Im Rahmen des Denkmalschutzes möchten wir an ein ganz besonderes Denkmal erinnern, das wohl in seiner Art selten, wenn nicht sogar eine Rarität sein dürfte. Es ist ein Denkmal für den ersten Bodelschwingher Schulleiter Carl Kochs. Es wurde von seinen ehemaligen Schülern gestiftet. Das Geld kam durch Spenden zusammen.
Wer heute nach dem Gedenkstein sucht, muss sich allerdings schon ein bisschen anstrengen, denn dieser steht seit etwa 20 Jahren nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz vor der evangelischen Schlosskirche, sondern in einem (allerdings in einem der Pflege bedürfenden) Gebüsch vor der Schule „Auf dem Kellerkamp“, in dem man ihn erst auf den zweiten Blick entdeckt.
Gestaltet wurde das im Jahr 1910 feierlich eingeweihte Monument von Fritz Narath, der auch zu den dankbaren Kochs-Schülern gehörte. Den ursprünglich drei Meter hohen Gedenkstein aus Granit, den man inzwischen von seinem früheren Sockel „befreit“ hat, ziert ein Bronze-Porträt Kochs, das Narath nach einem Foto des Pädagogen gestaltet hat.
Carl Kochs wurde 1825 in Gelsenkirchen geboren. Als 20-Jährigen (!) holte ihn der Patron des Hauses von Bodelschwingh als Hilfslehrer an die einklassige Bodelschwingher Dorfschule, in der damals auch die Kinder aus Westerfilde und Nette unterrichtet wurden. Carl Kochs sollte den Lehrer Carl Heinrich Jakob unterstützen und außerdem als Organist in der Kirche tätig sein.
Als Jakob 1874 in den Ruhestand ging, trat Kochs dessen Nachfolge an und wurde (als die Schule zehn Jahre später durch den Anstieg der Bevölkerung infolge der Inbetriebnahme der Zeche Westhausen von einer Klasse auf vier erweitert werden musste) Bodelschwinghs erster Schulleiter. Nach 47 Lehrer-Jahren trat er 1892, seit längerer Zeit Witwer, in den Ruhestand.
Weil seine Dienstwohnung für seinen Nachfolger benötigt wurde, zog der Pensionär zunächst zu seinem Bruder nach Gelsenkirchen und später zu einer seiner zwei Töchter (außerdem hatte er noch einen Sohn, der Theologie studiert hatte) nach Oberrospe bei Marburg, wo er 1902 76-jährig verstarb und auch beigesetzt wurde. Sein Leichnam wurde aber später samt Grabstein auf den alten Bodelschwingher Friedhof überführt, auf dem bereits seine früh verstorbene Frau und eine Tochter ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Kochs war klein von Wuchs, verfügte aber über eine starke Persönlichkeit und über eine umfangreiche Bildung. Für seine Schüler hatte er eigenes Rechen- und ein Liederbuch verfasst. Er sprach auch Lateinisch und Französisch. Begabte Kinder (auch aus anderen Gemeinden) bereitete er so gründlich vor, dass sie beim Wechsel auf eine höhere Schule häufig die erste und sogar auch die zweite Klasse überspringen konnten. Kochs engagierte sich aber auch außerhalb seiner pädagogischen Tätigkeit. Er betrieb eine Baumschule und gründete zum Schutz der Bodelschwingher Viehhalter Versicherungsvereine für Rindvieh und Schweine auf Gegenseitigkeit.
In Bodelschwingh bleibt sein Name außerdem „auf ewig“ mit dem MGV „Frohsinn“ verbunden, den Kochs 1882 ins Leben rief. Auch überörtlich machte sich der Leiter der kleinen Bodelschwingher Dorfschule einen Namen. Als Vorsitzender leitete er den Dortmunder Lehrerverein und war auch Direktor der Lehrer-Witwen- und Waisenkasse Dortmund-Land und Hörde. Weiter führte er die Natorp-Stiftung für die Grafschaft Mark, die sich ebenfalls für die Versorgung der Lehrerwitwen einsetzte. Damit genügend Geld in die Unterstützungskasse der Stiftung kam, wurden an jährlich wechselnden Orten Märkische Lehrergesangsfeste veranstaltet, die sich stets eines guten Besuches erfreuten.