Einstmals starb in Bodelschwingh ein wohlhabender, kinderloser Bauer. Er hinterließ sein ansehnliches Hab und Gut seiner getreuen und arbeitsamen Frau, die nun allein den Hof verwalten musste.
Eines Abends klopfte es an der Tür des Bauernhauses und es stand dort ein kleiner buckeliger Mann. Dieser bat die verstörte Witwe um eine Schlafgelegenheit für eine Nacht, notfalls auf dem Heuboden. Die Witwe wollte aus Angst und Sorge den fremden, alten Mann anfangs nicht einlassen, bis dieser sagte: „Gute Frau, ich bin zwar ein armer, geringer Mensch. Aber Ihr könnt nicht wissen, wozu ich vielleicht nützlich sein kann, wenn Ihr mich einlasst“ Da gab die Witwe nach und ließ ihn eintreten.
In der Nacht lag der Alte auf dem Heuboden noch lange wach. Plötzlich hörte er unter sich auf der Diele schleichende Schritte, die ihm verdächtig vorkamen. Leise kroch er von seinem Heulager an die offene Luke und erblickte drei Kerle mit schwarzen Gesichtern, die sonderbare Lichter in den Händen hielten. Vorsichtig schlichen die Kerle zur Wohnstube.
Der bucklige Alte aber wusste gleich, was die drei schwarzen Halunken im Schilde führten. Und er wusste auch, was es mit den sonderbaren Lichtern auf sich hatte: es waren die Pfoten von Mardern. Wo solche Lichter brennen, müssen Menschen und Tiere im tiefsten Schlaf verbleiben. Aber der Zauber wirkt nicht gegen die, die solche Lichter tragen. Doch auch der kleine bucklige Mann war durch einen Gegenzauber vor dem Tiefschlaf geschützt.
Als nun die drei schwarzen Räuber in der Wohnstube damit beschäftigt waren, Kisten und Kästen auszuleeren, stieg das alte Männchen sachte die Leiter hinunter, huschte in die Stube zu den Räubern und murmelte einen Spruch, der die drei sogleich in ihrer augenblicklichen Haltung erstarren ließ: nämlich gierig gebückt über die geöffneten Kisten.
Der Alte blies ihnen die Lichter aus und rief nach der Bäuerin und dem Gesinde. Eine Magd zündete die Öllampe an, und der Alte sagte: „Wascht den Kerlen die Schwärze aus den Gesichtern, damit man sieht, wer sie sind.“
Das geschah, und die Witwe traute ihren Augen nicht, wie sie nach und nach hinter den rußigen Masken ihre Herren Schwäger erkannte. Als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, sagte sie zu dem buckligen Alten: „Guter Mann, Ihr habt diese meine lieben Verwandten durch Zauber festgemacht. Ihr werdet sie gewiss auch wieder lösen können. Bitte, tut es. Sie werden es Euch danken und diese Nacht niemals vergessen.“
Darauf löste der Alte sie wieder durch einen Spruch, den aber niemand verstehen konnte. „Geht“, sagte die Witwe nur zu ihren Schwägern. Die zogen beschämt ihre Köpfe ein und schlichen eilig aus dem Haus.

Quelle:
Walter Gronemann: Das Dortmunder Sagenbuch, Bottrop-Essen 1994