Fortsetzung der Abendkonzerte im Heimathaus
Nach „Liedern der Großstadt“ – ein musikalischer Streifzug durch Berlin, Hamburg, Köln und das Ruhrgebiet“ im vergangenen März fand am 16. März ein weiteres Abendkonzert im Heimathaus statt.
Unter dem Titel „Lieder der Metropolen“ ging es mit einem bunten Programm in verschiedene europäische Hauptstädte. Mit fast 100 Besuchern war das Heimathaus so „proppenvoll“, dass viele stehen mussten und einige Besucher gleich wieder den Heimweg antraten.
Auch dieses Mal konnte die eher ungewöhnliche Zusammensetzung des Ensembles überzeugen. Als Reisebegleiter stellten sich zu Verfügung:
Diethelm Textoris (Moderation & Gesang), Friedhelm Stolle (Gesang), Heinz Weckendrup (Akkordeon), Hans-Ulrich Peuser (Klavier) und Matthias Willing (Kontrabass). Violinistin Lena Rokita musste wegen eines TV Auftrittes kurzfristig absagen, jedoch nicht ohne für einen großartigen Ersatz zu sorgen. Elisabeth Reinink überzeugte das Publikum vom ersten Ton an mit ihrem gefühlvollen Spiel, fügte sich hervorragend in das Ensemble ein und zeigte, dass sie die Fußstapfen ihrer Lehrerin Lena bereits voll ausfüllt. Außerdem sorgte die gerade 17-Jährige dafür, dass das Durchschnittsalter der Musikerformation um etwa 10 Jahre sank.
Die Moderation lag bei Diethelm Textoris in den bekannt guten Händen. Er führte humorvoll durch das Programm, wobei er mit seinem Hintergrundwissen und vielen Anekdoten den Vortrag bereicherte.
Wie bei der „Deutschlandreise“ war der Startpunkt Berlin, die alte Reichs- und neue Bundeshauptstadt. Mit dem „Wiener Praterleben“ von Siegfried Translateur wurde der musikalische Streifzug eröffnet. In den 1920ern Jahren wurde das Stück unter dem Namen „Sportpalastwalzer“ nach Berlin geholt und war seitdem die Hymne der Sechstagerennen im Berliner Sportpalast. Die Arena für mehr als 10.000 Besucher wurde 1910 erbaut und am 13. November 1973 abgerissen. Auch in unserer Westfalenhalle war das Werk während der „SIX DAYS“, die es leider nicht mehr gibt, der Ohrwurm. Die erforderlichen Pfiffe – von Friedhelm Stolle- waren laut und deutlich zu hören und regten auch einige Zuhörer zum Mitpfeifen an.
Der bekannte Bully Buhlan Hit „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ (Musik Ralph Siegel / Text Aldo von Pinelli) stammt aus der Zeit, als Berlin „nur“ die Hauptstadt der Herzen und Bonn die vorübergehende Bundeshauptstadt war. Der Koffer war damals ein Symbol für die Flucht während der Nachkriegszeit, als viele mit einem Koffer unterwegs waren. Die großen Diven Marlene Dietrich und Hildegard Knef haben dieses Lied gecovert und über die Grenzen Deutschlands hinaus in die Welt getragen. Zuletzt hat Udo Lindenberg es wieder aus der Versenkung geholt, und das war für Diethelm der Anlass, es auch den Mengedern mit seiner eigenen Version wieder in Erinnerung zu bringen.
Das Fahrten- Lieder-Buch „Die Mundorgel“ führte zu einem der bekanntesten Volkslieder mit Berliner Schnauze, bei dem das Publikum begeistert einstimmte. Begleitet von Heinz Weckendrup am Akkordeon sang Friedhelm Stolle im passenden Outfit das Lied von „Bolle“, der sich zu Pfingsten nach Berlin-Pankow auf eine Reise machte und sein Vergnügen daran fand, kräftige was auf die Augen und die erwähnte Schnauze zu bekommen..
Mit dem Gassenhauer von der „Berliner Luft“, die augenblicklich mit der Operette „Frau Luna“ durch das Dortmunder Schauspielhaus weht, vorgetragen von den Künstlern gemeinsam mit dem Publikum verließen wir unsere Hauptstadt. Wir zogen weiter, ganz im Sinne des von Diethelm gewürdigten Elysée-Vertrages, in die Stadt der Liebe, nach Paris.
Der Song „Under the bridges of Paris“ („Sous les ponts de Paris“), durch den Amerikaner Dean Martin weltberühmt gemacht, half uns bei dem Einstieg in das Pariser Nachtleben. „Pigalle – so heißt die große Mausefalle mitten in Paris“ machte Bill Ramsey, der amerikanische Gastarbeiter in Deutschland, bekannt. Es war nicht sein einziger Nummer Eins Hit. Er war auch mit Songs wie Zuckerpuppe und Souvenirs bei uns erfolgreich.
Nach der Cole Porter Komposition „I love Paris / Ganz Paris träumt von der Liebe“ aus dem Musical Can Can, einer romantischen Hymne an die französische Hauptstadt und in der deutschen Version von Kurt Feltz mit der Betonung der schon erwähnten Stadt der Liebe, ging die Reise weiter in die Niederlande.
Hier schunkelten wir im Walzertakt zu den „Tulpen aus Amsterdam“, die, das ist der Anachronismus, eigentlich aus dem Keukenhof stammten. Danach ging es über den Kanal nach London, in die guten alten „60-iger“ der Beat Bands.
Mit „Winchester Cathedreal“ (The New Vaudeville Band – 1966) und „Waterloo Sunset“ von den Kinks (1967) kamen jede Menge Erinnerungen hoch. Kompliment für Hans-Ulrich, der uns diese Stücke ebenfalls allein aus der Erinnerung ohne Notenvorlagen zu Gehör brachte.
Ein besonderer Leckerbissen war dann „Die Moritat von Macky Messer“ aus der Dreigroschenoper (Text Bertold Brecht / Musik Kurt Weil). Sie wurde in der englischen Textfassung als „Mack The Knife“ von Marc Blitzstein international bekannt und von so ziemlich allen Größen des Showgeschäftes gecovert. Louis Armstrong, Frank Sinatra, Robbie Williams). Diethelm (begleitet von Hans-Ulrich) und Friedhelm (begleitet von Heinz) trugen die deutschen Originalstrophe abwechselnd vor, mit einer passenden Zylinder Kopfbedeckung, die sie sich nicht, wie zunächst vermutet, von Beerdigungsinstitut Quellenberg ausgeliehen hatten.
Die nächste Station auf der gegenüberliegenden „Insel“ war das irische Dublin. Aus dieser als trinkfest bekannten Stadt mit dem Vergnügungsviertel „Temple Bar“ brachte Diethelm ein ganz besonderes Lied zu Gehör. „The wild Rover“, bekannt geworden durch die „Dubliners“. Es ist die irische Fassung der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn, nur hier kommt der Wild Rover nach seinem Vagabundenleben reich nach Hause und hofft, von den Eltern in Gnade aufgenommen zu werden. Bei diesem Song, 1982 von Klaus & Klaus unter dem Titel „An der Nordseeküste“ auf den deutschen Markt gebracht, stieg die Stimmung im Heimathaus gewaltig an. Es wurde gesungen, geklatscht und geschunkelt.
Weiter ging es in die norwegische Hauptstadt Oslo. Passend zu dieser schönen Metropole spielten Elisabeth Reining (Violine), Hans Ulrich Peuser am Piano und Matthias Willing mit dem Kontrabass aus der Schauspielmusik Peer-Gynt die Suite 1 „Die Morgenstimmung“ und aus der Suite 2 „Solvejgs Lied“, ursprünglich eine Vertonung des Gedichtes von Henrik Ibsen.
Nach dieser gefühlvollen Interpretation gönnten die Künstler uns und sich eine wohlverdiente Pause.
Erholt konnte nun die russische Hauptstadt Moskau angesungen werden. Da waren die „Moskauer Nächte / Midnight in Moskow“ gerade richtig. Dieses 1955 komponierte Lied, das wegen seiner typisch russischen klingenden Melodie oft für ein Volkslied gehalten wird, hatte in der Sowjetunion eine bewegte Geschichte. 1957 bei den Weltfestspielen in Moskau gewann es den Songwettbewerb. Gerne wurde das Thema auch von traditionellen Jazz Formationen (Kenny Ball And His Jazzmen, Max Greger) gecovert. Auch ein deutscher Text aus der Zeit des „Kalten Krieges“ existiert, den wollten unsere Musiker den Zuhörern aber nicht zumuten.
Auch die „goldene Stadt“ Prag fehlte nicht auf unserer Reise. Aus dem Zyklus Mein Vaterland von Smetana interpretierte Hans-Ulrich Peuser am Piano, temporär unterstützt von den anderen Solisten, gefühlvoll den populärsten Teil dieses Werkes, „Die Moldau“.
Das nächste Ziel war Athen, die griechische Hauptstadt. Hier bot sich förmlich die Filmmusik des alten Schwarz-Weiß-Filmes Alexis Sorbas (1964) an. Der Komponist Mikis Theodorakis, auch als Kämpfer gegen Diktatur und Unterdrückung bekannt und viele Jahre im griechischen Parlament wirkend, hat hier ein zeitloses Werk erstellt. Bei diesem Sirtaki erreichte die Stimmung im Heimathaus einmal mehr ungeahnte Höhen, zumal Friedhelm Stolle tänzerisch in die Fußstapfen des großen Antony Quinn trat, so dass es manchem im Publikum ebenfalls in den Beinen kribbelte und nur die Enge im Heimathaus ihn oder sie vom Tanzen abhielt..
Auch die „Ewige Stadt“ Rom durfte auf unserer Rundreise nicht fehlen. Hier konnte Friedhelm Stolle mit „Arrivederci Roma“ erneut brillieren. Dieser Perry Como Song, der von Gerhard Wendland in Deutschland bekannt gemacht wurde, verleitete das Auditorium wieder zum „Chorgesang“.
Der bekannteste und größte Brunnen Roms, der Trevi, spielte in Fellinis Film „Das süße Leben“ eine Hauptrolle, als Anita Ekberg dort ein nächtliches Bad nahm. Mit der Instrumentalversion von „Drei Münzen im Brunnen“ aus dem gleichnamigen US Film verließen wir Italien und kamen nach Wien, dem letzten Ziel auf unserer Rundreise durch die europäischen Metropolen.
Wien, eine Hauptstadt der Musik, geprägt von Mozart und Beethoven, begrüßte uns mit dem Walzer „An der schönen blauen Donau – (Donauwalzer)“ von Johann Strauss / Sohn. Dieses Werk gilt als heimliche Hymne Österreichs und wird regelmäßig zum Jahreswechsel gespielt.
Ebenso eng zu Wien gehört die Filmmusik aus der „Dritte Mann“ (Harry-Lime-Thema), zum Welthit geworden mit Anton Karas auf der Zither. In der vom Ensemble präsentierten Heimathausinstrumentierung ein erneuter Genuss für die Ohren
Das charmante Abschiedslied „Sag beim Abschied leise Servus“ komponiert vom unvergessenen Peter Kreuder und immer wieder vorgetragen vom „Meister der klaren Artikulation“, von Hans Moser, sollte dieses Abendkonzert im Heimathaus am Widum beenden. Aber natürlich kam das Ensemble nicht ohne Zugabe von der Bühne. Mit dem „Radetzky Marsch“, den auch Karajan immer als Zugabe beim Neujahrskonzert brachte, zogen die Instrumentalsolisten noch einmal alle Register und begeisterten die Zuhörer. Das hatte einen abwechslungsreichen musikalischen Abend erlebt, und mit der von Diethelm zusammen gestellten Präsentation auch Menge optische Eindrücke von unserer weiteren Heimat Europa bekommen.
Als man nach dem Konzert noch bei einem leckeren Kaltgetränk den Abend ausklingen ließ, war die Zufriedenheit und die Vorfreude auf die angekündigte Fortsetzung dieser Konzertreihe bei allen Beteiligten groß. Wenn alles klappt, geht es dann in die „Neue Welt“, nach Nord- und Südamerika.