Ein Park dank der Bürger für die Bürger

Wo einst das Haus des früheren Amtmannes Schragmüller und eine Direktorenvilla der Zeche Adolf von Hansemann gestanden haben, fühlen sich heute Oestricher Bürger wohl. Durch deren Initiative wurde 1977 der Bau von Wohnungen verhindert, so dass auf diesem Gelände, auf dem über 70 Jahre alte und sehr seltene Bäume stehen, ein schmucker Park mit Kinderspielplatz wurde.

Entstehungsgeschichte des Parks

Der Park an der Castroper Straße / Ecke Schragmüllerstraße in Oestrich war in der ersten Hälfte des 20. Jh. Standort der Villen für den Direktor der Zeche Adolf von Hansemann und des Mengeder Amtmanns Schragmüller. Beide Häuser standen in einer gepflegten Parkanlage und Amtmann Schragmüller hatte 1903 zusätzlich ein Gärtner- und Kutscherhaus errichten lassen. Schragmüller verließ am Ende seiner Amtszeit Mengede und verkaufte sein bebautes Grundstück an den Eigentümer der Zeche Adolf von Hansemann. Beide Villen dienten leitenden Mitarbeitern der Zeche als Dienstwohnung.

Mit dem Ende der Bergbauzeit in Mengede war auch das Interesse an Dienstwohnungen erloschen. Die einstigen Villen verfielen und die Westdeutsche Wohnhäuser AG, ein Wohnungsunternehmen der Zecheneigentümer, verkaufte das Areal an die Gelsenberg AG, die die Flächen zu Bauland entwickeln wollte. Die Gebäude wurden schließlich abgebrochen. Das Gärtner- und Kutscherhaus mit Pferdestallung und Wagenremise am Rand des Parks blieb aber erhalten und wurde privatisiert.

Die Stadt Dortmund erwarb durch Tausch mit der Gelsenberg AG 1975 das Parkgrundstücks zum Zwecke einer Wohnbebauung. Im ersten Bauabschnitt wurden die ehemals als Gärtnerei genutzten Flächen mit Eigenheimen bebaut.

Der Bebauungsplan Mg 104 sah für die Restflächen eine viergeschossige Bebauung vor. Dagegen protestierten die Oestricher Bürger, allen voran Pfarrdiakon Reinhard Schmidhofer von der evangelischen Gemeinde Oestrich und der Vikar der katholischen St. Remigius-Gemeinde, Josef Pletzinger. Eine großangelegte Aktion mit mehr als 1000 Unterschriften der Bürger führte zum Umdenken der Stadtplanung und schließlich zu der geforderten Planänderung.

Begründet wurde die Planänderung mit der Erhaltung des sehr wertvollen und über 100 Jahre alten Baumbestandes. So stehen im Park die Flügelnuss, Blauglockenbaum, Platanen, amerikanische Eichen, Stieleichen, Buchen und verschiedene Linden- und Ahornarten. Die bis zu 20 Meter hohen Bäume waren in ihrem Wachstum gesund. Neben den Wirkungen zur Verbesserung des Kleinklimas und der Auflockerung des Stadtbildes ist der Baumbestand äußerst wertvoll, da einige dieser Baumarten in diesem ausgewachsenen Zustand in Dortmund nicht mehr vorkommen. Diese Grünfläche liegt innerhalb eines Wohngebietes und mit verhältnismäßig geringen Mitteln zur Parkanlage umgebaut werden.

Die Pflanzungen und Rasenflächen, Wege mit platzartigen Erweiterungen für Bänke und Spielflächen führten zu einer erheblichen Steigerung der Wohnqualität der Umgebung. Die Baukosten für diesen etwa 6500 qm großen Park betrugen für gärtnerische Anlagen und Wegebau etwa 80.000 DM. Für Spieleinrichtungen wurden ca. 30.000 DM ausgegeben, so dass die Gesamtkosten rund 110.000 DM betragen haben und von den ortsansässigen Banken wurde je eine Bank für den neuen Park gestiftet.

Mit Blasmusik (Blasorchester der katholischen Gemeinde Kirchlinde) und Chormusik (Quartettverein Mengede) wurde der Park am Sonntag, dem 18. September 1977 offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bezirksvorsteher Heino Brauckhoff freute sich über das rege Interesse der Bevölkerung. Der Vorsitzende des Grünflächenausschusses, Ratsvertreter Wolfgang Weiermann, ging in seiner Ansprache auf die Initiative der Bürger und auch der politischen Vertreter ein, die erste Planvorstellungen zum Schragmüllerpark 1974 entwickelten: „Ein Jahr später konnten die Kaufverhandlungen zwischen der Gelsenberg AG und der Stadt Dortmund abgeschlossen werden. Der „Mg 104“ musste geändert werden und dadurch wurde der sehr wertvolle alte Baumbestand, der in Dortmund einmalig ist, auf Dauer gesichert.

Zur Familie Schragmüller gehörte auch die Tochter Dr. Elisabeth Schragmüller, die als hochdekorierte Spionin im Ersten Weltkrieg Karriere machte.
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„Mademoiselle Docteur“ alias Elsbeth Schragmüller