„Auf dem Weg zu Weihnachten“
Lesung im Heimathaus mit Paul Reding
Hans Ulrich Peuser eröffnete den Stammtisch mit der traurigen Mitteilung des Todes von Karlheinz (Charly) Bohnmann, ehemaliger Lokalredakteur der Nord West (Mengeder) Zeitung und der Ruhr Nachrichten. Charley hat als langjähriges Mitglied viel über die Aktivitäten des Heimatvereins berichtet. Nach einer Schweigeminute übergab er das Wort an Paul Reding.
Dieser freute sich bereits zum dritten Mal nach 2016 und 2018 Gast in unserem schönen Heimathaus zu sein. Für seine Lesung in der Vorweihnachtszeit hatte er viele neue Gedichte und Geschichten mitgebracht, die zum Teil am heutigen Abend ihre „Premiere“ hatten.
Auch er erinnerte an Charly Bohnmann, mit dem er gemeinsam die Schule besuchte und mit dem er mehr als 70 Jahre eng befreundet war. Zur Erinnerung hatte er ein Gedicht geschrieben, mit dem er die Lesung startete.
Für Karl-Heinz, Charly, Bohnmann
Du bist mit dem Fahrrad in Sturm oder Regen, bei Sonne und Schnee über Jahre von Ickern aus zur Mittelschule nach Mengede gefahren.
Unterwegs hast du bereits ans Schreiben gedacht, nicht an Vokabeln, nicht an Zeugniszahlen, die waren dir weniger wichtig, sondern an kleine Reportagen für die Zeitung im Nordwesten der Stadt.
Dort bist du auch beruflich geblieben.
Mit dem schwarzen Golf, Kamera, Kugelschreiber, Papier warst du gefragt und immer prompt da.
Deine kleine Redaktionsstube glich dem Spitzwegbild des armen Poeten.
Turmhoch stapelten sich Zeitung und Buch, dazwischen das Rattern deines veralteten Schreibgeräts.
Du liehst jedem dein Ohr, suchtest nach Gründen, nach Antwort, trugst bis gestern die Sorgen deiner Besucher mit und legtest offen, legtest Finger in die Wunden der Stadt.
Du warst zeitlebens guter Kamerad, du bist es bis gestern geblieben und wirst es auch weiterhin sein.
Paul Reding
Der Abend war der besinnlichen Adventszeit angemessen und half Abstand von der Hektik des Alltags zu gewinnen. Die Pausen zwischen den Vorträgen wurden von Hans- Ulrich Peuser am Klavier mit passenden Melodien und Meditationen gestaltet.
Im ersten Teil des Abends las der Verfasser aus seinen Kurzgeschichten und Gedichten, die von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart führten. Hier bildeten die Schwachen und die Benachteiligten unserer Gesellschaft die Schwerpunkte. Dabei war zu erkennen, dass sich die Schicksale damals und heute immer noch sehr ähnlich sind und auch der Heimatgedanke eine wichtige Rolle spielt. Der Verlust des christlichen Grundgedankens des Weihnachtsfestes durch die Kommerzialisierung der Gesellschaft brachte er mehr als deutlich zum Ausdruck.
Seine aktuelle Weihnachtsgeschichte „Stern über Malechems Haus“ ist eine abgewandelte Form der Geschichte von Maria und Josef auf ihrem Weg nach Betlehem. Am Ende, nach der Geburt des Messias, finden sie eine Bleibe in Malechems Haus, der sie zunächst abgewiesen hatte. Nun strahlt ein Stern über seiner Bleibe, der den Königen den Weg zeigen wird. Auch in dieser Geschichte nimmt Paul Reding immer wieder Bezug auf aktuelle Themen.
Neben den besinnlichen Tönen klang aber auch immer wieder die amüsante Seite des Autors durch. Wie in den Vorjahren erzählte er von „den Tieren im Stall zu Bethlehem“ und anderen Mitbewohnern wie Architekten oder Polizisten. Im Dialog mit den gut sechzig Anwesenden ging Paul Reding auf Fragen ein, zu denen er jeweils passende Geschichten aus seinem Fundus erzählte.
Am Ende bedankte er sich bei seinem „gut zuhörenden“ Publikum. Er blieb noch im Heimathaus, suchte mit den Anwesenden das Gespräch und beantwortete Fragen.
Paul Reding (Jahrgang 1939) ist Bildhauer, Maler und Schriftsteller. Geboren in Habinghorst besuchte er mit seinen Geschwistern in Mengede die Mittelschule (jetzt Albert- Schweitzer- Realschule) und wohnt jetzt in Waltrop. Er ist Absolvent der königlichen Akademie in Den Haag / NL. Gut 40 Bücher und 150 Broschüren sind bei der Staatsbibliothek Frankfurt / Leipzig registriert. In seiner letzten Veröffentlichung „Südafrikanisches Credo – eine Skizze“ reflektiert er die Eindrücke einer Studienreise auf den afrikanischen Kontinent. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen prämiert. 2009 wurde er als „Waltroper Bürger des Jahres“ geehrt. Mengede ist er über den Heimatverein Waltrop aber auch privat immer noch sehr verbunden.