eine Schleife parallel zur Justizvollzugsanstalt Meisenhof und Hundeplatz Castrop, was die Strecke um etwa einen Kilometer verlängert. Auf dem Hauptweg, immer noch die Rittershofer Straße, überqueren wir jetzt die A2 auf einer Brücke, beobachten den fließenden Verkehr oder den Stau und wenden uns danach nach rechts. Nach knapp 500 Metern können wir einen Blick auf das „Alte Försterhaus“ werfen, das früher von Forstbeamten oder Waldarbeitern bewohnt war und heute privat genutzt wird. Am Ende der Rittershofer Straße befinden wir uns an der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Castrop (Ortsein- und Ausgangsschild) und gleichzeitig auch am Ende der Siegenstraße. An Hausnummer 232 blicken wir nach rechts in die Einfahrt und entdecken den alten Kamin des ehemaligen Kesselhauses des früheren Gärtnerei-betriebes Emil Schrinner. 

Hof Emscherauen

Von hier ist die Entfernung bis zu unserem Ausgangspunkt nur noch etwa ein Kilometer. Wir kommen vorbei am ehemaligen Haus Lüke, das inzwischen wie ein „Lost Place“ auf uns wirkt. Gebaut von Erich Lüke Junior, war es in früheren Zeiten ein kommunikatives Zentrum in der Mengeder Heide, beherbergte mehrere Kegelvereine und war zeitweise Vereinslokal des TBV 08 Mengede. Trotz früherer Anhebungen steht es, auf Bergsenkungsgebiet gebaut, inzwischen wieder schief. Es gibt Spekulationen, dass es wohl bald abgerissen wird. Auch der links unten liegende Jüdische Friedhof ist in den 60ern gewaltig abgesackt, früher war er auf Höhe der Siegenstraße. Mehr über diesen Friedhof erfahren wir wieder über ein QR-Schild des Heimatvereins. Ein letztes Mal unterqueren wir die A 2, dann schließt sich der Kreis. Rechts liegt das frühere Heideröschen mit dem inzwischen abgerissenen Tanzsaal, einst das Domizil der legendären Wirtsleute Konrad und Agnes Jörissen und später von Siggi Buschmann, um die sich unzählige Legenden ranken. 

Info: 

Die Strecke ist etwa 5 Kilometer lang, die reine Wanderzeit beträgt etwa 1,5 Stunden. Wegen der Kürze der Strecke und den nur unerheblichen Höhenunterschieden ist sie als leicht einzustufen. (Schwierigkeitsgrad 1 von 4). 

Fotos und Text: Diethelm Textoris 

Die Emscher-Perlen-Fischer stellten ihr neues Programm vor 

Zwei ausverkaufte Konzerte im Heimathaus mit dem Titel: Musikalische Reise durch 95 Jahre Tonfilm, Filmmusik und Filmschlager 

Nach den erfolgreichen Konzerten „Musikalische Reise durch die Jahreszeiten“ im Hof Emscherauen (2023) und bei dem Jahresempfang der Bezirksvertretung im Kulturzentrum Saalbau (2024) hatten die Emscher- Perlen- Fischer mal wieder ein Heimspiel. 

Unter dem Titel „95 Jahre Tonfilm, Filmmusik und Filmschlager“ ging es mit einem bunten Programm durch die Filmgeschichte. Bei den beiden Konzerten am Samstag und am Sonntag war die Besucheranzahl auf jeweils 30 begrenzt. Wie bei den vorherigen Auftritten waren die Eintrittskarten binnen kurzer Zeit vergriffen, das Heimathaus war zweimal ausverkauft. 

Auch dieses Mal konnte die eher ungewöhnliche Zusammensetzung des Ensembles überzeugen. Lena Rokita (Violine), Werner Mühlbrodt (Gesang/ Percussion), Kai Neuvians (Saxophon), Ulrich Peuser (Klavier/Gesang), Heinz Weckendrup (Akkordeon), Matthias Willing (Kontrabass / Tuba) sowie Diethelm Textoris (Moderation & Gesang), begeisterten das Publikum. 

Bei der Begrüßung bedauerte Hans-Ulrich Peuser die geringe Anzahl an Plätzen und versprach für den 29. September 2024 ein weiteres Konzert im Kulturzentrum Saalbau. Danach lag die Moderation bei Diethelm Textoris in den bekannt guten Händen. Er führte humorvoll durch das Programm, wobei er mit seinem Hintergrundwissen, vielen Anekdoten und Bildern den Vortrag bereicherte. 

Eröffnet wurde der Konzertabend instrumental mit dem „Colonel Bogey March“ aus dem Film „Die Brücke am Kwai“ (1957). Da dieser Marsch ziemlich bekannt ist, wurde sogar von einigen Besuchern mitgepfiffen. 

Bei dem frühen Tonfilm „The Singing Foul (Der Jazz Singer) über-zeugte Werner Mühlbrodt mit dem einfühlsa-men Titelsong „Sonny Boy“ in deutscher und in englischer Sprache. Wie Diethelm erzählte, wurden zu dieser Zeit (1928) weiße Schauspieler schwarz geschminkt (Black Painting).

Nun folgte mit „Casablanca“ mit dem Traumpaar Humphry Bogart und Ingrid Bergmann ein absoluter Klassiker. Mit der Aufforderung „Spiel`s nochmal Sam“ into-nierten die Emscher- Perlen-Fischer“ wie in Ricks Cafe „As Time goes by“. Dabei dominierte Kai Neuvians mit seinem Tenorsaxo-phon. Zwar gab es für die beiden kein Happy End, dafür endete der Film aus 1943 mit dem Beginn einer wunder-baren Freundschaft. 

Bei der Komödie „Limelight“ erinnerte Diethelm an Charles Spencer Chaplin, sicherlich einen Alleskönner im Filmgeschäft. Er spielte die Hauptrolle, führte Regie und komponierte auch die Musik. Hans-Ulrich Peuser am Klavier, Lena Roitka an der Geige und Kai Neuvians am Saxophon brachten uns den Titelsong „Eternally“ gefühlvoll näher. 

Nach diesen internationalen Filmen stellte Diethelm mit „Wasser für Canitoga“ aus 1939 einen deutschen Abenteuerfilm vor. Hans Albers soll als Ingenieur das kanadische Canitoga mit Wasser versorgen. Mit dem Titelsong Goodbye Johnny brachte Diethelm Textoris viele Besucher zum Schunkeln und Mitsingen. Nach diesem Vortrag dankte Hans-Ulrich Peuser Diethelm als dem „kreativen Kopf der Truppe“, der sein gewaltiges Hintergrundwissen gerne weitergibt. 

Mit „Harry Lime Theme“, dem weltbekannten von Anton Karras auf der Zither gespielten Titelsong aus „Der dritte Mann“ mit Orson Welles, folgte mal wieder ein Stück das alle kannten. 

Nach den vielen Filmen stand jetzt eine TV-Produktion im Mittelpunkt. Von“ Kommissar Maigret“ wurden von 1960 – 1963 52 Folgen gedreht, die beim Fernsehpublikum sehr beliebt waren. Sie brachten uns Paris und die Franzosen „freundschaftlich“ näher. Dieses Thema spielte Heinz Weckendrup auf seinem Akkordeon, mit dem er seit 70 Jahren auftritt. 

Quax der Bruchpilot aus 1941 war dann wieder ein typischer Unterhaltungsfilm des Dritten Reiches. Heinz Rühmann als Hobbypilot flog sämtliche Szenen selbst. Das doch etwas traurige Lied „Heimat deine Sterne“ wurde von Werner Mühlbrodt gefühlvoll vorgetragen und lud wieder zum Mitsummen / Mitsingen ein. 

Hitchcock fehlte auch nicht. Es war „Der Mann der zu viel wusste“ mit James Stuart und Doris Day. Das von ihr gesungene Kinderlied „Que Sera – Was kann schöner sein“ wurde ein Welterfolg. Mit ihm ging es in die wohlverdiente Pause. Hier glänzten noch einmal Lena Roitka und Kai Neuvians. 

Die Emscher-Perlen-Fischer und ihr Publikum konnten sich die Beine vertreten und bei einer Unterhaltung Erfrischungen zu sich nehmen. Dabei wurde natürlich auch die Herkunft des Namens erklärt. Die Emscher ist unsere Heimat, es sollen nur Perlen der Musik zum Programm gehören, nach denen bei dem großen Angebot natürlich gefischt werden muss. 

Weiter ging es dann nach einer knappen halben Stunde mit dem „Blauen Engel“ und Marlene Dietrich. Dieser Film aus 1930, der in den Studios Babelsberg zweisprachig in Englisch und Deutsch gedreht wurde, legte den Grundstein zu ihrer Weltkarriere. Mit den Songs „Ich bin die fesche Lola“ und „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Lebe eingestellt“ versetzte uns Diethelm gekonnt in die wilden „Zwanziger Jahre“. 

Der nächste Streifen eröffnete uns in die russische Seele. „Lara`s Thema aus Dr. Schiwago“ (1965) wurde wieder instrumental dargeboten und war das einzige Stück, das aus den Vorprogrammen übernommen wurde. Bei dieser Interpretation nutzte Lena eine besondere Technik und setzte ihre Violine als Zupfinstrument ein, ein klangvolles Pizzicato. 

Es folgte ein wichtiger Teil deutscher Filmgeschichte. Was bot sich mehr an als „Karl May“. In den 60igern waren Winnetou 1 – 3, Der Schatz im Silbersee, Old Surehand usw. wahre Kassenschlager. So weckte die Winnetou-Melodie beim Publikum viele (angenehme) Erinnerungen. 

Die Filme „Saat der Gewalt (1955)“ und „Außer Rand und Band (1956)“ waren das krasse Gegenteil. Es wurde rebellisch und laut. Die Filmmusik „Rock around the Clock“ von Bill Haley & his Comets wurde zur Marseillaise des Jugendprotestes. In so manchen Lichtspielhäusern (z.B. Schauburg bei Kaffsack) wurde die Einrichtung demoliert. Obwohl die Emscherperlen so richtig fetzten, blieb das Mobiliar im Heimathaus zum Glück heile. 

Mit „Can you feel the love tonight“ aus dem König der Löwen wurde es wieder ruhiger. Werner Mühlbrodt versetzte das Publikum mit diesem emotionalen Song des kleinen Löwen Simba zurück in eine besinnliche Stimmung. So voller Gefühl hätte es dem Komponisten Sir Elton John sicher auch gefallen. 

Dann gab Moderator Diethelm noch einmal Alles. Mit „La Paloma“, der weißen Taube aus dem Film „Große Freiheit Nr. 7 von Helmut Käutner (1943), ließ er Hans Albers in unserem Heimathaus erklingen. Dabei erinnerte er (mit einem Foto) an eine Klassenfahrt aus dem Jahre 1960 an die Mosel. Damals hatte er dieses Lied zum ersten Mal interpretiert. Begleitet wurde er, auf dem Foto gut zu erkennen, von dem „jungen“ Heinz Weckendrup auf dem Akkordeon. 

Rainer-Werner Fassbinders war eine deutsche Regielegende. Mit „Lili Marleen“, der Geschichte eines Liedes nach dem Buch „Der Himmel hat viele Farben“, erinnerte an die unvergessene Lale Andersen. Aber auch Marlene Dietrich hat dieses Lied im Rahmen der amerikanischen Truppenbetreuung gesungen. 

Mit „What a wonderful World“ aus dem Streifen „Good Morning Vietnam“, der wahren Geschichte des Moderators Adrian Cronauer, endete der wunderschöne Streifzug durch die Filmgeschichte mit Filmmusik, Schlagern und Gassenhauern. Werner Mühlbrodt und Hans-Ulrich Peuser zogen noch einmal alle Register und erinnerten an die Reibeisenstimme von Louis „Satchmo“ Armstrong. Die Zuhörer waren begeistert. 

Als Dankeschön bekamen die Emscher-Perlen-Fischer, passend zum Namen, je eine Flasche „Emscherperle“. 

Als man nach dem Konzert noch bei einem leckeren Kaltgetränk den Abend ausklingen ließ, war die Zufriedenheit und die Vorfreude auf die angekündigte Fortsetzung dieser Konzertreihe am im Kulturzentrum Saalbau am 29.09. 2024 bei allen Beteiligten groß. 

Fotos und Text: Franz-Josef Fedrau  

Ein Labsal, das man „genießerisch kauen“ kann 

Es war im August 1949. Eine Schlagzeile im Heimat-Spiegel, Vorgänger der Nord-West-Zeitung, lautet: „Schimmer des Glücks – für Biertrinker“.

Was steckte dahinter? Das alte stolze Braugewerbe hatte unter den Kriegseinwirkungen stark gelitten. Auch das Thema Verbrauchs- und Biersteuer bereitete den Brauereien Kopfschmerzen. Sie waren kaum in der Lage, zu einem Preis zu liefern, der das Bier auf eine breitere Grundlage stellt und ihm den Charakter eines wahren Volksgetränks verleiht. Doch sie Situation entspannte sich. In Schichtarbeit erreichten die großen Dortmunder Brauereien einen Umsatz fast auf Vorkriegsniveau. 

Schäumendes Nass floss in „Friedens-qualität“ 

Doch die bisher gebrauten Biere mit einer Stammwürze von 5 bis 8 Prozent waren der Überlieferung zu Folge nicht in der Lage zu „wärmen“. Dann rief die Nachricht über die Herstellung eines „friedensgemäßen“ Bieres bei der biertrinkenden Bevölkerung wachsende Sympathien hervor. Lange hatte man auf den Ausschank des goldgelben Gerstensaftes in einer alkoholisch konzentrierten Form gewartet. Die Freigabe eines Starkbieres mit einer Stammwürze von 11 bis 14 Prozent wurde quasi über Nacht bekanntgegeben. Ein Labsal, das man – gelinde gesagt – „genießerisch kauen“ kann. In den Wirtschaften huldigte man wieder St. Gambrinus, dem legendären König, der als Erfinder des Bierbrauens angesehen wurde. Es zeigte sich aber auch, dass die Trinkfestigkeit infolge der jahrelangen Entbehrungen gewissen Belastungsproben unterworfen wurde, die sich in mehr oder minder starker „Schlagseite“ bemerkbar machte. 

In den Gaststätten herrschte ein Zustand des Wohlbehagens, den Wilhelm Busch humorvoll in seinem Vers schildert: 

„Und jeder hebt an seinem Mund 
ein Hohlgefäß, das meistens rund. 
Um draus in ziemlich kurzer Zeit 
die drin enthaltne Flüssigkeit 
mit Lust und freudigem Bemüh’n 
zu saugen und herauszuzieh’n“ 

Dieser (nicht ganz ernst gemeinte) Artikel soll jedoch nicht als Aufruf zum übermäßigen Alkoholgenuss verstanden werden. Bli-cken wir weiter zurück, dann eröffneten die damaligen Gemeindeväter bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Gastwirtschaften mit modernen Einrichtungen, in denen der Aufenthalt möglichst angenehm empfunden und übermäßiger Alkoholgenuss gesteuert werden sollte. Aktuell gibt es in Mengede nur noch wenige beliebte und gemütliche Gaststätten, die Kneipen „um die Ecke“. Darauf hat der Heimatverein Mengede reagiert. 

Im Heimathaus trifft man sich „Auf’n Pils“ 

Getreu dem Motto: „Auf’n Pils“ bietet der Heimatverein Mengede seinen Mitgliedern sowie allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform, sich zwanglos bei einem Kaltgetränk zu unterhalten, zu knobeln oder einfach nur abzuschalten – all dies ohne Referenten oder eine andere starre inhaltliche Vorgabe. 

Mit diesem neuen Format wendet sich der Heimatverein insbesondere an die Menschen, für die derzeit im Stadtbezirk kein adä-quates Angebot zum gemeinsamen Austausch in geselliger Runde und einem gemütlichen Umfeld vorhanden ist. 

Termin: Jeder 2. Donnerstag im Monat von 19 – 22 Uhr. 

Peter Kaufhold 

Brückenbau – gestern und heute“ 

„Am kommenden Sonntag wird in Groppenbruch die neue Brücke über den Kanal angebracht. Die neue Brücke, 93 Meter lang, liegt jetzt noch auf vier Verschiebewagen am Rande des Dortmund-Ems-Kanals. Das Gewicht der Brücke beträgt 465 t. Auf dem Wasser liegt das Spezialschiff „Enterprise“ schon bereit. Es wird mit Hilfe eines Stützgerätes das Vorderende der Brücke aufnehmen und auf die fertigen Betonpfeiler setzen. Die Ausführung der Arbeiten oblag der Dortmunder Union Brückenbau AG. Die Montagezeit dauerte rund 5 Monate.“ 

Brücke Schwieringhausen 

Die Groppenbrucher Bürger werden sich freuen. Hatte man nicht erst mit einer Fertigstellung ihrer Brücke (Baujahr 1957) im Jahre 2028 gerechnet? Zumindest verrieten das die durchgesickerten Informationen aus der Mengeder Bezirksvertretung. Mit Temporeduzierung oder Vollsperrung über diesen langen Zeitraum zu leben, ist für viele schwer verdaulich. Noch dramatischer sieht es in Schwieringhausen aus. Die dortige Kanalbrücke (Baujahr 1951) ist seit Jahren für den motorisierten Verkehr voll gesperrt. 

Zu früh gefreut: Denn obige Meldung ist 75 Jahre alt! Genau genommen handelte es sich dabei um die Autobahnbrücke der A2 über den Dortmund-Ems-Kanal. Kleine Rand-notiz: Es war die 130. Brücke, die die Union Brückenbau AG nach dem Kriege baute. 

Nun mag der Vergleich mit der heutigen Zeit hinken. Damals waren viele Brücken dem Bombenhagel zum Opfer gefallen. Für eine bessere Infrastruktur war der schnellstmögliche Brückenbau elementar. Möglich, dass unter den 130 neuen Brücken auch vorübergehende Behelfsbrücken waren. Auch spielten damals vermutlich die Auflagen an Umwelt- und Naturschutz, Rücksichtnahmen auf Radfahrer und Fußgänger nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch ist die Leistung für den Wiederaufbau der jungen Bundesrepublik Deutschland nicht hoch genug einzustufen. 

Heute haben nicht nur die Brücken im Mengeder Stadtbezirk ihre besten Jahre hinter sich. Da viele Brücken in den Nachkriegsjah-ren zeitgleich erstellt wurden, werden nun auch viele gleichzeitig sanierungsbedürftig. Das sollte bei einer Lebenszeit von 80 Jahren für die politisch Verantwortlichen nicht überraschend gekommen sein. Denn nicht nur in Mengede, sondern bundesweit besteht enormer Handlungsbedarf: Sanierung oder Abriss? Leider mahlen die Mühlen von Politik und Verwaltung auch in diesen Fällen sehr langsam. 

Zwischen „Problem erkannt“, Schlussfolgerung, Planung, Ausschreibung, Baubeginn und Fertigstellung vergehen unfassbar lange Zeiträume. 

Beispiel: Schwieringhauser Brücke. Die Brücke ist seit dem 17. September 2020 für den motorisierten Verkehr gesperrt und ihr Abriss ist beschlossen. Nach Ausschreibung der Baumaßnahme soll erst im 4. Quartal 2025 der Neubau starten. Bis zur Fertigstellung dauert es planmäßig noch weitere 2 Jahre bis zum 4. Quartal 2027. Die ebenfalls marode Groppenbrucher Brücke soll im Jahre 2028 HB ersetzt worden sein. Leider hat das eine gleichzeitige 10 Monate dauernde Sperrung beider Kanalüberführungen zur Folge. 

Die Schwieringhauser Anwohner haben sich lautstark für ihre Interessen eingesetzt. Ohne Erfolg. Es fiel ihnen, und den Pendlern schwer, sich mit den Umleitungen, den Schüler*innen mit dem verlängerten Schulweg, abzufinden. Für ihr tapferes Durchhaltevermögen zollen wir ihnen großen Respekt. Das Sprichwort: „Was lange währt, wird endlich gut“ dient hier nicht zur Beschwichtigung. Wir wünschen, dass sich nach langem, beharrlichem Bemühen der Verantwortlichen ein gutes Ergebnis für unseren Stadtbezirk einstellt. 

Foto und Text: Peter Kaufhold 

1766: Ausländischer Luxus
Verbot von Kaffee und Tee in Dortmund 

Die Stadt Dortmund verbot mit der vorliegenden Verordnung 1766 den Handwerkern, Tagelöhnern, Dienstboten, Bauern und anderen Personen niedrigen Standes bei Geldstrafe das Trinken von Kaffee und Tee; ihnen die Getränke bei der Arbeit auszuschenken, wird ihren Arbeitqeberinnen und Arbeitgebern untersagt. Allein den Adligen, Gelehrten, angesehenen Kaufleuten und Herbergsgästen ist der „Gebrauch des Thees und Caffees zu ihrer Ergötzung und Erquickung gestattet“. Seit der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 waren Kaffee und Tee in den internationalen Handel gelangt und um 1766 in der gesamten Bevölkerung verbreitet. Die Reichsstadt Dortmund versuchte als alles regulierende Obrigkeit über Jahre erfolglos, diese ausländischen Waren zurückzudrängen, da „die wenigen in der Stadt umgehende(n) baaren Gelder vor und nach gänzlich in auswärtigen Landen gebracht“ würden. Während in Dortmund zur Denunziation ermuntert wurde, gab es in Preußen ab 1780 den Beruf des „Kaffeeschnüfflers“ für invalide Soldaten, die mit Leibesvisitation und Hausdurchsuchung nach dem gänzlich verbotenen Kaffee fahndeten. 

Franz-Heinrich Veuhoff 

Quelle: 1873 – 2023, 150 Jahre Stadtarchiv Dortmund 

Amüsantes aus dem Gerichtssaal 

Die Kuh an der Stoßstange 

Ein Autofahrer begegnete einer ausgebrochenen Kuh. Kurzerhand band er sie an der hinteren Stoßstange fest und brachte sie zum nächsten Bauernhof. Hier beschädigte die Kuh das Auto. Der Fahrer verlangte vom Landwirt Schadensersatz. 

Der Amtsrichter verfasste folgendes Urteil: 

Wie man es auch dreht und wendet, 
die Klage, sie ist nicht begründet. 
Zwar hat der Kläger, wie man sieht, 
sich redlich um die Kuh bemüht. 
Wer kennt die Psyche einer Kuh,
wenn sie aus sonntäglicher Ruh‘ 
auf einen fremden Hof gebracht, 
ja wer kennt da des Rindviehs Macht. 
Deshalb die Tritte und das Weh 
Am frisch polierten PeKaWe. 
Der Kläger hätte nichts verbockt, 
hätt er die Kuh dort angepflockt. 
Sein PKW in altem Glanz
Wär nicht verbeult, er wäre ganz. 
Er hat sich sicher gut bedacht, 
als er die Kuh ins Dorf gebracht. 
Doch tat ihm dieses gar nichts nützen, 
er bleibt jetzt auf dem Schaden sitzen 
und muss, das bleibt auch ohne Fragen, 
Für diesen Fall die Kosten tragen. 

Quelle: AG Northeim, Urteil vom 02.10.1995 – 3 C 420/95) 

Franz-Heinrich Veuhoff 

Wir sind online! Schauen Sie mal rein: 
www.heimatverein-mengede.de
Anregungen und Kritik nehmen wir auch über dieses Medium gerne entgegen. 

Impressum: Redaktion Heimatblatt – Herausgeber: Heimatverein Mengede e.V. Williburgstraße 27, 44359 Dortmund