Nr. 55

Februar 2021

20. Jahrgang
EP 0,50 Euro

Zwischenruf aus einem winterlichen Mengede

Liebe Heimatfreundinnen,
liebe Heimatfreunde,

mit diesen Zeilen möchte ich Sie und Euch gerne wieder einmal persönlich ansprechen:

Tage, Wochen und Monate vergehen, ohne dass wir derzeit eine realistische zeitliche Perspektive auf gemeinsame Veranstaltungen in unserem schönen Heimathaus haben. Es ist einfach unbeschreiblich, wie viele Mitglieder mir in der letzten Zeit deutlich gemacht haben, dass sie bezüglich Heimatverein auf Entzug sind! Und ja, mir geht es, was die gemeinsamen Treffen oder Stammtische anbetrifft, auch genauso!

Deshalb danke ich an dieser Stelle all denjenigen Menschen in unserem Verein, die sich in dieser besonderen Lage, und vielleicht ja auch gerade deshalb, für eine Reihe von Projekten, die so häufig im Hintergrund entwickelt und bearbeitet werden, eingesetzt haben, auch dieses ist nicht selbst-verständlich, geht es hier doch um das so häufig missverstandene Wort „Ehrenamt“.

Nun möchte ich gerne noch einige aktuelle Projekte beschreiben, mit denen sich der Heimatverein derzeit befasst:

Da wäre natürlich zuerst die „Aufwertung unseres Heimathauses“ zu nennen, bei der im ersten Bauabschnitt der Bierkeller wieder in seinen Originalzustand zurückversetzt wird. Die Arbeiten im Keller gehen planmäßig voran. Wer mal in der Nähe ist, darf gerne einen Blick in den Keller werfen! Begleitet wird diese Baumaßnahme durch ein kleines Fachteam unseres Vereins. Es findet 1-mal im Monat eine sog. „Baubesprechung online“ statt, um immer auf dem neuesten Stand der Bauentwicklung zu sein.

Ein weiteres schönes Projekt stellt die Idee sowie die aktuelle Realisierung eines ersten öffentlichen Bücherschrankes im Mengeder Ortszentrum am Busbahnhof dar.
Es hat ein gutes Jahr von der Idee bis zur Aufstellung dieses Bücherschrankes gedauert. Dass es so schnell ging, hätte ich nicht gedacht! Und auch hier haben die vielen guten Anstöße unserer Mitglieder super ineinandergegriffen! So konnten wir mit der VONOVIA den so wichtigen Hauptsponsor gewinnen. Wir als Heimatverein haben ebenfalls eine Summe beigesteuert – mit finanzieller Unterstützung durch den Überschuss des letzten Büchermarktes sowie einem Festbetrag des Kulturzentrums Mengede (Saalbau). Zuletzt wurde das Ganze rechtlich abgesichert durch einen Nutzungsvertrag zwischen dem Tiefbauamt der Stadt Dortmund und unserem Heimatverein. Dankenswerterweise haben die angrenzende Hauptschule sowie die Stadtteilbibliothek die Patenschaft für diesen schönen Bücherschrank übernommen! Eine offizielle Übergabe an den Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann stellvertretend für die Mengeder Bürger*innen ist im Rahmen eines Pressetermins am 5. Februar erfolgt.

Nachdem wir im vorletzten Jahr ein Kunstobjekt im Schragmüllerpark (Sturm-gespräch) realisiert haben, befindet sich nunmehr ein weiteres Kunstobjekt in Arbeit und geht seiner Vollendung entgegen: die ehemalige Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 5 an der Dönn-, Rigwin- und Schaphusstrasse wird durch Schienen und weitere Ausstattungsgegenstände wieder nachhaltig in Erinnerung gerufen! Die Genehmigung hierzu wurde in einem Nutzungsvertrag zwischen dem Tiefbauamt und dem Heimatverein geregelt. An diesem schönen Projekt haben ebenfalls engagierte Mitglieder unseres Heimatvereins mitgearbeitet, auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank dafür!

Die derzeitige Planung sieht nun vor, dass im März die Restarbeiten erledigt werden, so dass auch dann eine offizielle Übergabe an die Mengeder Bürger*innen erfolgen kann.

Hinweisen möchte ich auf die angekündigten monatlichen Aushänge in unseren Schaukästen am Amtshauspark sowie vor unserem Heimathaus und auf die mit QR-Codes versehenen historischen Gebäude /Kunstobjekte im Raum Mengede.

Was machen wir noch?

Unsere Vorstandssitzungen halten wir seit geraumer Zeit „online“ ab. Das ist nun nicht besonders persönlich, jedoch haben wir mittlerweile eine gute Übung in der Handhabung dieser digitalen Medien entwickelt (nolens-volens!) und unser Schriftführer kann bei allen ungewollten Nebengeräuschen immer noch die richtigen Worte niederschreiben – sehr schön! Danke, lieber Jürgen!

Seit Oktober letzten Jahres haben wir nun auch ein kleines „Redaktionsteam Heimatblättken“ zusammengestellt. Dieses Team wird Franz-Heinrich Veuhoff unterstützen, der sich nach Charly Bohnmanns Tod dankenswerterweise weiterhin allein um die Inhalte und Herstellung dieses Printmediums bemüht hat. Auch diese Gruppe trifft sich regelmäßig im Chat in einer online-Konferenz und stellt aktuelle Beiträge zusammen.

Weitere Aktivitäten sind z. B. die Vorbereitung des diesjährigen „Tag des Denkmals“ im September, zu dem wir bereits den Mengeder Saalbau als Auftakt- oder auch Schlussveranstaltungsort ins Gespräch gebracht haben – wir sind also dran! Auch in diesem Jahr hat die Stadt Dortmund einen „Heimatpreis“ ausgelobt; wir werden uns mit dem „Sonderpostamt“ vom Adventsmarkt 2018 an dieser Ausschreibung beteiligen – vielleicht haben wir ja ein wenig Glück, einen Preis zu gewinnen!

Ihr seht, es werden trotz Corona-Einschränkungen eine Vielzahl von Ideen produziert und umgesetzt, weitere Ansatzpunkte für neue Projekte sind bereits im Köcher!

All dieses ersetzt jedoch nicht die mehr als überfälligen, wunderschönen und gemeinsamen Abende in unserem schönen Heimathaus. Hoffen wir aber gemeinsam, dass es doch nach der Impfung aller Menschen irgendwann wieder möglich sein wird!

In diesem Sinne,

Glück Auf!
Ihr/Euer
Hans-Ulrich Peuser (1. Vorsitzender)

Wappen des Amtes Mengede

Im Januar 1902 erschien der „Bericht über die Verwaltung des Amtes Mengede für die Jahre 1889 – 1902. Amtmann Schragmüller hat über 300 Seiten alle Tätigkeiten des Amtes festgehalten und im Vorwort zum Ausdruck gebracht: „Sollte sich Mengede so entwickeln, dass es Stadtrechte erwirbt und dann auch die Annahme eines Stadtwappens in Frage kommen, so würde zweifellos ein Zurückgreifen auf das alte Wappen derer von Mengede am geeignetsten erscheinen“.

Um dieses Wappen haben wir die Titelseite unseres Heimatblattes ergänzt.

Franz-Heinrich Veuhoff

Gräben, Tore, Wälle (3)

Befestigungen des alten Mengede

Anfang des 19. Jahrhunderts, bis zum Abschluss der Emscher Regulierung 1915, war der alte Ortskern ganz von Wasser umgeben. Vier Tore und vier Brücken, die morgens geöffnet und abends geschlossen wurden, beherrschten die Zugänge und sicherten mit Wassergräben, Emscher und Umflut, dahinter Erdwälle – oft nach den anliegenden Grundeigentümern benannt – und Mauern den Ort in alter Zeit.

In den ersten Folgen hatten wir über das Heimbrüggentor und die Tröskenpforte berichtet. Heute geht es um das …

Mühlentor, bei den Mühlen des Hauses Mengede

Am heutigen Christel-Goltz-Platz standen die Mengeder Mühlen, unmittelbar vor dem Eingang zum Haus Mengede. Das Tor wird 1306 zum ersten Mal genannt und sicherte den nördlichen Mengeder Zugang. Entgegen früher Berichte ist der Abbruch des Tores bereits vor Aufnahme des Katasters 1827 erfolgt, denn in den Lageplänen der Aufnahme und den Flurbüchern ist das Mühlentor nicht vermerkt.

Vermutlich wurde das Tor 1810 beim Ausbau des Mühlenweges zum öffentlichen Weg für die Anlage einer größeren Emscherbrücke abgebrochen.

Über Jahrhunderte wurde an dieser Stelle von Fuhrwerken und für Tiereinfuhren ein Wegegeld erhoben. Dies geschah erst am Mühlentor und nach Abbruch des Tores in einem Gebäude auf der Wiese vor Kirche und Heimathaus. (Dieses wurde 1830 errichtet, war erst Schule, dann Amtshaus mit öffentlicher Toilettenanlage und zuletzt Wohnhaus. Abgebrochen wurde es 1915.) Durch die Bevölkerungszunahme und die industrielle Entwicklung verbesserten sich die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde bis zum Ende des 19. Jahrhundert so sehr, dass die Gemeinde am 2. Juni 1899 beschloss, mit dem 1. Oktober 1899 die Erhebung des Wegegeldes einzustellen.

Letzter Wegegeldeinnehmer war der Damenschneider Adolf Herrmann. Wer z. B. mit einem Ochsen oder einem Fuder Langholz von Brambauer, Lünen oder Waltrop kam, der musste erst Pflastergeld bezahlen, ehe er über die Brücke gelassen wurde. Überliefert ist das Donnerwetter des alten Herrmann, wenn ein Kutscher auf einer einachsigen Kutsche im letzten Augenblick mit der Peitsche seine Mähre schlug und dann ohne Zahlung des Wegegeldes verschwand! Weit kam er aber nicht, denn die alte Waldeiersche (Torhüterin am Heimbrüggentor) kriegte ihn dann bei der Ausfahrt aus Mengede zu fassen. Passieren ohne Zahlung und ohne großes Donnerwetter soll hier keinem Kutscher gelungen sein.

Franz-Heinrich Veuhoff

Kunst im öffentlichen Raum

Heimatverein Mengede realisiert ein weiteres Kunstobjekt

Der Heimatverein Mengede errichtet im Rahmen seiner Ideenreihe „Kunst im öffentlichen Raum“ das zweite Kunstobjekt.

Nach der Holzskulptur „Sturmgespräch“ im Schragmüllerpark Ende September 2019 soll jetzt an die legendäre Straßenbahn Linie 5 erinnert werden. Künstler beider Arbeiten ist Detlef Bechinie von Lazan. An dem ehemaligen Endhaltepunkt Dönnstraße / Ecke Rigwinstraße steht die Skulptur und soll an den damaligen Schienenverkehr zur Dortmunder Innenstadt erinnern. Die endgültige Fertigstellung erfolgt, wenn das Wetter die Schlussarbeiten zulässt.
Am Donnerstag, den 17.12.20 wurden bereits zwei parallellaufende (Original) Bahn-schienen, die am Bahnhof Mooskamp restauriert wurden, auf der dortigen Grünfläche einbetoniert. In einem Abstand von ca. 60 cm ragen sie etwa 2 Meter schräg aus dem Boden. Oben an den Schienen kann man in Großbuschstaben „Linie 5“ lesen.

Ein altes Haltestellenschild (gelb/grün), ein Schaukasten mit einem historischen Fahrplan und der QR-Code des Heimatvereins mit der Geschichte dieser legendären Bahnverbindung sollen das Kunstwerk abrunden.

Im ersten Quartal 2021, wenn Corona das zulässt, soll das fertige Kunstwerk an die Mengeder Bevölkerung übergeben werden.

Franz-Josef Fedrau

Lohnenswerter Rundweg

Wir entdecken die nahe Umgebung – im Nordosten von Mengede

Wenn uns Corona etwas Positives gebracht hat, dann waren bzw. sind es die Gelegenheiten, wegen fehlender Möglich-keiten von Urlaubsreisen, unsere nähere Umgebung zu entdecken bzw. wieder zu entdecken. Da die ja quasi vor der Haustür liegt, erkundet man sie am besten auf einem Spaziergang oder einer Wanderung. Wie sagte schon unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe? „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ Mit einer Artikelserie wollen wir unsere Leser anregen, im „Schlappenbereich“ auf Entdeckungsreise zu gehen. Unser erster Vorschlag führt uns in den Nord-Osten unseres Stadtbezirks.

Günstiger Start: Heimatwald Mengede

Da es sich um einen Rundkurs handelt, kann man den nächstgelegenen Einstiegpunkt von seiner Haustür auswählen. Für mich war es die Kleine Riedbruchstraße, von der ich den Weg zum Mengeder Volksgarten nahm. Wer mit dem Auto kommt, für den empfiehlt sich beispielsweise der Parkplatz am Volksgarten. Im wenige Meter entfernten Mengeder Heimatwald beginne ich die Beschreibung der Tour.

Im November 2010 wurde hier die erste Pflanzaktion mit 18 Bäumen gestartet, inzwischen ist die Anzahl der von Baumpaten gesponserten und gepflanzten Bäume auf die stattliche Zahl von etwa 200 angewachsen. Auf das Ergebnis dieser Initiative können wir in Mengede mit Recht stolz sein. Sie wurde u.a. auch von der Bezirksregierung und der Stadt Dortmund ausgezeichnet.

Am Ende des Heimatwaldes stoßen wir auf die Straße Schersfeld, wenden uns nach links, kurz darauf wieder nach rechts und unterqueren die Emscherallee.
Ein Hingucker ist das Gebäude der ehemaligen landwirtschaftlichen Hofstelle der Familie Heuner an der Altmengeder Straße 119, das im Jahre 1861 errichtet wurde. Das Fachwerkhaus, bestehend aus einem 2-geschossigen Wohnbereich und einem pfannengedeckten Satteldach, wurde im Jahre 1994 von der Familie Lehmhaus erworben und liebevoll im Sinne des Denkmalschutzes restauriert. Rechts neben dem Gebäude befindet sich der Zuweg zum Obstbaummuseum der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.  Hier erfährt man viel Wissenswertes über unsere alten westfälischen Obstsorten mit den klangvollen Namen wie Augustbirne, Langsüßer oder Schöner aus Boskoop, aber auch über die Bedeutung der Bienen, über den Honig und die Imkerei.

Eine denkmalwerte Brücke wird überschritten

Wir folgen der Altmengeder Straße bis zur Kreuzung Schaarstraße. Zur Linken liegt das ansehnliche Gebäude der ehemaligen Gaststätte Schaarmann. Beim Blick hinein habe ich sofort die Wirtin Friedchen, geborene Siewecke, vor Augen, die als letzte hier die Stellung hielt. Ich denke an die Steinkrüge mit dem DAB-Emblem und die Feste im schattigen Biergarten. Und daran, dass ich mir bei einem solchen Fest einmal ein Kottelet für unterwegs einpacken ließ, wobei der auslaufende Senf das Innere meiner Jacke verschmierte.

Bis zum Kanal folgen wir der Allee parallel zur Altmengeder Straße und gehen dann die Treppe zur Schwieringhauser Brücke hoch.
Die Wanderer passieren mit der für den Autoverkehr inzwischen gesperrten Brücke ein besonderes Bauwerk, dessen Schutzwürdigkeit der Denkmalexperte des Heimatvereins Hartmut Czeh so beschreibt: „Der Denkmalwert dieser Brücke liegt darin, dass sie den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brücken über den Dortmund-Ems-Kanal dokumentiert. Sie wurde aus Segmenten der für den Russlandfeldzug entwickelten Modulbrücken aus Originalbeständen gebaut.“ Deshalb wäre ein Teilerhalt des Bauwerks oder noch besser eine Hebung nach den wasserwirtschaftlichen Erfordernissen und ein Erhalt der gesamten Brücke durchaus wünschenswert. Da es in Deutschland kaum noch ein Denkmal dieser Art gibt, sollten seiner Meinung nach die hohen Kosten kein Gegenargument sein.

Nachdem uns auf der Brücke die Bedeutung dieses Bauwerks zu unseren Füßen bewusst geworden ist, biegen wir auf dem Kanaldamm angekommen nach rechts.  Hier ist der alte Kohlenhafen der Zeche Achenbach nur noch als Kanalverbreiterung zu erkennen. An Wochenenden treffen wir zahlreiche Angler, die auch schon mal ihr Zelt für die Nacht hier aufschlagen.  Im Wald dahinter liegen versteckt die Mauerreste der alten Ziegelei Schwieringhausen. Für Abenteurer bieten sich ein paar erkennbare Trampelpfade in die Wildnis zur Erkundung der Ruinen an. Wem nicht nach Abenteuer zumute ist, der bleibt auf dem Leinpfad des Kanals, unterquert die Brücke der früheren Achenbacher Bahn und wendet sich kurz darauf nach rechts auf den gut ausgebauten Weg am Herrentheyer Bach entlang. Für den Aufstieg auf die Halde Groppenbruch bieten sich gleich mehrere Wege an. Wichtig dabei ist nur, dass der gewählte Weg aufwärts führt. Diese Halde ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Höhepunkt der Tour. Sie hat durch Anschüttungen aus den Rückhaltebecken der Emscher eine Höhe von gut 90 Metern erreicht. Im Gipfelbereich mit Rast auf der Mauer genießen wir den fantastischen Rundblick auf die Silhouette von Dortmund, können die Mengeder Kirchen erkennen und blicken auf die Halden Achenbach im Nord-Osten und die umliegenden Kraftwerke. An dieser exponierten Stelle schmeckt das mitgebrachte Picknick-Brot besonders gut.

Erinnerungen an Jupp Schmidt am Kanal

Von der Höhe nehmen wir einen Weg abwärts bis zur Straße Königsheide, die wir überqueren und dann in den Brockenscheider Weg einbiegen. Wir folgen jetzt dem „D“ des Dortmunder Rundweges, der uns über den Grünen Weg zum Groppenbach (im Volksmund Birk genannt) und dann durch die Felder zurück zum Kanaldamm führt. Wir gehen die lange, sehr steile Treppe hoch, gehen nach rechts bis zur Drucks Brücke. Hier im Waltroper Ortsteil Leveringhausen stand unter den hohen Bäumen in früheren Zeit das „Gasthaus von Jupp Schmidt am Kanal“.

Viele von uns erinnern sich sicher noch an diese Kult-Kneipe, die in den sechziger und siebziger Jahr den Nachschwärmern aus der Umgebung einen Absacker bot, wenn die umliegenden Diskotheken längst geschlossen hatten. Ich habe immer noch Jupps durchdringendes Husten im Ohr, das ertönte, wenn er nachts den Kanonenofen in der Gaststube fütterte und der Rauch Stimmbänder und Augen reizte.

Über die „Drucks Brücke Nr. 11“ queren wir ein letztes Mal den Dortmund-Ems-Kanal. Diese Verbindung zwischen Mengede und Waltrop war in der Nachkriegszeit wegen Sprengung der alten Brücke im Krieg unterbrochen. Eine Personenfähre, die bis 1955 betrieben wurde, ermöglichte den Fußgängern die Kanalüberquerung. Wir benutzten sie früher häufiger für einen Familienausflug nach Schmidt’s Jupp. Für uns Kinder war das ein Abenteuer, fast wie eine Ozeanüberquerung.

Und der Höhepunkt war eine Flasche Libella Limonade, ein Getränk, das ohne Konservierungsstoffe und künstliche Aromen produziert wurde, was wir damals noch nicht wussten und schon gar nicht zu schätzen wussten. Aber dafür kribbelte die Kohlensäure so schön in der Nase. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Brücken gebaut, wegen der Bergsenkungen gehoben und dann durch einen Neubau ersetzt.

Zu unserer Linken haben wir nach der Kanalüberquerung das Gebiet „Im dicken Dören“, das seine heutige Höhe nach den angesprochenen Senkungen durch Haldenaufschüttungen erhalten hat. In die Diskussion gekommen ist dieses Gebiet in der letzten Zeit, weil die Stadt Waltrop dort an ihrem äußersten Zipfel im bisherigen Agrar- und Grünzugbereich die Ansiedlung einer Fabrikanlage der Firma Langendorf plant. Das Gerüst, das die Höhe der geplanten Fabrikhalle verdeutlichen soll und auszudrücken soll, dass alles gar nicht so schlimm wird, bereitet mir eher Unbehagen.

Nostalgische Rückblicke- Plumpsklos und anderes aus der „guten alten Zeit“

Nur noch eine Ruine: Hahnenmühle

Mit Blick auf die ehemalige, inzwischen zur Ruine verfallenen Hahnenmühle und die Laurentiuskapelle, die wir bei einer späteren Wanderung besuchen wollen, biegen wir nach links ab, vorbei am Gebäude der Tierarztpraxis für Pferde, Kapellenweg 19.

Das inzwischen ansprechend restaurierte Hofgebäude wurde früher vom Bauer Zumloh bewirtschaftet, der uns Kindern Abenteuer auf dem Bauernhof versprach und uns auch gegen ein Taschengeld als Helfer einsetzte. Kurz darauf kommen wir an einem weiteren unter Aufsicht der Denkmalpfleger restaurierten Gebäude vorbei, dem ehemaligen Hof Rohpiepen. Nach der Rechtswendung (vor uns liegt Dickungsgebiet, das aus Wildschutzgründen nicht betreten werden darf) stoßen wir wieder auf den Dortmund Rundweg, der von der Laurentiuskapelle kommt. Hinter der ehemaligen „Elendsbrücke“ über die Birk (heute befindet sich dort eine Pumpanlage), verlassen wir den „D“ Weg und gehen nach links auf den neu markierten Mengeder Rundweg M1. Der bringt uns zur Siegenstraße und später zurück zum Volksgarten.

An das Anwesen von Wilm und Adele Berke gleich nach den Heraustreten aus dem Wald erinnern nur noch die beiden hohen Kastanienbäume, die allerdings von den Bewohnern der sich jetzt dort befindlichen Reihenhäuser zurechtgestutzt wurden. Im Doppelhaus Siegenstraße 232/234 befand sich früher der Gartenbaubetrieb Emil Schrinner. An das Kesselhaus zum Beheizen der Treibhäuser erinnert noch der Schornstein auf dem Hof. Ein Schild verbietet mir das Betreten des Hofes. Trotzdem kommen Kindheitserinnerungen hoch. Ich habe dort meine Jugend verbracht, glücklich und zufrieden, mit Plumpsklo neben dem Kaninchenstall von Opa Richter im Hof, Waschbecken in der Küche, Zinkwanne als Badezimmerersatz, brütende Hitze in den Schlafzimmern unter dem Dach im Sommer und eisige Kälte im Winter. Aber vom Dachfenster hatte ich einen Fernblick bis zu den „Bodelschwingher Bergen“, der in mir schon früh die Sehnsucht nach der weiten Welt wach werden ließ. Für die Leser, die mit dem Begriff Plumpsklo nichts mehr anfangen können, sei die Wikipedia Definition zitiert:  „Es ist der umgangssprachliche Begriff für eine Toilette ohne Wasserspülung (Trockentoilette), bei der der Kot samt Urin in einen Kasten oder eine Grube fällt (plumpst) und dort verbleibt, bis die Grube beziehungsweise der Kasten gefüllt ist und der Inhalt entsorgt wird.“ Die Entsorgung erfolgte unmittelbar als Düngung der Felder der Gärtnerei, praktisch, aber mit dem Nachteil, dass wir zur Bekämpfung, für die von auf der Toilette reichlich vorhandenen krabbelnden Maden keine Chemie einsetzen durften. 

Der Kreis schließt sich

An der Einmündung der Groppenbrucher Straße/Siegenstraße liegt links der Jüdische Friedhof, der wegen des Kohlenabbaus in früheren Zeiten immer weiter abgesackt ist.
Hier stehen 22 Grabsteine und ein Gedenkstein. Der Beginn der Belegungen ist nicht bekannt, der älteste Grabstein datiert auf das Jahr 1922.

Gegenüber vom ehemaligen Heideröschen biegen wir, immer noch mit der Markierung M1, in die Rittershofer Straße ein, kommen auf die Kleine Riedbruchstraße, die Straße Wipperkamp und an der Shell-Tankstelle auf die Waltroper Straße. Vor der Emscherbrücke biegen wir in den Zuweg zum Volksgarten ein und erreichen schon bald unseren Ausgangspunkt, den Parkplatz am Heimatwald.

Infos:

  • Die vorgeschlagene Strecke ist 12,4 Kilometer lang. Die Nettowanderzeit beträgt bei normalem Tempo etwa 3 Stunden. Sie beinhaltet keine besonderen Schwierigkeiten.
  • Da es auch in Zeiten ohne Corona-Einschränkungen keine Einkehrmöglichkeit gibt, empfiehlt sich die Mitnahme von Rucksackverpflegung.
  • Die Tour ist unter

https://www.komoot.de/tour/297106496?ref=atd

abrufbar und kann so problemlos nachgegangen werden.

Diethelm Textoris

QR-Code-Rundgang durch das Zentrum von Mengede – barrierefrei!!!

Start ist am „Heimathaus am Widum“, Williburgstraße 27

Der Heimatverein hat mit dem ehemaligen „Hotel Restaurant Brams“ bzw. der ehemaligen „Gaststätte Ellinghaus“ eine Bleibe gefunden, die nicht verbundener mit der Mengeder Geschichte sein kann. Hier finden die vielen Veranstaltungen, Treffen und Aktivitäten statt. Neben dem Stammtisch wird hier Skat und Doppelkopf gespielt. Es finden Liederabende statt, es wird geklönt und die monatlichen Rad- und Wandertouren starten am Heimathaus.

„Am Wiedenhof“ umrunden wir die ehrwürdige evangelische St. Remigius Kirche. Hier kann man nicht nur von der Geschichte der Heimat lesen, man kann sie sehen. Die Kirche gehört zu den ältesten Kirchen Westfalens. Die Anfänge von Kirche und Kirchspiel Mengede gehen vermutlich auf die Zeit Karls des Großen (768- 814) zurück. Darauf verweist auch die Schutzherrschaft des fränkischen Nationalheiligen Remigius.

Über den Zugang zur Kirche erreichen wir das Bestattungshaus Quellenberg, Williburgstraße 19.
Die Familie Quellenberg ist Eigentümerin dieses Wohn- und Geschäftshauses, das über die Jahrhunderte unterschiedlich genutzt wurde. Dieses im 19. Jahrhundert errichtete Fachwerkgebäude ist zwei-geschossig mit ausgebautem Satteldach und einem quergestellten Anbau mit Giebel zum Wiedenhof.

Im gegenüberliegenden Haus Nr. 11 befindet sich Mengedes älteste Firma „A. Drucks, Inhaber Martin Linde“. Von außen ein Stück Nostalgie im alten Ortskern mit der wunderschönen Eingangstür, innen ein Geschäft, das nach modernen Gesichtspunkten konzipiert ist.

Vor dem ehemaligen Westfalenhof (Mengeder Straße 686) fand im historischen Ortskern der Wochenmarkt statt. Das jetzige Wohnhaus war ehemals eine der bekanntesten Mengeder Gaststätten. Den Bürgern wurden in alter Zeit neben einer gemütlichen Gaststube eine Gartenwirtschaft, eine Freiluftkegelbahn und ein Saal, in dem später ein Kino (die Schauburg) untergebracht war, geboten und die Stallungen des Hauses nutzte das Königlich Westfälische Landgestüt zu Warendorf Ende des 19. Jh. bis zum ersten Weltkrieg als Deckstation mit 2 Hengsten (belgischer bzw. rheinisch-belgischer Rasse) für die Aufzucht der in Mengede eingesetzten Pferderassen.

Weiter in Richtung des neuen Mengeder Ortskerns, erreichen wir den Burghof, heute Speiserestaurant und Gaststätte.

Vor dem Gebäude, nahe der Umflut, herrschte zumindest seit Ende des Mittelalters reges Treiben. Unmittelbar vor dem Haus lag das „Heimbrüggentor“ (erstmalige Erwähnung 1440), das man passieren musste, um in den Ort Mengede zu gelangen.

An der Mengeder Straße 707, in dem Hause Baukloh, befand sich der erste „Amtssitz des Amtes Mengede“. Es wurde im Jahre 1890 unter der damaligen Adresse „Bahnhofstr. 22“ vom Kaufmann Heinrich Baukloh nebst seiner Frau Karolina erbaut.
Die Familie führte hier einen Kolonialwarenladen. In den frühen Sechzigern war hier die Eisdiele Venezia mit einem der ersten Kickerautomaten in Mengede, der von den Schülern der naheliegenden „Volks- und Mittelschule“ in den Pausen gerne genutzt wurde.

Auf der anderen Straßenseite geht es durch eine Unterführung auf den Schulhof zur Jeannette-Wolff-Schule am Mengeder Markt. Sie wurde 1915/16 als Hohenzollernschule für die damals selbständige politische Gemeinde Mengede errichtet. In den 50er und 60er Jahren beherbergte sie die katholische Overberg- und die evangelische Dörpfeldschule. Das sich entlang des Marktes erstreckende Gebäude ist an der Rigwinstraße abgewinkelt und durch einen Zwischentrakt mit dem anschließenden städtischen Saalbau, der u.a. als Turnhalle für die Schule errichtet wurde, verbunden.

Durch den Torbogen gelangen wir zum Marktplatz, auf dem mittwochs und samstags der Mengeder Wochenmarkt stattfindet. Durch den Amtshauspark, dem ehemaligen katholischen Friedhof, gelangen wir zum „neuen“ Mengeder Amtshaus.
Nach Bildung des Amtes Mengede (1889) erfolgte am 1. Juli 1903 der erste Spatenstich und schon im November 1904 wurde das Gebäude bezogen. Noch heute ist es Sitz der Bezirksverwaltungsstelle des Dortmunder Stadtbezirkes Mengede.


Der Straße „Am Amtshaus“ Richtung Bahnhof folgend, erreichen wir die Alte Apotheke. „Alt“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn seit Fertigstellung des Objektes 1894 wird hier eine Apotheke im Dienste an der Mengeder Bevölkerung betrieben.

Am Mengeder Bahnhof vorbei, der uns seit 1846 über die Köln-Mindener- Eisenbahnlinie mit der großen weiten Welt verbindet, folgen wir der Molkereistraße bis zum „alten“ Adler. Dieses Kriegerdenkmal von 1873 stand zuerst an der Bahnhofsstraße (heute: Mengeder Straße/Ecke Jonathanstraße). Im Zuge des Neubaus der (heute) Alten Post 1928 wurde es dann auf eine Grünanlage vor dem Postamt versetzt.

  Am Altenwohnheim vorbei kommen wir über die Remigiusstraße zur Katholischen St. Remigius Kirche. Diese dreischiffige, neugotische Hallenkirche wurde 1875/76 erbaut und 1901 mit einem 71 Meter hohen Turm versehen.

Über den Kirchenvorplatz erreichen wir die Siegenstraße.
Hier bewundern wir die Wohnhäuser mit den
Hausnummern 7 und 11.
Bei dem Objekt mit der Hausnummer 7 handelt es sich um ein Wohn- und Geschäftshaus, das der Uhrmachermeister Hubert Haunhorst mit einer prächtigen Jugendstilfassade 1913 errichten ließ.
1902 wurde als „Jugend- und Stadtvilla“ Siegenstraße 11 vom Bauunternehmer und damaligen Vorsteher der Gemeinde Mengede, Diedrich Schröder, errichtet. 1927 erwarb die Katholische Kirchengemeinde St. Remigius das bebaute Grundstück, um den Bedarf an Wohnungen für ihre Priester und weitere kirchliche Bedienstete zu decken. Heute dient es nach einer umfangreichen Sanierung (2001) als Mehrgenerationenhaus.

An der ehemaligen „Schieferecke“ biegen wir in die Freihofstraße und nach 2,2 km erreichen wieder unser „Heimathaus am Widum“.

Für die wärmeren Jahreszeiten ist eine „QRC-Route“ in Arbeit, bei der auch die Fahrräder zum Einsatz kommen sollten. Dabei werden dann auch die etwas außerhalb liegenden Objekte und Kunstwerke in den Rundgang / die Rundfahrt einbezogen.

Wir wünschen schon jetzt viel Spaß!!

Franz-Josef Fedrau

Kleine Geschichten

Napoleon und die Kehrwoche

Auf dem Gebiet des ehemaligen Württemberg regelt die sogenannte Kehrwoche die Reinigung von Hausfluren, Plätzen und Gehwegen. Traditionell gilt der kleinbürgerliche Putzfimmel als schwäbisches Kulturgut. Ein Gerücht aber besagt, die „Kehrwoch“ gehe zurück auf den französischen Kaiser Napoleon.

In Stuttgart schaffte man die Putzpflicht unter Androhung eines Ordnungsgeldes 1988 ab. Dennoch ist die Kehrwoche dort weiterhin in vielen Mietverträgen geregelt. Die Behauptung, die Reinlichkeit der Schwaben habe ihren Ursprung in Frankreich, geht vielen im „Ländle“ jedoch gegen den Strich.

Tatsächlich erließ Napoleon seinerzeit Bestimmungen zur Reinhaltung von Straßen und Häusern. Als angegliedertes Gebiet galt das französische Recht dementsprechend zumindest also in Baden. Allerdings hielten Erlasse die Menschen im Süden schon länger zu Sauberkeit an. So stand etwa im Stuttgarter Stadtrecht von 1492: „Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, (…) jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrat jede Nacht an den Bach tragen.“

Bei uns regelte eine Verordnung vom 27. Mai 1853 die Ordnung vor den Häusern. Dort ist bestimmt, dass bis zum 1. August die noch vor den Häusern auf der Straße und den Bürgersteigen befindlichen Düngerhaufen vollständig wegzuschaffen, und solche Vorkehrungen zu treffen sind, dass die Mistjauche nicht auf die Straßen abfließt. Weiter wird untersagt, Dünger, Steine, Holz und dergleichen länger als 48 Stunden auf dem Bürgersteige lagern zu lassen.

Soweit die „gute alte Zeit“.

Franz-Heinrich Veuhoff

Mengeder Zeitung vor 110 Jahren

Schreibheft oder Schreibtafel

Der Unterricht in den Schulen wird zunehmend digitaler. Mit der Einführung des Distanz-Unterrichtes, geschuldet der derzeitigen Pandemie, führt die rasante Umstellung zu weiteren Diskussionen. Die Vor- und Nachteile einer Entwicklung auch im Schulunterricht sind nicht neu. Rein zufällig lasen wir in der „Mengeder Zeitung“ vom 21. März 1912, dass durch die Einführung neuer Praktiken der Schulunterricht mit Nachteilen zu kämpfen hatte. Was war geschehen?

„Das offene Tor“, unsere Fibel von 1947, warb noch mit diesem Bild für die Säuberung der Tafel.
„Das offene Tor“, unsere Fibel von 1947, warb noch mit diesem Bild für die Säuberung der Tafel.


Mehr und mehr verdrängte das Heft die Schiefertafel und die „Mengeder“ berichtet von einem Gutachten, dass der Mannheimer Kreisschulrat zur Streitfrage, ob Heft oder Tafel den Vorzug verdiene, erstellt hatte. Ergebnis: „Schulprüfungen haben unbedingt ergeben, daß infolge des Hefteschreibens zu wenig geschrieben wird. Die Kinder müssen zu vorsichtig sein, schreiben langsam … Das beweisen dann die Prüfungsresultate besonders im schriftlichen Rechnen. … Das Verlangen nach der Tafel wird größer und die Vorzüge werden immer mehr anerkannt.“

Die Dortmunder Schulbehörde stellt dazu fest: zu vorsichtiges Schreiben, dadurch quantitativ schwache Leistung, geringe Schreibfertigkeit, keine ausgeschriebene Hand, keine freie Handschrift und wünscht sich eine Rückkehr in der Volksschule bis in die oberen Klassen zur „guten alten Schiefertafel!“

Der Tausch Tafel/Heft war ein teurer Spaß für die Familien, die mit einer Bezuschussung der Behörden nicht rechnen konnten.

Wie wird man in einigen Jahrzehnten über die Neuerungen von heute denken?

Franz-Heinrich Veuhoff