Monatsstammtisch des Heimatvereins – Eine Reise durch die Geschichte dieser wichtigen Wasserstraße
Zu einem interessanten Stammtisch im voll besetzten Heimathaus begrüßte Hans-Ulrich Peuser Theodor Beckmann, den Vorsitzenden des Heimatvereins aus der „Kanalstadt“ Datteln. Da der Dortmund-Ems-Kanal ja auch ein wirkliches Stück unserer Mengeder Heimat ist, lauschten die Besucher aufmerksam den Ausführungen
Die Planung eines Kanalnetzes scheiterte Mitte des 19. Jahrhunderts an der Zerrissenheit der vielen kleinen deutschen Länder. So konnte die Verwirklichung dieses Traumes erst nach Gründung des Deutschen Reiches (1871) angegangen werden. So sollte das industriereiche Westfalen (Kohle, Stahl) durch den „Ems“ Kanal mit der Nordsee verbunden werden. Das Transportmittel Eisenbahn war nicht mehr leistungsfähig genug, um die Kohle und die benötigten Eisenerzmengen kostengünstig zu transportieren.
Am 09. Juli 1886 wurde der parlamentarische Beschluss gefasst den Dortmund-Ems-Kanal zu bauen. Gründe waren die Umgehung des holländischen Zwischenhandels, die Verdrängung der zuvor preiswerteren englischen Kohle und die Versorgung der kaiserlichen Kriegsmarine in Kiel und Wilhelmshaven mit Kohle aus dem Ruhrgebiet.
Am 23.05.1889 wurde die Bauausführung an die Königliche Kanalkommission in Münster übertragen und 1891 erfolgte der erste Spatenstich. In nur sieben Jahren von 1892 bis 1899 wurde dieses „Mammut“ Projekt von 4.500 Arbeitern, viele aus dem Ausland, mit Spitzhacken und Schaufeln erbaut. Dazu kamen 19 Schleusen, 5 Wehren, 273 Düker und 175 Brücken. Gesamtkosten 80 Millionen Mark, nach heutiger Kaufkraft ca. 1 Milliarde Euro. Am 9. März 1899 wurde das erste mit Erz beladene Schiff mit Pferden durch den Kanal getreidelt und am 11.08.1899 erfolgte dann die offizielle Eröffnung durch Kaiser Wilhelm II. Er war mit der Kutsche angereist, wurde am Schiffshebewerk Henrichenburg „geschleust“, bevor er mit dem Schiff nach Dortmund fuhr. Das Kaiserzimmer im alten Hafenamt hat er aber nicht betreten, sondern ist mit dem Zug zur Villa Hügel der befreundeten Familie Krupp in Essen weitergefahren. Der Dortmund-Ems-Kanal wurde so gut angenommen, dass er bereits nach 15 Jahren seine Kapazitätsgrenze erreichte. 1914 wurde die neue Schachtschleuse in Henrichenburg in Betrieb genommen, um die Bruttoregistertonnen Richtung Dortmund zu steigern.
Nach 1945 galt es dann die gravierenden Kriegsschäden zu beseitigen. Die zurückziehenden deutschen Soldaten hatten viele Brücken zerstört. Von insgesamt 184 Brücken standen nur noch 22, sodass an vielen Stellen lediglich Fähren und Stege zum Einsatz kamen wie an der Drucks Brücke Richtung Waltrop.
Heute wird an vielen Stellen der Dortmund-Ems-Kanal auf 55 Meter verbreitert. Es ist ein Tiefgang von 4 Metern erforderlich, um die Nutzung den Binnenschiffen der unterschiedlichsten Klassen zu ermöglichen.
Vom Dortmunder Hafen verläuft der Kanal durch Lindenhorst, Ellinghausen, Holthausen, Schwieringhausen und Groppenbruch zum Waltroper Schleusenpark mit dem Alten Schiffshebewerk. Es war von 1899 bis 1962 in Betrieb, bevor es durch ein neues Hebewerk ersetzt wurde. Seit 1989 ist dort eine Schleuse im Einsatz.


Weiter geht es nach Datteln mit dem größten Kanalknotenpunkt Europas. Hier verlaufen vier Kanäle mit sechs Fahrten:
Dortmund-Ems-Kanal mit drei Fahrten: Alte Fahrt; Neue Fahrt; Dortmunder Fahrt; Datteln-Hamm-Kanal, eröffnet 1914, Rhein-Herne-Kanal in Richtung Duisburg (Rhein), eröffnet 1914 und Wesel-Datteln-Kanal in Richtung Wesel (Rhein), eröffnet 1930.
Richtung Olfen, Lüdinghausen fängt das Münsterland an. Es geht durch Münster mit seinem schönen Stadthafen, Richtung Hörstel. Hier, am „Nassen Dreieck“ (Kanalkilometer 108,35) zweigt der Mittellandkanal nach Nordosten ab. Er ist mit 325 Kilometern die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland und verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal.


Nun kommt das Emsland mit Lingen, Meppen (Koppelschleuse), Haren und der letzten „Pünte“ (Seilzugfähre) in Lehe bei Heede. Nicht zu übersehen, folgt die Meyer Werft in Papenburg. Die Strecke bis Papenburg zählt noch zum Kanal, der bei Kilometer 225,82 in Tideems endet. Hier wird die Binnenschifffahrtsstraße zur Seeschifffahrtstraße, die nach Emden zur Nordsee führt. Unterwegs kann man nicht nur Brücken über den Kanal bewundern, es gibt auch Brücken die den Kanal über Straßen und Flüsse (Lippe; Stever; Ems) führen.


Der Dortmund-Ems-Kanal ist von großer Bedeutung für die Binnenschifffahrt in Deutschland. Er dient dem Transport von Gütern aller Art und verbindet das Ruhrgebiet mit den Seehäfen an der Nordsee. Die Binnenschifffahrt ist die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Form des Transportes von Massengütern. Dazu zählt immer noch Stahl, Erz, Kies, Schrott und Kohle, die von der Küste zu den Kohlekraftwerken (z.B. Datteln 4) bei uns transportiert wird. Containerschiffe spielen eine immer größere Rolle, siehe das Dortmunder Containerterminal. Viele Wirtschaftsunternehmen haben einen eigenen, direkten Kanalanschluss wie z.B. das IKEA- Europalager in Holthausen, die Steinwerke Mengede, Fürst Hardenberg.
Außerdem ist er Wasserlieferant für Landwirtschaft und Industrie (Kühlwasser für Kohlekraftwerke.
Der DEK ist nicht nur eine wichtige Wasserstraße für die Güterschifffahrt, sondern bietet auch viele Möglichkeiten für Sport und Freizeitaktivitäten. Am Fredenbaumpark befindet sich das Leistungszentrum des deutschen Ruderverbandes, wo der Deutschlandachter stationiert ist und trainiert. Aber auch viele „Amateurvereine“ wie die Kanuten-Emscher-Lippe, der Ruderverein 1928 und der Kanu-Klub 1928 haben ihre Heimat direkt am Kanal. Es gibt zahlreiche Rad- und Wanderwege. Es ist ein beliebtes Angelrevier, ein Gewässer für Freizeitkapitäne und gilt als „Kumpel-Riviera“. Beliebt waren damals wie heute die Kanalschifffahrten, z.B. auf der Santa Monika. Vom Dortmunder Hafen geht es mit Schleusung in Henrichenburg ins Münsterland, Ein beliebtes Ziel ist Lüdinghausen mit seinen zwei Burgen.


Gegen 21 Uhr beendete Theo Beckmann seinen Vortrag über „unseren Ems Kanal“ und erntete viel Beifall. Hans-Ulrich Peuser bedankte sich im Namen des Heimatvereins und überreichte eine Flasche Emscherperle. Bei einem Kaltgetränk ließen die verbleibenden Besucher den Abend ausklingen.
Text und Fotos: Franz-Josef Fedrau