Nr. 58
Dezember 2021
20. Jahrgang
Liebe Heimatfreundinnen, liebe Heimatfreunde,
in dieser ganz besonderen pandemischen Zeit, die wir uns alle sicherlich so nicht hätten vorstellen können, versuchen wir mit diesem Heimatblatt zum Jahresende Ihnen allen noch einmal Freude zu schenken!
Dieses möchten wir aber auch gern verbinden mit den besten Wünschen und Grüßen an unsere Mitglieder und Freunde sowie an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger im Stadtbezirk Mengede!
Ihnen allen wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches, hoffentlich gesundes und friedliches Neues Jahr!
Mengede, im Dezember 2021
Der Vorstand
H.-U. Peuser – J. Karlshaus –
P. Jürgens – J. Küster – W. Hellmich
Philippinen – Das längste Weihnachtsfest der Welt
Hier feiert man vier Monate lang Weihnachten
Wer es in Deutschland bereits nervig findet, dass Lebkuchen schon Wochen vor der Adventszeit angepriesen werden, der sollte sich auf den Philippinen umschauen. Schon ab September schallt in den Supermärkten und Einkaufspassagen in Manila „Feliz Navidad“ aus den Lautsprechern.
Es beginnt mit den „-ber-Monaten“
Mit der Feier der Geburt Jesu Christi meint man es auf den Philippinen jedes Jahr so ernst, dass das Land mit den Festlichkeiten schon beginnt, während in Deutschland gerade erst die Sommerferien zu Ende sind. Vier Monate, von September bis Januar, dauert die mehr oder weniger besinnliche Jahreszeit auf dem tropischen Inselstaat, der zu 90 Prozent von Christen bewohnt wird, hauptsächlich katholischer Konfession. Ein Drittel des Jahres ist also Weihnachten, das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.
Weihnachten bei 30 Grad Celsius
Die Menschen laufen in T-Shirts und kurzen Hosen rum, schließlich ist es heiß. In den Supermärkten lädt ein vier Meter hoher Nussknacker die festlich gestimmten
Einkäufer zu Selfies ein, eine ganze Abteilung ist reserviert für Kunsttannen und Christbaumschmuck. Neben dem Parkplatz hängen Lichterketten von den Palmen.
Allgegenwärtig:
Bunter Kitsch in den Einkaufszentren
Fotomontage: Precila Kaufhold
Morgens um drei findet die Weihnachtsmesse statt
Und während in Europa viele Christen am Heiligen Abend mit sich hadern, ob sie sich wirklich zur Christmette aufraffen sollen, haben die philippinischen Gläubigen am 24. Dezember schon mehrere Gottesdienste hinter sich: Simbang Gabi (Nachtmesse) heißt die Tradition der Weihnachtsmessen im Morgengrauen.
Sie finden ab dem 16. Dezember mit der Eröffnungsmesse „misa de gallo“ (Messe des Hahns) täglich statt und starten meist gegen drei Uhr früh. Wer es in einem Jahr an allen neun Terminen in die Kirche schafft, bekommt dem Glauben zu Folge einen besonderen Wunsch erfüllt.Auch kulinarisch lohnt sich die Teilnahme. Vor den Gotteshäusern warten morgensVerkäufer an Essensständen und versorgen die Kirchgänger mit traditionellem Frühstück. Es gibt Putò Bumbóng, süßen Klebreis, der in Bambusrohren gegart wird, und Bibingka, einen in Tontöpfen gebackenen Weihnachtskuchen.
Paróles: quietschbunte Laternen in Sternenform, erinnern an den Stern von Bethlehem
Fotomontage: Precila Kaufhold
So wie bei uns?
Auch auf den Philippinen ist Weihnachten ein Fest der Familie. Dabei wird über die Weihnachtszeit viel Zeit mit der Familie verbracht, um gemeinsam schöne Erinnerungen zu schaffen. Diese Zeit steht aber auch für ein lang ersehntes Wiedersehen. Denn zum Weihnachtsfest werden Familienmitglieder, die man lange Zeit nicht gesehen hat mit viel Freude zum Fest eingeladen. Philippinische Familien legen im Allgemeinen viel Wert darauf, die Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen und für deren Anwesenheit dankbar zu sein.
Die Art und Weise dieses Fest zu gestalten ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Einige Familien bevorzugen ein zurückhaltendes, kleines Fest mit Geschenken und andere wiederum ein großes Fest mit einem durchdachten Unterhaltungsprogramm. Dabei zeigen zumeist die jungen Familienmitglieder ihre Talente, indem sie zur Freude ihrer Onkel, Tanten, Großeltern und Eltern zu Melodien der neusten Popsongs tanzen. Wieder andere Familien haben eigene Traditionen und verbringen die Weihnachtsferien in den jeweiligen Provinzen oder an touristischen Zielen des Landes.
Stille Nacht…- nicht auf den Philippinen
Anders als bei uns gibt es auf den Philippinen keine „Stille Nacht“. Im Gegenteil. Die Geburt Christi wird in der Nacht vom 24. auf den 25.12. mit ohrenbetäubendem Feuerwerk gefeiert. Eine Tradition, die befremdlich erscheint.
Die Geschenke werden erst um Mitternacht untereinander ausgetauscht und überreicht, daher auch der Name „Noche buena“ (schöne Nacht). Das Auspacken der Geschenke bereitet den Kindern viel Freude, jedoch vor allem, wenn sich darunter ein roter Umschlag befindet. Denn traditionell ist in diesen Umschlägen Geld von ihren Ninangs (Tanten) und Ninongs (Onkeln) enthalten. Oft fließt dieses in die eigenen Ersparnisse oder in eine schöne Belohnung. Dabei wird von den Erwachsenen stets viel Wert daraufgelegt, niemals zu vergessen für all das dankbar zu sein.
Precila und Peter Kaufhold
Dezember Stammtisch im Heimathaus zum Ende des Coronajahres 2021
„Auf dem Weg zu Weihnachten“… Lesung im Heimathaus mit Paul Reding
Zum vierten Mal veranstaltete der Heimatverein in der Vorweihnachtszeit eine Lesung mit dem bekannten Waltroper Künstler Paul Reding. Er berichtete von seiner langjährigen Tätigkeit als Schriftsteller, wobei ihm der Computer im Gegensatz zur guten alten Schreibmaschine eine große Hilfe ist.
Hans- Ulrich Peuser begrüßte die Anwesenden. Unter ihnen als Überraschungsgast Klaus Völkmann, der über sechs Jahre der Klassenkamerad von Paul Reding in der „alten Mengeder Mittelschule“ (heuteAlbert Schweitzer Realschule) war. Die Wiedersehensfreude war gewaltig und es wurden auch alte Geschichten aufgewärmt. Beide erinnerten an ihren gemeinsamen Schulkameraden Karlheinz „Charly“ Bohnmann, der Ende 2019 verstorben ist.
Wegen der angespannten Pandemiesituation galt natürlich die „2-G“ Regel und eine Voranmeldung war erforderlich. Trotzdem waren knapp 20 Zuhörer erschienen.
Im ersten Teil des Abends las der Verfasser aus seinen Kurzgeschichten und Gedichten, die sich mit den Sorgen und Problemen des Alltags beschäftigen. Hier bildeten die Außenseiter und die Benachteiligten der Gesellschaft die Schwerpunkte. Auch den Verlust der christlichen Grundgedanken des Weihnachtsfestes durch die Seine aktuelle Weihnachtsgeschichte „Lisas Weihnachten“ handelte von einer Adventsfeier in der Diakonie der Nachbarstadt. Männer und Frauen der Werkstätten, der Arbeitslosenhilfe, der Förderschulen, mit und ohne Behinderungen halfen nach Kräften mit, die Veranstaltung zu stemmen. Hier kam es zu einem unerwarteten und merkwürdigem Treffen von Lisa und dem Erzähler. Wegen der Ähnlichkeit mit ihrem vor kurzen verstorbenen Bruder umarmte sie ihn, küsste ihn auf die Stirn, um sich dann mit Tränen in den Augen abzuwenden. Bei einem weiteren Besuch am Heiligen Abend sehen sie sich wieder. Jeder hat für den anderen ein kleines Geschenk, sie sitzen zusammen auf einer Bank und wünschen sich ein frohes Fest.
Die Pausen zwischen den Geschichten füllte Hans- Ulrich Peuser am Klavier, gewohnt gekonnt, nicht nur mit weihnachtlicher Musik.
Neben den besinnlichen Tönen klang aber auch immer wieder die amüsante Seite des Autors durch. Die Zurufe aus dem Plenum beantwortete Paul Reding mit den jeweils passenden Geschichten aus seinem Fundus. Sowohl die Erzählungen als auch die Gedichte machten die humanistische Lebenseinstellung des Autoren deutlich.
Mit der Geschichte von Lisa endete die Lesung. Paul Reding bedankte sich bei seinem „gut zuhörenden“ Publikum. Er blieb noch im Heimathaus, schwelgte mit Klaus Völkmann in Schulerinnerungen, suchte aber auch das Gespräch mit den Anwesenden
und beantwortete Fragen. Als Dankeschön überreichte ihm Hans- Ulrich Peuser den Kunstkalender, den der Heimatverein anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums 2022 aufgelegt hat. Eine Flasche Remigius Tropfen durfte auch nicht fehlen.
Für die Stammtischbesucher im Heimathaus war es ein unterhaltsamer, aber auch besinnlicher Abend, der in die gerade beginnende Adventzeit passte. Er half Abstand von der Hektik des Corona-Alltags zu gewinnen.
Paul Reding (Jahrgang 1939) ist Bildhauer, Maler und Schriftsteller. Geboren in Habinghorst besuchte er mit seinen Geschwistern in Mengede die Mittelschule (jetzt Albert- Schweitzer- Realschule) und wohnt in Waltrop. Er ist Absolvent der königlichen Akademie in Den Haag / NL. Gut 30 Bücher und 140 Broschüren sind bei der Staatsbibliothek Frankfurt / Leipzig registriert. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen prämiert. 2009 wurde er als „Waltroper Bürger des Jahres“ geehrt. Mengede ist er über den Heimatverein Waltrop aber auch privat immer noch sehr verbunden.
Franz-Josef Fedrau
„Knusper, knusper, knäuschen…“
. . . süße Verlockungen im Schaufenster
Rumms macht die Schiebetür vom Lieferwagen mit auswärtigem Kennzeichen. Heute schiebt der Fahrer einen Transportwagen mit Brot, Kuchen und Hefeteilchen in die Filiale. Obendrauf lugen Zellophan-Krausen aus dem Plastikkorb. Spritzgebäck, Butterspekulatius und Zimtsterne sind in den Tüten. Daneben liegen ein paar Stücke Stollen – in Folie gehüllt und etikettiert. Massenware, die es auch in den unzähligen anderen Filialen im Umkreis gibt.
So ist die Vorweihnachtszeit 2021: Vom nahenden Fest der Feste ist in den Geschäften von außen wenig zu sehen. Die Schaufenster wirken leer – keine weihnachtliche Auslage. Der Blick fällt erst auf oder hinter die Theke auf Weihnachts-Kleingebäck und nur selten auch auf Stollen. Das Schaufenster wirkt steril, wie in den elf anderen Monaten des Jahres auch.
Aber wie war das vor 50 Jahren, Ende der 60er, Anfang der 70er?
In diesen vergangenen Zeiten war der vorweihnachtliche Bummel durch Mengede kein Hasten, um schnell das Nötigste einzuholen wie süßes Gebäck für den Adventkaffee am Sonntag. Es brauchte kein schrilles Marketing auf Pappdisplays. Die Werbung war die Auslage selbst, das Produkt, oder besser: die Produkte in ihrer mannigfachen Vielfalt – süße Verlockungen ehrbaren Handwerks.
In der Adventszeit war jeder Bummel von Oestrich in den Ortskern von Mengede ein Erlebnis. Die Luft war kalt und roch nach Kohle. Und wenn in dem wabernden Gemisch aus Hochnebel und abgasgeschwängertem Ruhrgebietsdunst die Sonne glutrot bis orange unterging, waren es „die Engel, die Plätzchen backen“. Es gab keine magische Vorweihnachtszeit ohne diese Illusion. – Was für eine Träumerei.
Schon 250 Meter hinter der „Glückauf-Schranke“ wurden dann himmlische Träume irdische Realität: Knusperhäuschen, Spekulatius, Printen, Kokosmakronen, Lebkuchen, Schwarz-Weiß-, Tee- und Spritzgebäck in Hülle und Fülle lockten an die Schaufenster. Beim Öffnen der Tür duftete es verführerisch. Meisterwerk aus der irdischen Backstube und nicht aus der glutroten Illusion am Abendhimmel – vor allem aber gab es hier keine Massenware in Zellophan aus der Fabrik.
Heinz-Otto Buschmann mit einigen Utensilien seiner Weihnachtsbäckerei
Das war Buschmanns Bäckerei und kein vorweihnachtlicher Weg führte an diesem Geschäft vorbei. „Der November und Dezember waren früher für Bäcker und Konditoren die interessanteste und vielfältigste Zeit“, erzählt Otto Buschmann im Gespräch mit dem Heimatblatt. Die Saison begann nicht schon im August, jedoch auch nicht erst mit dem Verkauf von Weihnachtsgebäck Ende November.
Die Vielfalt der Privatbäckereien brauchte Vorlauf. „Wir haben meistens Anfang November angefangen mit Spekulatius“, sagt der noch 76-Jährige. „Gewürz-, Mandel- und Butterspekulatius. Das ganze Geschäft duftete danach.“ Die alten Modeln, jene hölzernen Motiv-Bretter, in die der Teig gestrichen wurde, hütet er heute noch wie einen Schatz. In der ehemaligen Backstube an der Williburgstraße steht auch noch eine Maschine, die in jedem Bäcker-Museum ein Hingucker wäre: Die Automatisierung der Anfangszeit war eine Erleichterung und doch noch weit entfernt von einer Massenproduktion.
Nach dem „Spekelaats“ waren dann die Martinsbrezel an der Reihe. Das Hefegebäck von Otto Buschmann war legendär, vor allem in den Kindergärten. Es wurden Riesen-Brezel, fünf Pfund schwer, für jeweils eine Gruppe gebacken. Brot brechen und Teilen – ganz im Sinn der Barmherzigen Samariter.
Das gleiche Teigrezept kam dann dreieinhalb Wochen später wieder zum Einsatz: Die Stutenkerle zu Nikolaus formten Otto Buschmann und Gesellen von Hand. Die typischen weißen Pfeifen aus Ton in drei Größen hütet er ebenfalls noch in einem Karton – 23 Jahre nach Aufgabe des Betriebs und zu schade, um sie wegzuwerfen.
Lange vor Nikolaus, Mitte November, war es indes längst Zeit für die Christstollen in der Backstube. Sie brauchen Ruhe in der Verarbeitung und Zeit bis zum richtigen Genuss – egal ob Früchte-, Butter-, Mohn- oder Nussstollen.
Zeit brauchten auch die „Hexenhäuser“ aus Lebkuchen. Vor dem Backen und dem Zusammensetzen der Hauselemente musste der Teig ruhen. Jedes Jahr verließen 50 bis 60 Knusperhäuser die beiden Läden in der Castroper und Williburgstraße und sorgten gleichermaßen für Staunen und Genuss.
Dies war die Vorweihnachtszeit in der Bäckerei und Konditorei. Die Leckereien lagen in den Auslagen der Schaufenster auf Blechen. „In der Vorweihnachtszeit gab es viel Arbeit“, sagt Otto Buschmann. „Es war sehr intensiv und hat trotzdem viel Spaß gemacht.“ Für ihn war es ein Handwerk aus Leidenschaft, auch mit der Unterstützung der Familie, denn selbst „die Kinder haben in der Backstube mitgeholfen.“
Und wenn an Heiligabend die Familie Buschmann am Tannenbaum sang, hatte Vater Otto an seinem Geburtstag trotzdem oft den nächsten Morgen im Blick. „Wir haben immer die Bauern mit dem Bulli beliefert“, erzählt er. „Dabei kam es durchaus vor, dass wir Heiligabend nicht genügend Brot hatten. Dann mussten wir am ersten Feiertag noch Brot backen.“ So war der Handwerker-Alltag bis in die 80er Jahre. „Aber Hauptsache ganz Groppenbruch bekam sein frisches Brot.“
Uwe von Schirp
Markttag in Mengede
Seit mehreren Jahrhunderten
Mengede, im Mittelalter auch als Stadt bezeichnet, war nicht nur Mittelpunkt des Kirchspiels mit einer alten Kirche, sondern auch Gerichts- und Marktort. Es besaß das Marktrecht. Im Schutze der natürlichen Wehren durch die Emscher und der künstlichen Befestigungen durch Gräben, Mauern und Wälle konnten sich in Mengede Gewerbe- und Handeltreibende sowie Handwerker niederlassen. Mittelpunkt des Gemeindelebens war die Mengeder Kirche, welche wegen ihres für eine Landgemeinde verhältnismäßig großen Baues auch „Emscherdom“ genannt wurde. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten und den sonstigen kirchlichen Veranstaltungen sowie an den Markt- und Gerichtstagen kamen die Menschen aus den Bauerschaften nach Mengede. Besonders nach den Gottesdiensten herrschte um die Kirche ein reger Handel. So erwähnt der Geschichtsschreiber von Steinen schon zwei Jahrmärkte, den einen am Neujahrstag und den anderen am Tage vor Michaelis (29.9.). Die Märkte und die Kirmes wurden auf der Peperlakenstraße, heute Mengeder Straße, abgehalten. Ein dritter Markttag konnte nach Genehmigung der königlichen Regierung in Arnsberg ab 1851 abgehalten werden.
Nur der alte Ortskern war flächendeckend bebaut und auf seinen Straßen fanden die Märkte statt, deren Zeiten der sonntägliche Kirchgang bestimmte. Einen Wochenmarkt gab es nicht, obwohl sich die Bürger eine Einführung seit dem späten 19. Jahrhundert wünschten.
Der alte Markt, Ansicht von 1904
vom Westfalenhof bis zur Kirche, Vahle noch mit kleinem Biergarten
Dies lag aber nicht an der grundlegenden Ablehnung der Gemeinde, sondern vielmehr an einem geeigneten Platz. Die engen Straßen Mengedes boten nicht den Raum, den man sich für die Abhaltung eines Wochenmarktes vorstellte. Ein Bürgerantrag mit zahlreichen Unterschriften gab schließlich 1899 den endgültigen Anstoß zur Einrichtung.
Am 3. Dezember 1900 wurde durch die Gemeinde Mengede eine Wochenmarkt-Ordnung erlassen und diese genehmigte der Bezirksausschuss zu Arnsberg mit der Maßgabe, dass der Markt eröffnet werden soll.
Am Samstag, dem 1. Juni 1901, war es dann so weit. Einen geeigneten Platz hatte man im Ortskern nicht, da wurde nach der Wochenmarkt-Ordnung vom 3. Dezember 1900 kurzerhand das „Trottoir der Königstraße von Kaffsacks Garten bis Schröder“ als Marktplatz genutzt, also der Bürgersteig vor den Häusern Williburgstraße 1-15, etwa von der Mengeder Straße bis zur evangelischen Kirche. Der Markt dauerte vom 1. April bis 30. September von 7 – 11:00 Uhr in der übrigen Zeit von 8 – 12:00 Uhr. Die Ordnung bestimmte, was und wie verkauft werden sollte, aber auch, dass Kaufgespräche zwischen Händlern und Käufern durch Kauflustige nicht gestört werden durften und das laute, marktschreierische Anpreisen sowie das öffentliche Versteigern von Waren verboten waren.
Angeboten wurden rohe Naturerzeugnisse, Produkte der Land- und Fortwirtschaft, des Garten- und Obstbaus, der Jagd und Fischerei und frische Lebensmittel aller Art. Ergänzt wurde das Angebot dann noch durch große Porzellan-, Glas-, Ton- und Bürstenwaren. Bis 1914 gaben sich die Händler der Region im alten Ortskern ein Stelldichein.
Anfang des 20. Jh. hatte sich die Gemeinde dazu entschlossen, ein neues Ortszentrum in der Nähe des Amtshauses zu schaffen. Wohnhaus um Wohnhaus wurde südlich des alten Ortskerns errichtet und trotz der Kriegsjahre konnten auch die Schulen und der Saalbau rund um den neuen Markt fertiggestellt werden.
Die Trinkhalle auf dem Platz mit ihren öffentlichen Toilettenanlagen eröffnete bereits am 23. April 1915 und am 17. August 1915 beschloss die Gemeinde, den Markt jeweils am Mittwoch und Samstag am neuen Marktplatz an der Hardenbergstraße (heutige Siegburgstraße) abzuhalten. Er wurde am Samstag, dem 2. Oktober 1915, eröffnet. Als erster Marktmeister wurde der Polizeisergeant Kosbab berufen. Für die drei jährlichen Jahr- bzw. Krammärkte in Verbindung mit einem Viehmarkt wurden drei Termine bestimmt, und zwar jeweils der zweite Montag im Februar, April und September.
Der Wochenmarkt hat sich bis in die heutige Zeit gehalten und auch die Termine der Jahrmärkte sind irgendwie zum Bestand des öffentlichen Lebens in Mengede geworden, wie man an den heutigen Kirmestage im Jahresverlauf sehen kann, die letztlich ihren Ursprung als Jahrmärkte „in alter Zeit“ haben.
Franz-Heinrich Veuhoff
Die Glocke auf dem ev. Friedhof
„Wenn alles klappt, so wird also der neue Pfarrer, der etwa Mitte März seinen Dienst antreten dürfte, neben der kleineren Glocke eine Größere vorfinden, die mit ehernem Munde den gottesdienstlichen Handlungen eine höhere Weihe verleihen wird“,
so berichtet die Mengeder Zeitung am 5. Februar 1928 über die Anschaffung einer neuen Glocke für die Luisenkirche in Westerfilde.
Nach dem Geläutebuch Nr. 7 des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation hatte Pfarrer Stenger, sen. am 30. Januar 1928 für die Evgl. Kirchengemeinde Westerfilde b./Mengede i. W. die Glocke be-stellt. Mit einem Durchmesser von 1.016 mm und gestimmt auf den Hauptton a sollte sie als Stahlglocke zu der vorhanden Bronzeglocke passen.
Der kleine Dachreiter der Luisenkirche bot keinen Platz für eine zweite Glocke, daher war geplant, für diese Glocke einen separaten Turm zu errichten. Dieses Vorhaben konnte jedoch nicht realisiert werden, denn nach Anlieferung der Glocke begannen die Jahre der enormen Wirtschaftskrise 1928. Verständlich, dass mit den einhergehenden finanziellen Nöten der Glockenturm neben der Kirche nicht errichtet werden konnte.
Nach dem Meldebogen (Erfassung von Material für Kriegszwecke) für Gussstahlglocken vom 3. Mai 1940 stand sie, ohne einen Ton abgegeben zu haben, in einem Schuppen und Pfarrer Brink notierte auf dem Bogen, dass sie als Kirchenglocke für die Kirche in Westerfilde verwendet werden soll.
Die Kriegsjahre überstand die Glocke dann wohlbehalten. Doch der Bau des Glockenturmes war in weite Ferne gerückt, denn die Gemeinde brauchte ihre finanzielle Mittel dringend, um Kriegs- und andere Gebäudeschäden am Gemeindeeigentum zu beseitigen. Notgedrungen versuchte die Gemeinde, mit dem Erlös aus einem Verkauf der Glocke Finanzlücken zu schließen. Kaufinteressenten gab es genug, aber wenn die letzten Verhandlungen geführt werden sollten, waren es auch die finanziellen Nöte der Kaufinteressenten, die einen Vertragsabschluss unmöglich machten.
Die Glocke inmitten der kleinen Anlage
Die Jahre gingen dahin und die Glocke stand, ohne jemals einen Klang von sich gegeben zu haben, abseits der Kirche, bis die Entscheidung getroffen wurde, der Glocke einen würdigen Platz in der Grünanlage neben der Friedhofskapelle zu geben.
Franz-Heinrich Veuhoff
Der Holzweg …
… führt nicht zum Ziel
Die Bezeichnung „Holzweg“ gehört schon seit dem 13. Jahrhundert zum deutschen Sprachgut. Das Sprichwort „Jemand ist auf dem Holzweg“, auf dem er nicht ans Ziel kommt, ist zumindest seit dem 15. Jahrhundert belegt.
Wie man vermuten kann, kommt die Redewendung aus der Forstwirtschaft:
Für die Holzernte schlug man früher wie heute Schneisen in den Wald, über die das gewonnene Gut abtransportiert wird.
Diese Schneisen mögen aussehen wie bewusst angelegte Wege, sind aber lediglich Wirtschaftswege, die abrupt an der Stelle enden, an der die Forstarbeiter am Vortag Feierabend machten.
Spaziergänger geraten hierüber also in eine Sackgasse: Sie sind auf dem Holzweg!
Franz-Heinrich Veuhoff
Etwas Mengeder Platt
Unsere schöne Heimatsprache birgt auch grobe Sprüche. Hier zwei Beispiele, gefallen sie Ihnen?
Wenn de Liähr nich met verbrannt es, kann’t allet nicks hiälpen, sag de Junge, do was grad de Schaule affbrannt.
Wenn der Lehrer nicht mit verbrannt ist, kann das alles nichts helfen, sagte der Junge, da war gerade die Schule abgebrannt.
Wann eck dä Welt maket här, sallen dä Müse met Holschen laupen, sag dä Katte!
Wenn ich die Welt gemacht hätte, sollten die Mäuse mit Holzschuhen laufen, sagte die Katze.