Katholische Gemeinde Mengede erfüllte Wunsch des Erbdrosten zu Vischering

Ein schwerer Brocken im wahrsten Sinne des Wortes ist das etwa 3.20 Meter hohe Wegkreuz, das von der katholische Kirchengemeinde „St. Remigius“ Mengede am Erntedank- und Patronatsfest vor 39 Jahren (5. Oktober 1969) auf dem 100 qm großen Dreieck-Grundstück Burgring / Jonathanstraße feierlich eingeweiht wurde. Denn beim Abladen des von dem Bildhauer Bernd Hartmann-Linteln aus Wiedenbrück gestalten Denkmals versagte erst der Hydraulikkran des Transportwagens, dann brach ein zur Hilfe geholter 30-Tonnen-Kran der früheren Mengeder Bauunternehmung Nickel& Eggeling brach ab. Auch ein anschließend herbeigeholter „40 Tonner“ musste passen.
Schließlich rollte ein 75-Tonnen-Kran an, der gerade in Herne im Einsatz war. Mit seiner Hilfe gelang es endlich, den über sieben Tonnen schweren Koloss aufzustellen. Aber selbst dieses Ungetüm hatte noch unter der schwergewichtigen Last „gezittert“. Die steht auf einem 1,50-Meter-Fundament.
Die Stiftung des Wegkreuzes geschah auf Wunsch des Erbdrosten zu Haus Vorhelm, Graf Paul zu Vischering. Nachdem dieser seine Ländereien in Mengede (zu seinem Besitz gehörte auch das „Haus Mengede“) an die Stadt Dortmund verkauft hatte, legte er 1962 auch sein Patronat über die katholische Gemeinde nieder. Zum Abschied schenkte er ihr das Grundstück neben dem Wegkreuz, auf dem der katholische Kindergarten und das „Haus der offenen Tür“ stehen.
Seine einzige Bedingung war die Aufstellung eines Wegkreuzes. Dabei hatte der Droste ursprünglich an eine vergrößerte Nachbildung eines sich in seinem Besitz befindlichen 300 Jahre alten Tischkreuzes („Menger Kreuz“) des Hauses von Büren gedacht. Sie hatte seit dem 17. Jahrhundert das Patronat über die Gemeinde, das später durch Erbschaft an die Familie zu Vischering fiel. Unter dem Kreuz hatten sich in der Reformationszeit die bei ihrem alten Glauben gebliebenen Katholiken im „Haus Mengede“ versammelt. Doch die Fachleute rieten von dieser Idee ab, so dass ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde, an dem sich drei Bildhauer beteiligten. Nach längerer Diskussion entschied sich eine Jury, an der neben dem damaligen Gemeindepfarrer Heinrich Kleffner u. a. auch der Erbdroste teilnahm, für den Entwurf Hartmann-Lintels.
Der Künstler, der übrigens auch die Fenster für eine Basilika in Nazareth mitgestaltet hat und dafür bei der Einweihung des Gotteshauses in Israel mit dem päpstlichen Orden ausgezeichnet wurde, wählte als Material für das Wegkreuz Trachit aus dem Westerwald. Dabei handelte es sich um ein machatisches vulkanisches Gestein mit Kalifeldspat als Einsprengling und Quarzfeldspatgrundmasse.
Den Durchbruch im Stein zieren auf beiden Seiten anderthalb Zentner schwere mit Dukatengold überzogene Bronze-Ornamente. Sie symbolisieren das Häusermeer einer Stadt, in deren Mitte das Kreuz steht. Bei diesem handelt es sich um eine Nachbildung des mittelalterlichen Tischkreuzes, so dass der Wunsch des Drosten – wenn auch in geänderter Form – in Erfüllung gegangen ist. Die Metallteile wurden übrigens mit einem Spezial-Plastikkleber an dem Stein befestigt. Auf der dem Burgring zugewandten Seite des Wegkreuzes wurde von dem Bildhauer, der ein Schüler Arno Brekers war, auch das Wappen der Familie zu Vischering eingemeißelt.