Merkmale des Denkmals

Auf dem Jüdischen Friedhof in Mengede stehen noch 22 Grab- und ein Gedenkstein. Der Gedenkstein erinnert an die Überführung der Gebeine vom ehemaligen jüdischen Friedhof in Nette. Der Beginn der Belegung des Friedhofes ist bislang nicht bekannt. Der älteste Grab-stein von Amalie Rosenberg stammt aus dem Jahre 1911.

Jüdische Friedhöfe lassen vielfach den überaus gepflegten, fast parkartigen Eindruck christli-cher Begräbnisstätten vermissen. Bodendecker überwachsen die Gräber, Grabsteine werden selten restauriert und lassen absichtlich den Gang der Zeit erkennen. Unbeaufsichtigt und ungepflegt sind jüdische Friedhöfe keineswegs, sondern Zeichen der besonderen jüdischen Friedhofskultur, die den Friedhofskult als ein „Haus des Lebens“ begreifen.

Angehörige kümmern sich um die Begräbnisstätten, ebenso die wieder gewachsenen jüdi-schen Gemeinden. Zudem hat sich die Bundesrepublik Deutschland 1957 zu ihrer Verantwor-tung für die Instandhaltung der Gesamtanlagen verpflichtet. Um die 97 jüdischen Friedhöfe in Nord- und Osthessen kümmert sich das Regierungspräsidium Kassel. In der Zeit des Natio-nalsozialismus zwischen 1933 und 1945 wurden die jüdischen Gemeinden, die es in Deutsch-land zahlreich gab, auf brutale Weise vernichtet, Millionen von Juden aus Deutschland und ganz Europa in den Arbeits- und Vernichtungslagern ermordet. Die Nationalsozialisten zerstörten die Synagogen – und wo sie dies nicht restlos zustande brachten, vollendeten die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg dieses Werk. Die vielfach verwüsteten jüdischen Friedhöfe blieben bestehen, wurden aber nicht mehr gepflegt, da die wenigen überlebenden und nach Deutschland zurückkehrenden Juden dies nicht leisten konnten. Später übernahm deshalb der Staat die Verpflichtung der Pflege – nicht zuletzt aus moralischer Verantwortung.

Für die Pflege der jüdischen Friedhöfe ist eine Kenntnis der rituellen Vorschriften der jüdi-schen Religion wichtig, denn die jüdischen Vorstellungen von Grabstätten weichen erheblich von christlichen ab. So stellen zum Beispiel Kränze und Blumengebinde auf christlichen Friedhöfen Zeichen der Verbundenheit mit den Verstorbenen dar. Auf jüdischen Friedhöfen bilden sie hingegen die Ausnahme.
Zum Begräbnis- und Totenkult der Juden sowie zu deren Auferstehungsvorstellungen ist folgendes anzumerken: Der Prophet Hesekiel beschreibt in einer Vision anschaulich die Auferstehung der Menschen am Ende der Tage. Deshalb gibt es auf jüdischen Friedhöfen ewiges Ruherecht. Daraus resultiert auch, dass der Mensch in seiner Ganzheit begraben wird. Auf Ruhe, Leben und Auferstehung weisen auch die Grabinschriften hin. Die Texte werden durch die hebräischen Abkürzungen „Hier ruht“ oder „Hier ist verborgen“ eingeleitet und durch den Segensspruch als Schlusssatz „Seine/Ihre Seele möge eingebunden sein in den Bund des Lebens“ beendet. Teilweise geben die Inschriften auf den Grabsteinen Hinweise auf Ewigkeit, ewiges Leben und den „Guten Ort“ (jiddisch). Dazu einige Beispiele: „Hier ruht und ist verborgen einer der Aufbewahrten, bis sie zum Leben auferweckt werden. Er wurde abberufen in das himmlische Lehrhaus, und der Schöpfer brachte ihn hinauf. Durch ihre Handlun-gen und Lieblichkeit möge sie im Garten Eden und im Tempel des Herrn im Licht der Leben-den weilen. Er wird aufwachen aus seinem Schlaf zum ewigen Leben im Gericht der Gottes-fürchtigen und Vollkommenen.“
Für die Lebenden gilt das Begräbnis, zuvor die rituelle Waschung und Einkleidung des Toten und ebenso das Trauergeleit, als religiöse Pflicht; unbestattet zu lassen, gilt als schweres Vergehen. Leben, Tod, Ruhe und ewiges Leben sowie Gedenken, Erinnern und Bewahren sind im Judentum eng miteinander verknüpft. Jüdische Friedhöfe in Deutschland sind vielfach die einzigen „Lebenszeichen“ einstiger jüdischer Gemeinden. Neben dem ewigen Ruherecht gelten für die Toten und die Totenbestattung weitere Grundsätze:
Ehepartner, Mann und Frau, werden nach Möglichkeit nebeneinander bestattet, ansonsten gilt die Reihenfolge nach den Sterbedaten. Oft ist Brauch, dass Kinder und Alleinstehende eine gesonderte Reihung haben. Gräber sind mit der Kopflage so ausgerichtet, dass bei der Auferstehung das Angesicht gen Jerusalem schaut. Die Einbettung geschieht in einem einfa-chen Holzsarg, denn im Tode sind alle gleich.
Noch in Anwesenheit der Trauergemeinde, bevor das „Kaddisch“ gebetet wird, schaufeln die männlichen Angehörigen und Freunde oder die Beerdigungsbruderschaft das Grab zu. Man verlässt also nicht die noch offene Grabstelle.
Auch die Steine werden zumeist in gleicher Größe zum Gedächtnis gesetzt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es auch Familiengrabstätten und aufwendigere Grabmale. Nach einer Beerdigung ist es den nächsten Angehörigen während der siebentägigen stren-gen Trauerzeit nicht gestattet, die Grabstelle aufzusuchen. 
Wer ein Grab besucht, hinterlässt als Zeichen ein Steinchen; so wird der Verstorbene geehrt und nicht vergessen.

Eine Grabbepflanzung findet man auf jüdischen Friedhöfen allgemein nicht. Man lässt Efeu oder Bodendecker auf den Gräbern wachsen oder bestreut diese mit Kies.
Mit der Vielgestaltigkeit der Grabmäler in neuerer Zeit veränderte sich auch die Grabstein-symbolik. Waren zuvor nur Priesterhände, Levitenkanne, Schofar oder Beschneidungswerk-zeuge abgebildet, so sind es in der Gegenwart vielfach der Davidstern oder Namenssymbole wie Löwe und Hirsch oder auch nichtjüdische Symbole wie Malerpalette und Äskulapstab. Doch auch Grabsteinformen, -materialien und -inschriften weisen in zunehmendem Maße auf Säkularisierungstendenzen hin.

Der Jüdische Friedhof ist bedeutend für die Geschichte des Menschen in Dortmund, speziell für die Geschichte der Juden in Westfalen. Jüdische Friedhöfe sind wichtige und oft letzte Zeugnisse jüdischer Gemeinden in einer Stadt. Die jüdischen Gemeinden wurden im Ras-senwahn der Nationalsozialisten nahezu ausgerottet. Das Andenken an die jüdischen Mit-bewohner zu wahren, ist eine Verpflichtung für das deutsche Volk. Für die Erhaltung und Nutzung sprechen wissenschaftliche, hier religionsgeschichtliche und volkskundliche Gründe. Die Bestattungsriten des jüdischen Volkes dokumentieren sich eindrucksvoll auf den Fried-höfen, wobei sich die Riten anschaulich von denen der Christen unterscheiden.

Geschichte
Der jüdische Friedhof in der Mengeder Heide

Die ersten Mitbürger jüdischen Glaubens wurden in Mengede 1811 nachgewiesen. Im Jahre 1900 zählte die jüdische Gemeinde 56 Personen in Mengede, 6 Personen in Bodelschwinghund eine in Deusen. Vorsteher der Gemeinde war der Kaufmann Levi Baum, sie gehörten zur Synagogengemeinde Castrop. Bestrebungen sich zu verselbständigen, ließen sich letztlich nicht realisieren, sie weigerten sich allerdings erfolgreich, am Sabbat den weiten Weg zur Castroper Synagoge zu gehen und richteten sich in der ersten Etage des Hauses von Friedrich Hagemann, Siegenstraße 8, eine Betstube ein.
Mit Kaufvertrag vom 15. Dezember 1845 erwarb die Gemeinde in Nette ein Grundstück – heute Teil eines Biotops an der Sportplatzanlage Nette -, wo mit Genehmigung der Königlichen Regierung vom 9. Juli 1846 ein Begräbnisplatz eingerichtet wurde. Dieser Friedhof wurde im Jahre 1959 im Zuge des Straßenbaus eingeebnet.Die Gebeine der dort Ruhenden wurden exhumiertund in der Mengeder Heide wieder bestattet.
Die jüdische Gemeinde erwarb mit Kaufvertrag vom 14. Dezember 1885 ein weiteres Grundstück in der Mengeder Heide vom Landwirt Georg Schween, genannt Schulte Roedding. Die Genehmigung zur Anlage des Friedhofes wurde von der königlichen Regierung Arnsberg am 9. Juli 1886 erteilt. Seither hat die jüdische Gemeinde ihre Verstorbenen in der Heide beigesetzt. Die letzte Beisetzung erfolgte 1952.
Heute befinden sich auf dem Friedhof insgesamt 23 Grabstätten mit Grabsteinen, davon sieben alte Grabstätten aus der Umbettung von Nette. Der regelmäßig gepflegte Friedhof ist von einer Buchenhecke und Zaun eingefriedigt und ist trotz seiner Lage im Kreuzungsbereich Siegen-/Groppenbrucher Straße ein Ort der Ruhe und Stille.
Die jüdische Gemeinde in Mengede – früher: Israelitische Wohltätigkeitsverein Mengede – besteht heute nicht mehr. Der Friedhof in der Mengeder Heide ist das letzte Zeugnis einer Zeit, als jüdische Mitbürger sich aktiv in das Gemeindeleben einbrachten und als geschätzte Nachbarn hohe Achtung verdienten. Heute steht die Fläche im Eigentum des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Westfalen – Lippe, der auch die Pflege des in einem guten Zustand befindlichen Grundstückes organisiert.