Siegenstraße 7 – Ein Juwel des Neo-Empire Stils mit klassizistischen Elementen

Merkmale des Denkmals

Das Wohn- und Geschäftshaus Siegenstr. 7 ist ein 3-geschossiger Putzbau von 6 Achsen. Die Fassade ist im Stil des Neo-Empire (Blumenkörbe und Girlanden) mit klassizistischen Elementen (Pilaster und Zahnfriese) gehalten. Bauherr war 1914 der Uhrmachermeister Hubert Haunhorst.

Im Erdgeschoß befinden sich neben dem Hauseingang zwei Läden, dann in den 2 Obergeschossen, durch ein kräftiges Gesims getrennt, erhebt sich die streng gegliederte und mit Stuck aufwendig geschmückte Fassade mit 2-achsigem Mittelerker. Dieser setzt sich im Dachgeschoß abgestuft fort, von einem kräftigen Dachgesims und mehreren Pfannenreihen unterbrochen und mit einem Quergiebel überdacht. Seitlich davon sind 2 Dachgeschossausbauten mit Schleppdach versehen.

Dieses prachtvolle Gebäude stellt ein Baudenkmal dar im Sinne des § 2 Abs. 2 DSchG mit besonderer Bedeutung für die Geschichte der Menschen in Mengede, wobei für seine Erhaltung und Nutzung wissenschaftliche, künstlerische und vor allem städtebauliche Gründe sprechen.

Mit seiner Reichhaltigkeit der Fassadenelemente und der Harmonie seiner Gestaltung ist dieses Haus ein Dokument der Architektur und des Schmuckbedürfnisses seiner Entstehungszeit und zugleich Zeugnis der Entwicklungsgeschichte Mengedes vom historischen Kirchdorf zum modernen Industrievorort. An optisch wirkungsvoller Stelle gelegen prägt es zusammen mit einer Gruppe historischer Bauten den Bereich der zentralen Siegenstraße und das Ortsbild von Mengede.

Baugeschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Mengede einen dörflichen Charakter, und der Ortskern, rund um die Remigiuskirche, war von Handwerk und Handel geprägt. Die Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn im Jahr 1847 und das erfolgreiche Abteufen der Zeche Hansemann, deren Förderbetrieb 1896 begann, war schließlich der Startbeginn für eine Erschließung der Flächen zwischen Bahn und Ort. Die industrielle Entwicklung war verbunden mit einer raschen Bevölkerungszunahme, die letztlich dazu führte, dass Mengede 1889 seine Selbständigkeit zurückerhielt. Noch war der alte Ortskern vom Wasser der Emscher umgeben und die westliche Grenze (heutige Siegenstraße) war über die Jahrhunderte zwischen dem Heimbrüggentor und der Tröskenpforte unbebaut geblieben. Vereinzelt entstanden Ende des 19. Jh. auf der Fläche der früheren Bürgergärten („Kirmesgärten“, weil zu Kirmes die Flächen vergeben und die Pacht bezahlt werden musste) Gebäude, und auch für den Bau einer neue Katholische Kirche war hier 1876 ein Platz gefunden worden.

Kurz nach Bildung des Amtes Mengede 1889 wurde 1895 für Mengede der erste Bebauungsplan aufgestellt. Die neuen Straßenzüge zwischen Bahn und Ortslage wurden darin mit einer Breite von Bauflucht- zu Baufluchtlinie von 16 m festgesetzt u. a. in der Erwartung, „dass die Anlegung elektrischer Straßenbahnen nicht ausgeschlossen sei.“ Wie fortschrittlich die Verkehrsplanung der damaligen Zeit war ist z.B. auch an der Ausweisung größerer Rondelle in Kreuzungsbereichen mehrer Straßen erkennbar.

Ein Umzug des Ortskerns in Richtung Bahnhof zeigte sich langsam an. Zwischen Burgring und Mengeder Straße entstanden an der Siegenstraße (seit 1928, vorher Siegenweg bzw. Nordstraße) am Anfang des 20. Jahrhunderts mehrstöckige Gebäude. Möglich wurde die Bebauung, weil durch die Regulierung der Emscher auch die Umflut, die im Bereich der Siegenstraße verlief, beseitigt wurde und der westliche Teil des alten Ortskerns einen direkten Anschluss an die öffentlichen Straßen erhielt.

Wie Gewerbetreibende vor ihm zog es den Uhrmacher Hubert Haunhorst ebenfalls von der heutigen Williburgstraße zur „neuen Mitte“. Architekt August Niederfahrenhorst plante für den Uhrmacher Haunhorst das Wohn- und Geschäftshaus Siegenstraße 7, wobei er die Baustile räumlich umgekehrt anordnete, als bei den Objekten in der Nachbarschaft.

(Foto um 1920)

Am 16. Dezember 1913 stellte Haushorst den Bauantrag für sein Wohn- und Geschäftshaus, am 14. März erteilte die Polizeiverwaltung des Amtes Mengede die Bauerlaubnis. Am 29. April 1914 erfolgte bereits die Rohbauabnahme und die Gebrauchsabnahme am 13. Juli 1914.

Uhrmacher Hubert Haunhorst bezog selbst sein Geschäftshaus und seit dieser Zeit bis heute dienen die gewerblichen Räume im Erdgeschoss mit unterschiedlicher Nutzung der Bevölkerung im Stadtbezirk zur Erledigung ihrer Geschäfte des täglichen Bedarfs.

Dez. 2018