Rückblick auf den Juni Stammtisch im Heimathaus

Besser hätten die Bedingungen für mich als Referenten gar nicht sein können: ein mit mehr als 30 interessierten Personen voll besetztes Heimathaus, ein kleines, aber fleißiges Team, das die Gäste mit Getränken versorgte, und ein Profi wie Peter Jürgens, der dafür sorgte, dass technische Probleme gar erst auftreten konnten. Alles war also optimal für die mit Bildern und Musikeinblendungen unterstützte mentale Reise in ein Wandergebiet, das keine 150 Kilometer von uns entfernt Wandernden viel zu bieten hat. 

In Vertretung von Hans-Ulrich Peuser begrüßte Jürgen Karlshaus die Gäste. Erstaunlicherweise wurde die Begrüßung diesmal nicht durch Glockengeläut der Remigius-Kirche unterbrochen, so dass gemutmaßt wurde, dass auch die Glocken gespannt auf den Vortrag warteten. Trotzdem bekamen die Zuhörenden gleich zu Beginn erst einmal etwas auf die Ohren. Vom legendären Liedermacher Willy Ostermann erklang sein Loblied auf die sieben Berge am Rheinesstrande und auf die seiner Meinung nach dort massenhaft anzutreffenden blonden Mädchen, die im Vortrag dann doch fehlten. Dafür wurde als Mitwanderer Wanderhund Cooper vorgestellt, der ja auch unsere heimischen Wanderungen begleitet. 

Fachwerkidylle in Königswinter

Start war der in jüngster Zeit optisch aufgewertete Bahnhof Königswinter. Es folgte ein Gang durch die Fußgängerzone mit vielen beschaulichen Fachwerkhäusern, vielfach blumengeschmückt. Aus der Reihe fällt dabei das „gelbe Haus“, ein in ein Kunstwerk umgewandeltes Gebäude vom „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel. Unser Denkmalsexperte Hartmut Czeh wusste zu berichten, dass der Künstler auch beabsichtigt hatte, Phoenix West in Hörde mit einer riesigen Banane „aufzuwerten“. Dann ging es zum Fuß des Drachenfels. In früheren Zeiten transportierten Esel die Besucher unabhängig von deren Gewicht den Berg hinauf, heute ist der Transport auf Kinder bis 40 kg begrenzt. Die Zuhörenden erfuhren auch etwas über die Geschichte der inzwischen modernisierten Drachenfelsbahn und den tragischen Unfall von 1958, bei dem 18 Fahrgäste zu Tode kamen. Nach einem Besuch der Nibelungenhalle mit Reptilienzoo und dem im Stil des Historismus aufgebauten 1884 gebauten Schloss Drachenburg ging es weiter aufwärts zum Plateau des Drachenfels, wo sich überwältigende Ausblicke auf das Tal und den guten alten Vater Rhein boten.

Die Drachenfels-Ruine hoch über Königswinter.

Vorbei am „Michhäuschen“, hinab ins Tal und einem Steilaufstieg zum Schluss wurde das Grandhotel auf dem 335 Meter hohen Petersberg erreicht, das als Gästehaus der Bundesregierung eng mit der Geschichte der Bonner Republik verbunden ist. Sei es durch das „Petersberger Abkommen“, sei es durch die Unterbringung der Staatsgäste vom Schah von Persien über Königin Elisabeth bis Leonid Breschnew. Heute fungiert es als Hotel der Steigenberger Gruppe mit mehr als 200 luxuriösen Zimmern. Für Wanderer und Ausflügler bietet es im Sommer einen gemütlichen Biergarten.

Der Biergarten des Grandhotels auf dem Petersberg mit Panoramaaussicht.

Nächste Station war die Klosterruine Heisterbach, eine ehemalige Zisterzienser-Abtei, bei der die Dimension der Kirche nur noch vom Kölner Dom übertroffen wurde. Es folgte nach einer Einkehr im auch so heißenden „Einkehrhaus“ der Aufstieg zum höchsten Berg des Siebengebirges, dem 460 Meter hohen Großen Ölberg. In Rhöndorf wurden das Haus von Adenauer und auch sein Grab besucht, wobei einige Anekdoten über den ehemaligen Bundeskanzler als den „Alten vom Rhein“ nicht fehlen durften.

Auf der 455m hohen Löwenburg, wieder ein Berg mit Burgruine, gab es erneut einen Panoramarundblick. Bad Honnef wurde umgangen und dann Rheinbreitbach angesteuert. In Unkel hat ein weiterer Bundeskanzler seine Spuren hinterlassen. Willy Brandt hat in diesem idyllischen Weinort zusammen mit seiner Frau Brigitte Seebacher seinen Lebensabend verbracht.

Blick von der Löwenburg.

Auch in Erpel, unterhalb der steil aufragenden Erpeler Ley, gibt es historische Spuren zu entdecken. Hier steht der östliche Pfeiler der ehemaligen Brücke von Remagen, die, weil die Sprengung misslang, den Amerikanern den weitern Einmarsch nach Deutschland erleichterte und damit den Zweiten Weltkrieg um Wochen verkürzte. Endpunkt der Wanderung war Linz, wegen ihrer farbigen Fachwerkbauten auch „die bunte Stadt am Rhein“ genannt. Die prächtigen Bilder von Fußgängerzonen, Markt und engen Gassen zeigten, dass sie ihren Beinamen zu Recht trägt.

Linz, die bunte Stadt am Rhein.

Im Abschluss gab es noch einen Besuch im mittelalterlichen Kriminalmuseum im Linzer Schlosskeller, bei dem die Folterinstrumente zeigten, dass es vor allem Frauen waren, die gequält wurden.

Mit einem Blick auf das gegenüberliegende Rheinufer, wo ein weiteres, abwechslungsreiches Wandergebiet, das der Ahr beginnt, endete der Ausflug ins Siebengebirge, das in Wirklichkeit mehr als 40 Gipfel beheimatet. Persönliche Gespräche und auch Erinnerungen an das vorgestellte Reisegebiet ließen den Abend ausklingen.

Text und Fotos: Diethelm Textoris