Auf dem Hohe Mark Steig vom Stimbergpark zum Halterner Stausee

Die Wetterprognosen für unseren Wandertag waren vielversprechend: Langanhaltende kräftige Regenschauer mit kurzen Aufheiterungen. Die trafen auch zu. Nur umgekehrt. Lange Aufheiterungen und kurze, nicht zu kräftige Schauer.

Die Wanderinnen und Wanderer des Heimatvereins ließen sich von den schlechten Wetterprognosen nicht abschrecken. Foto © Diethelm Textoris

So hatten die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich von den Prognosen nicht abschrecken ließen, die richtige Entscheidung getroffen. Auch die Anreise war unproblematisch. In weniger als einer Stunde inclusive Umsteigen am Waltroper Rathaus waren wir am Maritimo in Oer-Erkenschwick. Schon nach wenigen hundert Metern hatten wir über den Zugangsweg wieder den Hohe Mark Steig erreicht. Gleich zu Beginn begrüßten uns einige der 19 Holzskulpturen, die der Regionalverband Ruhr Grün am Haard Grenzweg aufgestellt hat.

Gleich zu Beginn begrüßten uns einige der Holzskulpturen am Haard Grenzweg. Foto © Diethelm Textoris

Lustige Personendarstellungen, witzige Motive und auch ein hölzernes Wildschwein fehlten nicht. Da war die nächste Erkenntnis schon unangenehmer. Gerade für unseren Wandertag hatten sich alle Jäger und Treiber von nah und fern, gefühlt mehr als 50, zusammengetan, um Jagd auf Damwild und Rotwild in der gesamten Haard zu machen. Zu unserem Glück standen Wanderer nicht auf ihrer Abschussliste. Die Jäger ließen uns auch bereitwillig passieren und prosteten uns hin und wieder mit ihren Wasserflaschen von den Hochsitzen zu. Was tatsächlich in den Wasserflaschen war, haben sie nicht verraten. Jäger sollen ja Meister der Tarnung sein. Ausdrücklich gesperrte Wegeabschnitte wurden von uns auch folgsam umgangen, so dass wir zum Schluss keine Verluste zu beklagen hatten. Auch Wanderhund Cooper ignorierte diesmal tapfer das Knallen in für ihn hörbarer Entfernung bzw. ließ sich mit einem Leckerli schnell beruhigen

Auf fußfreundlichen Wegen durch die waldreiche Haard
Nach einer knappen Stunde waren wir am Waldgasthaus Mutter Wehner, dem beliebten Ausflugsziel auch für unsere Radfahrgruppe. Zu unserem Glück ist das Haus außerhalb der Sommersaison wochentags erst ab 12 Uhr geöffnet. Sonst wären wir vielleicht noch in die Versuchung gekommen, einzukehren. Wir hätten aber eh nur Schnaps oder Bier getrunken, weil es für Kaffee ja noch viel zu früh war. Die gute Wegmarkierung wies uns mit einigen Schlenkern über fußfreundliche Wege durch die waldreiche Haard.

Eine leckere Spezialität; Bier gebraut aus Brot. Foto © Diethelm Textoris

Die Wege waren relativ eben, ein paar kleinere hügelige Anstiege, dann mal wieder pfadartige engere Abschnitte und viel Natur pur. Ab und zu gab es kurze Begegnungen mit Joggern, Wanderern und Radfahrern, und, wie bereits ausgeführt, immer wieder mit Jägern. Eine Abkürzung von gut einem Kilometer drängte sich uns auf und wurde bereitwillig angenommen. Hach 13 Kilometern hatten wir den 39 Meter hohen Feuerwachturm auf dem Rennberg erreicht, eine weithin sichtbare Landmarke. Die ausreichend vorhandenen Bänke luden zu einer Pause ein. Der Turm selbst, der auch bei diesem diesigen Wetter eine lohnenswerte Aussicht bot, konnte nur die beiden Ältesten, Heinrich und mich, zu einem Aufstieg animieren. Von hier aus war es nicht mehr weit bis nach Flaesheim, das seinen Ursprung dem ehemaligen Prämonstratenserinnen-Stift verdankt. Eine überaus angenehme Überraschung war das Café von Berthold’s Naturbäckerei direkt am Wege. Auch mit schmutzigen Schuhen und nassem Hund waren wir willkommen, wurden burschikos freundlich bedient und ließen uns mit Riesentortenstücken und warmen Getränken verwöhnen. Aber auch die Kaltgetränke waren nicht zu verachten.

Es gab selbstgebrautes Bier aus Brot in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Im Ort besichtigten wir die sehenswerte ehemalige Stiftskirche, die heute als Pfarrkirche dient und den Namen Maria Magdalena trägt. Nach dem Gang durch das Hauptportal gelangten wir in den Chorraum, an dessen Ende der gewaltige Altar aus Sandstein, Marmor und Alabaster steht. Barocke Anklänge waren in Chorgestühl und im Taufstein und Becken zu entdecken. 

Der Gang durch die Westruper Heide als finales Highlight. Foto © Diethelm Textoris

Die Westruper Heide als Highlight zum Schluss
Das Erlebnis „Fähre Maifisch“ war uns nicht gegönnt, weil die Fähre nur bis Oktober in Betrieb ist und an Land geholt wurde. So mussten wir auf das Training für unsere Armmuskulatur verzichten und konnten die andere Seite der Lippe nur über einen Umweg über die profane Straßenbrücke erreichen.

Ein letzter Höhepunkt des Tages war der Gang durch das Naturschutzgebiet Westruper Heide, ein landschaftliches Kleinod, das alles zu bieten hatte, was idealtypisch zu einer Heidelandschaft gehört: Sandige Pfade und eine Heide- und Wacholderlandschaft mit Birken und sanften Hügeln. Die hier oft anzutreffenden Heidschnucken ließen sich allerdings an diesem Tage nicht blicken. Da wir ein gutes Tempo vorgelegt hatten, kamen wir viel früher als geplant am Seehof an, gerade so günstig, dass der Bus in nur 15 Minuten abfuhr. So verzichteten wir diesmal auf eine Einkehr bei Jupp mit Überstimmung einer Minderheit der Gruppe, die sich gern ein Abschlussbier gegönnt hätte. Die Rückfahrt gab uns wieder einen treffenden Eindruck vom augenblicklichen Zustand der Deutschen Bahn. Jeder der uns angezeigten Züge hatte beträchtliche Verspätung, immer aus recht profanen Gründen: Verspätung eines vorausfahrenden Zuges, Warten auf einen nachkommenden, der sich verspätet hatte, Personalausfälle wegen Krankheit. Um es kurz zu machen. Die Rückfahrt, die etwa eine Stunde dauern sollte, dauerte doppelt so lange. Doch von diesen Unbilden ließen wir uns die Freude über den gelungenen Wandertag nicht verderben.

Diethelm Textoris