Die Kirche wurde im Jahr 1312 vom Ritter Giselbert gen. Speke gestiftet, 1322 geweiht und diente zeitweise als Begräbnisort der Familie von Bodelschwingh.
Merkmale des Denkmals
Archäologische Untersuchungen im Innern der Kirche 2001 ergaben, dass der von der Familie von Bodelschwingh gestiftete Bau kein Neubau war. Man hatte Bauteile einer kleineren Kirche einbezogen.
Der heutige, einschiffige, zweijochige Saalbau auf querrechteckigem Grundriss wird von zwei tief herabgezogenen Kreuzrippengewölben überspannt. Der Chor mit 5/8 Schluss entstand in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der West-Turm mit dem achteckigen Helm und das Dach des Langhauses stammen vom Ende des 17. Jahrhunderts, als nach der Zerstörung im französisch-brandenburgischen Krieg die Kirche neu errichtet wurde. Am Südportal ist über dem Eingang die Jahreszahl 1693 erkennbar.
Maßgeblich beteiligt an der Planung der Disposition (Werk- und Klangaufbau) der Orgel war der Oberstudienrat Max Lorf, der auch 1958 zusammen mit dem Organisten und Komponisten Gerhard Bunk die Disposition der Walker-Orgel in der Reinoldikirche entworfen hatte. 1964 wurde die Orgel in Bodelschwingh um zwei Register erweitert und auf den Kirchenraum hin intoniert (abgestimmt). Dies war im Kriegsjahr 1942 nach ihrer Aufstellung nicht möglich gewesen.
Heute ist die Orgel in einem spielfähigen, jedoch dringend überholungsbedürftigen Zustand. Leider sind die Geldmittel der heutigen Noah-Gemeinde begrenzt (s. u.). Darum ist es noch nicht erkennbar, ob und wann eine Bestandssicherung und Renovierung stattfinden kann.
Die evangelische Kirche in Bodelschwingh ist der Raum, in dem sich Gemeinde versammelt um Gott zu ehren, sein Wort zu hören und danach zu leben. Deshalb ist auch die Geschichte der Gemeinde untrennbar mit ihrer Kirche, ihrem Versammlungsort verbunden. Die Geschichte der Bodelschwingher Gemeinde, die äußeren religiösen und politischen Einflüsse, die Ereignisse innerhalb der Gemeinschaft, ist hier in Form einer Zeittafel wiedergegeben.
![]() | ![]() | Anfang der 1950er Jahre ziehen die Konfirmanden, von Pfarrer Rudolf Brink geführt, in die Kirche ein. Musikalisch werden sie durch den Posaunenchor der Gemeinde empfangen. |
Zeittafel der evangelischen Gemeinde in Bodelschwingh
1312 | Genehmigungsurkunde von Probst und Kloster Scheda zum Bau einer Kapelle. In diesem Jahr werden 12 Höfe in Bodelschwingh genannt. |
1322 | Stiftungsurkunde des Gyselbert von Bodelschwingh gen. Speke und Einweihung der Kapelle am2. Juli 1322, dem Fest Maria Heimsuchung. |
1506 | Die Kirche erhält zwei Glocken zu Ehren von Maria und Anna. |
1512/13 | Martin Luther veröffentlicht seine Rechtfertigungslehre (Rechtfertigung allein durch die Gnade Gottes (Paulus an die Römer, 1. 17)) |
1517 | Martin Luther veröffentlicht seine 95 Thesen durch Anschlag an die Schloßkirche zu Wittenberg. |
1523 | Veröffentlichung des Reformprogrammes von Zwingli |
1541 | Veröffentlichung der Genfer Kirchenordnung, die wesentlich durch Johannes Calvin verfasst wurde. |
1583 | stirbt Wennemar von Bodelschwingh. Er war als Lehnsträger der freien Reichstadt Dortmund und Mitglied des märkischen Adels katholisch geblieben. Einige seiner Kinder hatte er im reformierten Glauben erziehen lassen. Gisbert von Bodelschwingh führte als Nachfolger seines Vaters Wennemar die Reformation durch. Die Bodelschwingher traten mit ihrer Grundherrschaft vom katholischen zum reformierten Glauben nach Calvin über. |
1611 | 16. März, findet die erste reformierte Synode der Grafschaft Mark in Unna statt. Bodelschwingh ist mit 14 weiteren Gemeinden vertreten. Die Gemeinden und die Synoden haben eine Organisationsstruktur „von unten nach oben“. |
1648 | endet der 30 – jährige Krieg. |
1673 | Die Kirche in Bodelschwingh wird durch die Truppen des Fürstbischofs zu Münster (französisch-verbunden) im französisch-holländischen Krieg (1672-1678) weitgehend zerstört. |
1674 | beginnen die Aufzeichnungen im Kirchenbuch. |
1693 | Wiederaufbau der Kirche nach Kriegszerstörungen in ihren heutigen Abmessungen (belegt durch Rechnungen des Hauses von Bodelschwingh). Der Wiederaufbau ist von außen sichtbar belegt durch eine Inschrift über dem südlichen Eingang: Psalm 84, 2., WIE LIEBLICH SEIN DEINE WOHNUNGEN HERR ZEBAOTH. ANNO 1693. |
1694 | Die Kirche erhält eine erste Orgel, (nach A. Esser) gebaut von dem Organisten der Dortmunder Reinoldikirche, Johann Georg Alberti. Die Orgel wurde gestiftet von Wessel Wirich von Bodelschwingh (1655 – 1717) und seiner Frau Alstein Almod Loise Anna Freiin von Ketzgen. Diese erste Orgel wurde 1890 durch eine neue Orgel ersetzt. |
1733 | Erste Kirchhofordnung: „Actum Bodelschwingh, den 31. Januarii … (Esser Bodelschwingher Kirchengeschichte, 3. Auflage, S.13). Danach werden 29 Grabstätten mit ihrer Lage und Bewerbern namentlich genannt. |
1750 | Etwa aus der Mitte des 18. Jahrhunderts soll die Barockkanzel stammen, die wohl von dem Patron Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh (1695 – 1753) und seiner Ehefrau Katharina Sophie Vogt Elspe gestiftet worden ist. Ihr Wappen befindet sich über dem Schalldeckel. Alle Elemente der Kanzel sind mit reichem Schnitzwerk versehen. |
1813 | Der Pfarrer Wilhelm Bäumer liefert einen Entwurf für eine gemeinsame Kirchenordnung der Reformierten und der Lutheraner. |
1817 | Zusammenschluss der Reformierten und Lutherischen Kirchen in Preußen zur evangelischen Kirche altpreußischer Union. |
1822 | Der Pfarrer Bäumer aus Bodelschwingh wird Präses der Gesamtsynode der Grafschaft Mark und tritt für die Wahrung und Durchsetzung der märkisch synodal-presbyterialen Verfassung in der Union und gegenüber der preußischen Regierung (König Friedrich Wilhelm III.) ein. |
1829 | beginnen die Aufzeichnungen im Schatzbuch (festes und bewegliches Inventar der Kirchengemeinde). |
1835 | Nachdem die lutherischen und reformierten Gemeinden in der Union vereinigt sind, wird für alle Gemeinden die Liturgie des Gottesdienstes verbindlich. |
1872 | Ab diesem Jahr war Pastor Friedrich von Bodelschwingh (1831 bis 1910) bis zu seinem Tode Leiter der „von Bodelschwinghschen Anstalten“ in Bethel bei Bielefeld. Ebenfalls in diesem Jahr begann die Gewerkschaft Westhausen mit dem Abteufen von Schacht 1 an der heutigen Bodelschwingher Straße. |
1889 | Die Kirche wird mit einem Zementputz „eingekleidet“. Offensichtlich war der Ruhrsandstein im Lauf der Jahrhunderte schadhaft geworden. Nach heutiger Auffassung hatte das Aussehen sehr darunter gelitten. |
1890 | wird die erste Orgel durch eine neue ersetzt. Sie wird nur 53 Jahre alt. |
1902 | In Folge des Zuzuges von katholischen Bergarbeitern und deren Familien wird in Bodelschwingh im Saal der Gastwirtschaft Thiel nach Jahrhunderten wieder der erste katholische Gottesdienst gefeiert. |
1943 | Im Zweiten Weltkrieg wird die Marienglocke vom Staat enteignet. Sie hatte zusammen mit ihrer kleineren Schwester Anna 437 Jahre die Gemeinde zum Gottesdienst, zu fröhlichen und traurigen Anlässen gerufen. Durch die Wegnahme der Glocke aufgeschreckt, beschließt das Presbyterium das angesparte Vermögen der Gemeinde auszugeben und kauft einen Taufbrunnen von der Holzbildhauerin Edel vom Berge. Die Orgel von 1890 wird durch eine Orgel der Fa. Walcker ersetzt. Sie war schon 1941 unter Verwendung einiger Register aus der alten Orgel fertig gestellt worden. |
1955 | Die Kirche erhält wieder eine zweite Glocke (Maria). Der Innenraum wird vollständig renoviert. |
1968 | Große Kirchenrenovierung mit Entfernung des Zementputzes der Fassade. |
1976 | Erneuerung des Kircheninnenraumes |
1977 | Die Kirchenfenster erhalten jetzt eine Buntverglasung. Entwurf: Glaskünstlerin Hilde Hoffmann-Schulte, Dortmund. |
2007 | geht die Ev. Kirchengemeinde Bodelschwingh in die neu gegründete Noah- Gemeinde auf. |
2012 | Gründung des Förderkreises Evangelische Schloßkirche Bodelschwingh e. V. |
2013 | Renovierung und teilweise Erneuerung des Maßwerks der Fenster des Chores und der daran anschließenden Fenster des Kirchenschiffes, Neufassung und Stabilisierung der Fenster und deren Wiedereinbau. Renovierung des Kragwerkes und Ersatz von zerstörten Steinen. Teilsanierung des Mauerwerks. |
2013 | Das Presbyterium beschließt den Bau eines neuen dritten Gemeindehauses rechts vom Turmeingang auf dem ehemaligen Kirchhof, vor dem Standort des ersten abgetragenen Gemeindehauses. |
2013 | Von der Gemeinde wird der Bauantrag gestellt und damit nach dem nach dem Denkmalschutzgesetz die Denkmalbehörde tätig, um das vermutete Bodendenkmal im Bereich der geplanten Bebauung aufzunehmen und zu sichern. |
2014 | Nach Beendigung der Arbeiten an dem Bodendenkmal (F. Jentgens u. Partner) wurde nach Erteilung der Baugenehmigung unverzüglich mit den Bauarbeiten begonnen und schon am 25. April Richtfest gefeiert. Eröffnet wurde es mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließendem Umtrunk am 25. Oktober. |
![]() April 2014: Am und im Erweiterungsbau neben der Kirche wird Richtfest gefeiert | ![]() Oktober 2014: Feierliche Einweihung und Übergabe des Erweiterungsbaus an die Noah-Gemeinde in Bodelschwingh. |
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Quellen (ohne Seitenangabe)
1. Archäologisch?historischer Spaziergang durch Bodelschwingh, Hrsg.: Arbeitskreis „Archäologie und Denkmalpflege“ im Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark,2014
2. Bodelschwingher Kirchengeschichte, 2. Umgearbeitete Auflage, Adolf Esser, 1956
3. Bodelschwingher Kirchengeschichte, 3. Umgearbeitete Auflage, Adolf Esser, 196