Es gab interessante Neuigkeiten auf der Bürgerinformationsveranstaltung

Am 24. September fand auf dem Hof Emscher-Auen eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. Eingeladen hatten der Stadtteilverein „Mein Ickern“ und der Heimatverein Mengede. Die Hauptthemen der Veranstaltung waren:

  1. Wie weit ist der Stand des Umbaus der Emscher, wie geht es weiter und wann ist die Emscher abwasserfrei?
  2. Im Rückblick auf das Hochwasser im Juli 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz: Die Hochwasserrückhaltebecken haben ihren Härtetest bestanden. Wieviel Wasser hätten sie noch fassen können und reichen die Hochwasserschutzmaßnahmen für Mengede und Ickern aus?
  3. Wie ist der aktuelle Stand zum Weltkulturerbe-Antrag des Ruhrgebietes und welche Rolle spielt die Emscher?
Zufriedene Veranstalter, Gäste und Berichterstatter: v.l. Prof. Dr. Burkhard Teichgräber (ELG); Rajko Kravanja (Bürgermeister C-R); Marc Frese (Mein Ickern); Hans-Ulrich Peuser (HV Mengede); Axel Kunstmann (Bez. Bürgermeister Mengede)

Referent war Herr Prof. Dr. Burkhard Teichgräber. Er ist Geschäftsbereichsleiter Grundlagen und Entwicklung Emschergenossenschaft/Lippeverband.

Weitere Ansprechpartner waren Rajko Kravanja, Bürgermeister der Stadt Castrop- Rauxel, und Axel Kunstmann, Bezirksbürgermeister Dortmund-Mengede.

Marc Frese, Vorsitzender von „Mein Ickern“ e.V., begrüßte die gut 100 Teilnehmer, die zu dieser Veranstaltung erschienen waren. Die Idee zu einem solchen Treffen habe schon lange bestanden, sei aber durch die aktuelle Entwicklung besonders dringlich geworden.

Nach Grußworten der beiden zuständigen Bürgermeister übernahm Prof. Teichgräber die Gesprächsführung.

400 km Kanäle gebaut und 300 km renaturiert

Das Gesamtobjekt Emscherumbau wurde 1992 gestartet und soll 2022 abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten belaufen sich dann auf mehr als 5 Mrd. Euro, geplant waren 4,4 Mrd. Euro. Die Überschreitung kann aufgrund der zwischenzeitlichen Erweiterungen der Maßnahmen als durchaus moderat angesehen werden. Immerhin wurden mehr als 400 km Kanäle gebaut und über 300 km „Gewässer“ renaturiert. Die Kläranlagen in Dortmund- Deusen, Bottrop und an der Emschermündung sind in Betrieb. Die Arbeiten im Stadtbereich Dortmund sind abgeschlossen, flussabwärts wird es bedeutend schwieriger. Trotzdem wird die Emscher nie eine „Isar“ werden.

Fragen aus dem Plenum zu drei Schwerpunkten

Einmal ging es dann um den rechtlichen Begriff der „Abwässerfreiheit“, ob die nach einem solchen Hochwasser noch gegeben ist und wie mit dem „Problemschlamm“ auf der Emschersohle verfahren wird. Bei einer schnellen Strömung wird der Schlamm weggespült, ansonsten lagern die Altlasten unter einer veränderten Sohle. 

Aktiv an der Diskussion beteiligt: Vertreter des Vereins „Menschen an der Emscher“

Außerdem war die immer noch (individuell) wahrgenommene Geruchsbelästigung ein Thema, obwohl der Abwasserkanal entlüftet und gefiltert wird.

Die Gesamtentwicklung wird zunächst einmal beobachtet und dann in einem Turnus von 6 Jahren beschlossen wo „nachgelegt“ werden muss.

Bei den Fragen der Oberflächengestaltung, der Aufstellung von Bänken (Abfallbehälter) und den fehlenden Parkmöglichkeiten war dann die Politik gefragt. Dabei wurde klargestellt, dass gesonderte Parkmöglichkeiten für das Rückhaltebecken, sehr zum Leidwesen der geplagten Anwohner, nicht geplant sind. Von Mengeder Seite wird sogar ein Durchfahrtverbot der Rittershofer Straße angestrebt. 

Kurz und gut: Das Rückhaltebecken soll so bleiben wie es ist. Ein beliebtes Ziel für Radfahrer und Spaziergänger, aber natürlich auch mit dem PKW erreichbar.

Lt. Prof. Teichgräber darf nicht vergessen werden, dass es sich (bei allem Freizeitnutzen) um eine Betriebsanlage handelt. Auch die Wege, die von der Quelle bis zur Mündung verlaufen, können natürlich als Radwege genutzt werden, sind aber primär Betriebswege der Emschergenossenschaft/Lippeverband.

Regenrückhaltebecken für Jahrhundertregenfälle noch zu klein?

Das nächste Thema, der Hochwasserschutz, hat durch den Starkregen am 14. und 15. Juli und seine Folgen absolute Priorität. Viele Ickerner und Mengeder haben an diesen Tagen sorgenvoll den Wasserstand am Rückhaltebecken beobachtet. Rückblickend kann man sagen, der Härtetest wurde bestanden. Lt. Herrn Teichgräber hätten wir aber riesige Probleme gehabt, wenn bei uns die gleichen Regenmengen wie in Hagen gefallen wären. Es liegt aber auch bei jedem selbst, sich vor Hochwasser zu schützen (Rückschlagklappe). 

Der Hochwasseraktionsplan der Emschergenossenschaft wird laufend aktualisiert. Es sind Überlaufrillen in Planung, damit nicht der gesamte Deich überläuft. So kann gezielt Wasser abgelassen werden, um das gesamte Bauwerk zu entlasten. Die Technik wird ausgebaut, sodass für Emscher und Lippe schon jetzt im Voraus Starkregenkonzepte erstellt werden.

Auch ein Notplan bei Ausfall der Elektrizität (Pumpanlage Oberhausen) ist bereits in Bearbeitung. 

Die Veranstalter freuten sich über die zahlreichen Teilnehmer

„Weltkulturerbeantrag ist Sache der Städte und Gemeinden“

Zum UNESCO Weltkulturerbeantrag besteht zurzeit keine Planung bei der Emschergenossenschaft. Hier sind zuerst die Städte und Gemeinden am Zuge, bei denen sich mancherorts die Begeisterung in Grenzen hält. Auch über das alte Betonbett der Emscher gab und gibt es kontroverse Diskussionen.

Nach gut 2 Stunden endete diese wirklich informative Veranstaltung. Hans Ulrich Peuser, Vorsitzender des Heimatvereins Mengede e.V. bedankte sich für die lebhafte Diskussion. Er verwies auf den am 3.10. 2021 geplanten Schnadegang, der um 11:30 Uhr vom Hof Menken über den Hof Emscher-Auen zum Heimathaus nach Mengede führt. Hier vor Ort ist eine Pause mit einem „Grenz-Streitgespräch“ um den Hof geplant. Des Weiteren endet am 8.10.  die Wanderung „Nordwärts“ ebenfalls am Mengeder Heimathaus, Wlliburgstr. 27.

Bei Bratwurst und div. Kaltgetränken klang dann diese gemeinsame Veranstaltung von „Mein Ickern“ und dem Heimatverein Mengede aus. Wir hoffen das war nicht zum letzten Mal.

Text und Fotos: Franz-Josef Fedrau