In der Nähe des Schiffshebewerkes Henrichenburg liegen die Straße „Zur schwarzen Kuhle“ und eine gleichnamige Gastwirtschaft. Eine unheimliche Bewandtnis gab der Straße und der Gastwirtschaft den Namen. Am Ende der Straße stand in alter Zeit ein großes, herrschaftliches Schloss. Der Schlossherr war ein hartherziger und unchristlicher Mann, der seine Knechte und Mägde daran hinderte, am heiligen Laurentiustage (10. August) am Laurentiusfest im benachbarten Levringhausen teilzunehmen. Es war in früherer Zeit ein ungeschriebener Grundsatz, dass die Bevölkerung aus den umliegenden Gemeinden – so auch aus Groppenbruch und Mengede – an diesem Fest teilzunehmen hatte. Alle Jahre wiederholte sich das gleiche traurige Spiel, wenn das Gesinde des Schlosses arbeiten und schuften musste, versammelten sich die Gläubigen aus der Umgebung an der Laurentiuskapelle zum Gottesdienst und anschließenden gemütlichen Beisammensein.
So war es auch in jenem Jahr, als eine unabwendbare Vorsehung ein Gewitter von derartiger Gewalt aufziehen ließ, dass alle Welt an einen Weltuntergang glaubte. Die ganze Gegend wurde in eine undurchsichtige Dunkelheit gezogen, so dass man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnte.
Am nächsten Morgen war zum Schrecken der benachbarten Bevölkerung das gesamte Schloss mit Gräfte und Wällen in der Erde verschwunden. Nur ein gähnendes, tiefes Loch blieb im dunklen Morast zurück. In hellen Mondnächten und an ganz klaren Tagen, so sagte der Volksmund, konnte man die goldenen Türme des Schlosses noch in der endlosen Tiefe des Loches leuchten sehen. Des Nachts ging noch viele Jahre an dieser Stelle ein schwarzes Ungeheuer mit glühenden Augen umher.
Heute ist ein Wäldchen drüber gewachsen, und nur der Name der Straße und der Gastwirtschaft erinnern an das unheimliche Geschehen mit dem grausamen und hartherzigen Schlossherren, der mit seinem steinernen Herzen unter den Mauern seines Schlosses in der Tiefe für immer begraben liegt.