„Nepal – Das Dach der Welt – Zwischen Achtsamkeit und Wellblechhütten“ war das Thema des Juli-Stammtisches.
Vor 10 Jahren gründete Dori Rindle die Ganesh Nepalhilfe e.V. Seit dem setzt sie sich mit aller Kraft für die Verbesserung der Lebenssituation von benachteiligten Menschen in Nepal ein. Zu Beginn begrüßte Sie die zahlreichen Stammtischbesucher mit vor der Brust gefalteten Händen mit dem landesüblichen Gruß „Namaste“, was soviel heißt wie: „Ich grüße das Göttliche in dir“. Mit viel Engagement unterstützt durch passende Mimik und Gestik referierte sie zum Thema. Man spürte förmlich, dass die Nepal-Hilfe eine wahre Herzensangelegenheit für sie ist.
Zunächst gab Dori Rindle einige Informationen zu Land und Leuten. Nepal liegt zwischen der Volksrepublik China und Indien und hat ca. 30 Millionen Einwohner. Die Nepali bezeichnen ihr Land als „Die kleine Süßkartoffel zwischen den großen Mächten“. 80 % der Menschen sind Hinduistischen Glaubens. Trotz aller Unterschiede leben sie friedlich mit den Angehörigen anderer Religionen (z.B. Buddhisten) zusammen. Stark sind die Kontraste zwischen Moderne (dichter Straßenverkehr in der Hauptstadt Kathmandu) und Tradition (das arme Leben auf dem Lande). Auch zwischen Arm und Reich klaffen riesige Unterschiede. Dennoch hadern die Nepali nicht mit ihrem Schicksal, sondern sind offensichtlich mit dem Wenigen, was sie haben, zufrieden.
Die Referentin stützt die Nepalhilfe des Vereins auf drei Säulen. Zum einen auf den fairen Handel mit Kunsthandwerk. Sie betreibt u.a. einen Stand auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. In diesem Zusammenhang ermunterte Hans-Ulrich Peuser sie, auch auf dem Mengeder Adventsmarkt ihre Waren anzubieten. Zweitens richtet sich die Hilfe zu Gunsten benachteiligter Menschen. Die dritte Säule befasst sich mit der Organisation von Urlaubs-/Bildungsreisen, um den Menschen in Deutschland realistische Einblicke über das für viele geheimnisvolle Nepal zu verschaffen.
Zugang zur Bildung als besonderes Anliegen
Ein regelmäßiger Zugang zur Bildung ist in Nepal kaum vorhanden. Die Analphabetenquote bei Frauen liegt bei knapp 50 %, bei Männern ca. 25 %. Mädchen hatten bis zum Jahre 1946 überhaupt keine Schulbildung genossen. Noch heute gehen junge Mädchen während ihrer Menstruation mangels fehlender Hygieneeinrichtungen und -produkten bis zu 5 Unterrichtstage nicht zur Schule. Deshalb wurde das Projekt Ganesh Women gegründet. In einer eigenen Werkstatt nähen sechs Mitarbeiterinnen waschbare Binden für Mädchen und Frauen in Nepals Dörfern. Die Verteilung dieser Hygieneprodukte von Ganesh erfolgt aufsuchend, an Schulen und in Dörfern, sodass die Menschen dort erreicht werden, wo sie sich aufhalten. So können die Mitarbeiterinnen mit ihnen ins Gespräch kommen und über die Nutzung der Binden, deren Reinigung und über das Thema Menstruation im Allgemeinen aufklären.
Heim für Kinder mit mehrfachen Beeinträchtigungen
Mit einer Behinderung auf die Welt zu kommen, ist für Menschen in Nepal häufig ein besonders schweres Schicksal. Bis heute halten sich tragische Vorurteile und der Glaube an Karma und daran, dass ein beeinträchtigtes Kind eine Strafe der Götter ist. So kommt es zu furchtbaren Fällen von überforderten und sich schämenden Eltern, die ihre betroffenen Kinder versteckt halten. Chabilal wurde von klein auf in einem Verschlag gehalten, in dem er im Sitzen schlafen musste und nie laufen lernte. Ob der Junge mit elf Fingern dadurch erblindete oder bereits blind auf die Welt kam, ist unklar. Neun Jungen, die sowohl körperlich als auch geistig und seelisch beeinträchtigt sind, erhalten im Kinderheim der Ganesh Nepalhilfe die erforderliche Förderung. Die Einrichtung ist zwar klein, es gilt aber der Grundsatz: Qualität geht vor Quantität. Da die Unterbringung von Jungen und Mädchen unter einem Dach in Nepal verboten ist, wird zurzeit ein weiteres Gebäude für Mädchen gesucht.
Die Arbeit der Ganesh Nepalhilfe wurde in der Vergangenheit durch zwei verheerende Erdbeben und die Corona-Pandemie erschwert. Durch ihr intaktes Netzwerk konnte den Helfern vom Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe, des Malteser Hilfsdienstes, etc. aufgezeigt werden, wo die Hilfe am Nötigsten ist. Während der Pandemie half der Verein Menschen in Not gezielt, schnell und direkt mit Gesundheitsvorsorge und Nahrungspaketen.
Zum Schluss des Vortrages beantwortete Dori Rindle Fragen aus dem Plenum. Anschließend durchstöberten die Besucher ihren Stand mit original Nepalesischem Kunsthandwerk. Auch Räucherstäbchen und (scharfe) Gewürze waren im Angebot.
Text und Fotos: Peter Kaufhold