Nr. 60 

Oktober 2022

21. Jahrgang

Liebe Heimatfreundinnen,  liebe Heimatfreunde,

Es macht uns schon ein wenig stolz, Ihnen heute das 60. Heimatblatt seit seiner Entstehung im Jahr 2004 präsentieren zu können! Und das in einem Jahr 2022, das von ganz vielen Höhepunkten gekennzeichnet ist: der Heimatverein Mengede feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen seit seiner Gründung im Jahr 2002. Dank der Finanzmittel vom Land NRW konnten wir unser schönes Domizil deutlich aufwerten (Bierkeller, Treppenhaus, Räucherkammer, Gesindezimmer); diese Maßnahmen sind mittlerweile abgeschlossen und bestens vorzeigbar! Auch ist es uns gelungen, nach vielen Jahren der Pacht unser Heimathaus zu erwerben, damit hat der Verein auf Dauer nun auch sein festes Zuhause! Und zum Schluss ist eine Festschrift anlässlich des 20-jährigen Bestehens unseres Vereins in Arbeit, die aller Voraussicht nach zum Ende Oktober fertiggestellt ist und an unsere Mitglieder herausgegeben werden kann.

Ich freue mich über so viele Aktivitäten und Erfolge unseres Heimatvereins Mengede und wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser neuen Lektüre!

Bleiben Sie gesund!

Glück Auf!

Ihr 

Hans-Ulrich Peuser 
1. Vorsitzender

Heimatpreis der Stadt Dortmund

Heimatverein Mengede belegt einen hervorragenden zweiten Platz
Preisverleihung in der historischen Hörder Burg.

Am 2. September 2022 fand in der Hörder Burg die Preisverleihung des diesjährigen Heimatpreises „was für eine Heimat“ statt. Dieser Preis wurde bereits zum dritten Mal für lokale Initiativen und Projekte, die „auf herausragende Art unsere Heimat gestalten und bewahren“, vergeben. Insgesamt gab es 18 Bewerbungen, aus denen im Mai eine Jury drei herausragende Projekte ausgewählt hat.

Zur Ermittlung einer Rangfolge konnten die Dortmunder Einwohner bis zum 30.Mai per Internet (aber auch analog) abstimmen. Über 1.200 Stimmen wurden abgegeben und das (noch geheime) Ergebnis wurde bei der Preisverleihung mitgeteilt. Musikalisch be- gleitet wurde die Veranstaltung von der Bergkapelle Radbod, die mit dem Steigerlied den Abend eröffnete.

Frau Andrea Allendorf von der Koordinierungsstelle Heimat begrüßte die fast 100 Gäste und freute sich, dass nach dem vergangenen Jahr wieder eine Präsentveranstaltung stattfinden konnte. Sie bedankte sich bei der Sparkasse für die Ueberlassung der Räumlichkeiten.

Robert Lindig, Vorstand der Sparkassen- akademie, begrüßte ebenfalls die Anwesenden. Er ging auf den Begriff „Heimat“ ein, der manchmal auch negativ besetzt ist. Er lobte die Teilnehmer, die mit ihren Aktivitäten dafür Sorge trugen, dass Dortmund lebens- und liebenswert bleibt.

In Abwesenheit des verhinderten Ober- bürgermeisters Thomas Westphal begrüßte Planungsdezernent Ludger Wilde die Gäste. Er hob die Bedeutung der Hörder Burg hervor.

Frau Susanne Linnebach, Amtsleiterin des Amtes für Stadterneuerung, erklärte noch einmal die Modalitäten. Sie lobte die vielfältigen, individuellen Bewerbungen. Der Heimatpreis ist so einer großer Erfolg, dass die Stadt Dortmund dieses Event auch künftig durchführen wird. Der Sieger des diesjährigen Heimatpreises hat sich für die Teilnahme am Landeswettbewerb NRW qualifiziert und wird dort teilnehmen.

Dann wurde es spannend! Frau Andrea Allendorf verkündigte die Preisträger.
Der dritte Preis ging mit gut 20% der Stimmen an den Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. mit dem Projekt: „Jüdische Identität, jüdisches Leben und jüdische Friedhöfe in Dortmund“

Laudator Dr. Mathias Austermann (Stadt- heimatpfleger) lobte die Dokumentation „Was war – Was ist“ von Projektleiter Klaus Winter, der damit die Internetseite „Jüdisches Leben in Dortmund“ Tag für Tag mit neuem Leben füllt. Gemeinsam mit Ludger Wilde überreichte er den Preis an den Vorsitzenden Adolf Miksch und Klaus Winter.

Der zweite Preis ging dann mit 32% an unseren Heimatverein Mengede mit dem Projekt: „Aufwertung des Heimathauses“. Laudator Ludger Wilde verwies auf die Geschichte des Heimatvereins, auf die vielen Mitglieder und die vielen unterschiedlichen

Aktivitäten (Stammtische, Wander- und Fahrradtouren, Ausstellungen, Führungen usw.) Auch die QR- Code Aktion, das Sonderpostamt mit der Mengeder Briefmarke, die Bierdeckelaktion, den Jahreskalender und die Kunstaktionen im öffentlichen Raum hob er hervor. Dazu kommen noch die regelmäßige Herausgabe eines Heimatblattes sowie der hervorragende Onlineauftritt.

Das alles wurde aber getoppt von der Aktion „Aufwertung des Heimathauses“. Hier ist es gelungen, mit Landesmitteln eines der ältesten Mengeder Häuser „zurückzubauen“. Der Bierkeller, das Treppenhaus, die Gesindestube und die Räucherkammer erstrahlen wieder „in altem Glanz“. Mit dem Heimathaus, mittlerweile Eigentum des Heimatvereins Mengede, hat dieser nun ein dauerhaftes Zuhause.

Den Preis nahmen Jürgen Karlshaus und Hans-Ulrich Peuser entgegen. Auf eventuelle neue Projekte angesprochen antwortete dieser: „Wir haben schon wieder etwas Großes in Planung“. Wenn alles klappt, soll vor dem Heimathaus ein Backhaus (wie im Münsterland) entstehen. Wir haben im Vorstand einen „alten“ Bäckermeister, der das Wissen, aber auch noch die notwendige „Hardware“ hat.

Den ersten Platz mit 48% der Stimmen bekam das „forum – JUGEND e.V. mit dem Projekt „Heimat: Gestern und Morgen – Eine Momentaufnahmeeiner diversen Generation. Die Laudatorin Martina Skenda verwies auf die aktuelle Fotoausstellung des Forums, über die der WDR berichtet hat und die demnächst im Landtag zu sehen ist. Entscheidend sei nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill. Hier wird allen die Möglichkeit sozialer Bindungen geboten. Sie verwies auf den Internetauftritt und bedankte sich bei allen.

Bei der Preisverleihung wurde auch ein Film erwähnt, der derzeit entsteht. Einer der Akteure war auch im Publikum. Das Preisgeld kommt für dieses Projekt gerade recht.

Frau Andrea Allendorf lud zu einer Fotosession aller Preisträger. Sie verwies auf die Internetseiten der Preisträger, verlas die

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Teilnehmer, die für diesen Abend zugesagt hatten und die Bergkapelle Radbod beendete den offiziellen Teil des Abends.
Bei Currywurst, Salzkuchen mit Mett und Käse, aber auch Kaltgetränken fand die Veranstaltung einen ruhigen Ausklang.

Franz-Josef Fedrau

Traditioneller Schnadegang am Tag der Deutschen Einheit

Hans-Ulrich Peuser begrüßte die Mitglieder und Freunde unseres Heimatvereins und startete um 10:30 Uhr den diesjährigen Schnadegang am Heimathaus am Widum. Nach dem verregneten Vorjahr war der Wettergott in diesem Jahr auf der Seite unserer Heimatfreunde. Es war trocken, nicht zu warm und die Sonne war immer wieder zu sehen. So machten sich mehr als 50 Teilnehmer auf den Weg.

Rund 60 Schnadegänger starteten am Heimathaus

Vorbei am Bodendenkmal „Haus Mengede“ wanderten wir in den Volksgarten. Am Herrentheyer Bach entlang (früher bekannt als Salzbach) ging es zum Dortmund-Ems- Kanal und über die Kanalbrücke an der Königsheide zur Einmündung des Brockenscheider Weges. Weiter über den „Grünen Weg“ erreichten wir an der Achenbachstraße unser erstes Ziel.

Hier, am „Dreiländereck“ der Kreise Recklinghausen und Unna sowie der Stadt Dortmund fand das diesjährige „Streitgespräch“ statt. Zu den Mengedern stießen hier noch gut zwanzig Heimatfreunde aus Waltrop, Lünen und Brambauer, um in einem Streitgespräch die „anstehenden“ Grenzprobleme zu erörtern.

Die Sonne begleitete uns beim Gang durch die Feldflur

Die Vorsitzenden der Heimatvereine Waltrop und Mengede Norbert Frey und Hans-Ulrich Peuser, Horst Störmer aus Lünen sowie Martin Fleischmann aus Brambauer stritten um Grenzverläufe und Zugehörigkeiten. Jeder konnte viele Argumente für die gewünschten Veränderungen vorbringen. Es ging zurück in der Geschichte bis zu ersten Erwähnung der Ortsnamen, die jeweiligen Einwohnerzahlen wurden ins Gespräch gebracht, die Gebietsgröße, sogar Telefonvorwahlnummern mussten herhalten. Nach einem ausgiebigen Streitgespräch beschloss man in der Schlichtung, dass alles so bleibt wie es ist.

Weiter ging es zum Hof Kamp- mann (im Foto: Bernhard Kampmann mit H.-U. Peuser). Hier wurde die von allen verdiente Mittags- pause gehalten.

Mit leckeren Nackensteaks, Bratwürsten vom Grill, Brötchen, Kaffee, Kuchen und erfrischenden Kaltgetränken ließen wir es uns gut gehen. Obwohl mit mittlerweile gut 60 Besuchern viel

mehr Teilnehmer als erwartet „aufliefen“, war die Bewirtung hervorragend. Es gab keine Wartezeiten.

Da Sitzgelegenheiten fehlten, wurden vom Hausherrn mit dem Traktor Strohballen auf den Hof gekarrt, die dieses Problem lösten. Unsere Gastgeber hatten wirklich alles hervorragend im Griff! An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an die Familie Kampmann!
Gestärkt machten wir uns dann um 14:30 Uhr auf den Rückweg. Über den Grünen Weg, den Dortmund-Ems-Kanal, die Groppenbrucher-, Stoffer- und Waltroper Straße erreichten wir nach rund 14 km unser Heimathaus.

Obwohl viele Heimatfreunde unterwegs den Heimweg angetreten hatten, fand dieser schöne Tag mit dem harten Kern der Heimatfreunde aus Waltrop, Lünen und Brambauer, die den Schnadegang mit uns beendeten, einen gemütlichen Ausklang. Es gab noch eine Menge Gesprächsthemen. Auch über den anstehenden Martinsmarkt am 13.11. ab 17 Uhr wurde schon geredet.

Resümee: Wir hatten mal wieder Glück und eine richtig schöne, gemeinsame Veranstaltung! 

Franz-Josef Fedrau

Mengeder Kneipen- und Disco- Geschichten (2)

Das Heideröschen in der Mengeder Heide

Im Bezirk Mengede gab es in früheren Zeiten eine lebendige Disco- und Kneipenszene. Vier Diskotheken und etwa 40 Gaststätten, Pubs oder Kneipen. Mehrere davon verfügten über große Säle als Tanzlokale, in denen an den Wochenenden und zu besonderen Anlässen Live-Bands zu hören waren. Eine dieser legendären Gaststätten war das „Heideröschen“ an der Siegenstraße/Rittershofer Straße, mit dem gerade für die älteren Mengeder noch jede Menge Erinnerungen verbunden sind.

Das Heideröschen in den 70-er Jahren.

Schauen wir zurück in das Jahr 1910. Damals war die Mengeder Heide noch eine echte Heide mit viel Wald entlang der kaum bebauten heutigen Siegenstraße. In diesem Jahr wurde der stattliche Bau errichtet, mit mehreren Gesellschaftszimmern, Restaurationsbetrieb und Fremdenzimmern für durchreisende Handwerker, Kaufleute und sonstige Besucher. 

Der erste Wirt, Konrad Jörissen sen., leitete als früherer Maurerpolier die Bauarbeiten selbst. Im Jahre 1925 wurde der Saal angebaut, eine Seitentür führte in die Kegelbahn, die bis in die 50-er Jahre noch von den sogenannten Kegeljungen bedient wurde. In Tresennähe gab es bis in die 60-er Jahre eine der wenigen öffentlichen Telefonzellen. Telefonische Privatanschlüsse gab es kaum, wer im Bereich der Siegenstraße wohnte, konnte noch in der Gärtnerei Emil Schrinner, im Café von Theo Tigges, im Lebensmittelladen von Erich Lüke oder in der Bäckerei von Konrad Bartscher telefonieren.

Einem Erweiterungsbau (1925) musste die herrliche Gartenanlage weichen

 Der Tanzsaal als Kontaktschmiede

Kommen wir zu den Tanzveranstaltungen an den Wochenenden. Da war bis in die 60-er Jahre, als dann langsam die Diskotheken den traditionellen Tanzsälen die Besucher wegnahmen, der Saal des Heideröschens meistens gerappelt voll. Viele spätere Ehepaare knüpften dort die ersten Kontakte, als Man oder Frau nach ein paar Bierchen oder gemeinsamen Tänzen den Mut hatte, den sonst nur aus der Ferne verehrten Nachbarn und oder die Nachbarin anzusprechen. Die Kontakte ließen sich dann auf dem Heimweg schnell vertiefen, weil die Siegenstraße früher keine Straßenbeleuchtung hatte. Dass im Saal immer alles ordentlich und gesittet vor sich ging, dafür sorgte die Ordnungsbehörde, die die strikte Einhaltung der Polizeistunde kontrollierte oder die sogenannte „Sitte“, die Minderjährige nach Hause schickte. Meine Mutter erzählte, dass sie mit Anfang 20 einmal kontrolliert wurde. Sie war verheiratet, mein Vater in Kriegsgefangenschaft und ich längst geboren. Trotzdem musste sie den Saal verlassen, weil sie keine Ausweispapiere dabeihatte und noch zu jung aussah. Besonders große Feiern waren die Karnevalsfeiern am Rosenmontag, immer ein Zeichen des guten nachbarschaftlichen Verhältnisses in der Mengeder Heide. Da zogen nämlich morgens verkleidete Frauen und auch Männer von Tür zu Tür, brachten den Nachbarn ein Ständchen und bekamen dafür Lebensmittel wie Eier und Würste. Die wurden dann abends in der Küche des Restaurants zubereitet und kostenlos an die hungrigen Gäste verteilt. Zu besonderen Feiertagen wie Himmelfahrt/Vatertag gab es Frühkonzerte im Biergarten neben dem Tanzsaal.

Eine wahre Institution waren die Wirtsleute der zweiten Generation, Konrad Jörissen jun. und seine Frau Agnes. Konrad trug nicht nur den Vornamen seines Vaters, er musste auch in dessen Fußstapfen treten, ruhender Pol hinter dem Tresen sein und auch mal einspringen, wenn zum Skatspielen der dritte Mann fehlte. Agnes war eine von drei Schwestern, die sich allesamt vorgenommen hatten, einen Wirt zu heiraten, Die zweite heiratete Alois Bramsel aus Waltrop und die dritte Josef Wiegand vom „Krug zum grünen Kranze.“ Agnes als Wirtin des Heideröschens bekam von Guste Reismann, warum auch immer, den Namen „Piserinka“ verpasst. Ein Name, mit dem sie zwar nicht angeredet wurde, der aber immer benutzt wurde, wenn man von ihr sprach. Ohne sie war Konrad hilflos: „Agnes, geh‘ mal eben dazwischen, da drüben gibt es gleich eine Schlägerei.“ Agnes ging dazwischen, schlichtete und verletzte sich einmal im Eifer des Gefechtes an zersplitternden Biergläsern. Zurück blieben eine verkrüppelte Hand und steife Finger. 

Gastraum mit Saaleingang

 

Als die Wirtsleute sich in den Ruhestand zurückziehen wollten, versuchten sie mehrmals, das Heideröschen zu verpachten. Meistens erfolglos, weil die Pächter nach kurzer Zeit wieder absprangen. 

Die Zeit der Tanzkapellen war vorbei und es war schwer, den Saal zu füllen. Ein Pächter versuchte, aus dem Tanzsaal eine Disko zu machen, was aber nicht lange funktionierte. Hinter dem Tresen fehlten so Urgesteine wie Konrad und Agnes. Heinrich Westermann feierte 1968 in einer der Pächterzeiten dort seine Verlobung mit seiner späteren Frau Waltraud. „Richtig gemütlich wurde es aber erst, als Konrad und Agnes, die über dem Schankraum wohnten, uns nach oben zu einer Flasche Sekt einluden.“ 

Siggi Buschmann, ein echtes Original

Eine Seele bekam das Heideröschen erst wieder, als Siggi Buschmann, der frühere Pächter des Mengeder Volksgartens und spätere Wirt der Gildenstube die Gaststätte mit seiner Frau übernahm. Regelmäßige Tanzveranstaltungen gab es nicht mehr, der Saal konnte aber für Feiern und sonstige Anlässe gemietet werden. Die Heider Spielgruppe nutzte ihn als Probenraum, Vereine ihn oder eines der Gesellschaftszimmer als Versammlungsraum. Siggi Buschmann war auch für seine ausgefallenen Ideen bekannt. Wahrscheinlich aufgrund einer Tresenwette marschierte er einmal mitten im Hochsommer in voller Skiausrüstung zur 3 km entfernten Lohburg und bestellte dort einen Glühwein. Als die Stimmungswogen im Schankraum und am Tresen hochschlugen, bat er um Ruhe: „Ihr seid so nette Gäste, ich lade euch alle ein…“ Als der Jubel verstummte, fügte er hinzu: „…eines Tages zu meiner Beerdigung.“ Wenn er müde war, zog er sich zurück und überließ den Gästen den Schankbetrieb. An jedem Tag zog er Resümee in seinem Kalender. Dafür hatte er drei verschiedene Zeichen, die seinen abendlichen Zustand beschrieben: angetrunken, normal besoffen, stinkbesoffen. 

Es gäbe noch viele Anekdoten zu berichten und manch eine(r) wird mit dem Heideröschen seine persönlichen Erinnerungen verbinden. Doch die alten Zeiten sind vorbei. Die Erben konnten die Gaststätte nicht weiter betreiben, Wohnungen im Haus wurden als Eigentumswohnungen verkauft. Eine solche erwarb 1989 der Gynäkologe Dr. Bernd Friedel. Nach und nach erwarb er dann später das ganze Haus. In der Wohnung im Erdgeschoss ist noch der alte Tresen wie ein Denkmal an vergangene Zeiten erhalten. In diesem Jahr musste aus Sicherheitsgründen der Tanzsaal abgerissen werden. Mancher Mengeder wird sicher wehmütig geworden sein, als zwei Tage lang die Bagger ein Stück Kneipengeschichte dem Erdboden gleich machten. Inzwischen ragen nur noch die hinteren Wände ruinenhaft in die Höhe, die ehemalige Tür zur Kegelbahn führt in Leere…

Diethelm Textoris 

Straßen erhalten ihre Namen

Das Amt Mengede wünschte sich ab Frühjahr 1892 eine Bezeichnung der Straßen und eine neue Nummerierung der Häuser. Auf viel Gegenliebe stieß die Aktion allerdings nicht, denn die Gemeinde Westerfilde schrieb z.B. am 01.04.1892:

„Eine Straßenbezeichnung hält die Gemeinde-Vertretung nicht für nothwendig, da selbige für den jetzt noch kleinen Ort unzweckmäßig erscheint.“

Deusen, Nette, Schwieringhausen, Ickern, Bodelschwingh, Oestrich, Deininghausen, Dingen, Ellinghausen und Brüninghausen schlossen sich in dieser zeitlichen Reihenfolge der Meinung an (ist verfrüht, kein Bedürfnis oder aber einfach: abgelehnt) und nur Mengede stellte eine Beratung und Regelung in einer späteren Versammlung in Aussicht.

Lange dauerte die ablehnende Haltung aber nicht, denn am 21.07.1892 beschloss Mengede die Benennung der Straßen und Vergabe der Hausnummern. Die Kosten der Beschilderung gingen zu Lasten der Gemeinde.

Frühere Bezeichnungen wie Lehmbrink, Pepperlakenstraße u. a. erloschen und neue entstanden, von denen sich Wiedenhof, Waltroper Straße und Rittershofer Straße bis in unsere Zeit erhalten haben. Autoren Menge- der Geschichte haben sich auch mit den Straßennamen auseinandergesetzt und u.a. die Schreibweise „Roonheide“ kritisiert. Mit Recht, denn nach dem Willen der Gemeinde- vertreter hieß der Straßenzug bei seiner Erstbenennung 1892 „Auf der Ronnheide“, getreu nach der Gewannenbezeichnung. Doch die Kritik half nicht und man könnte meinen, dass der Straßenzug nach „Generalfeldmarschall Graf Albrecht von Roon“ und nicht nach der Qualität des dort vorhandenen früheren Bodens benannt worden war.

Am 22.07.1892 wurde das Eisenhüttenwerk Thale am Harz mit der Fertigung von Straßen- und Hausnummernschilder beauftragt, aber bald hatte sich auch die Fa. Albert Drucks mit der Herstellung vertraut gemacht und wurde fortan Lieferant der Schilder. Ortstafeln wurden auch gefertigt und diese stellte das Unternehmen Adam Nickel für die Gemeinde auf.

Zunächst hatten es die Gemeinden mit einer Beschilderung nicht eilig. Das wurde allerdings bald anders. Bereits am 12.08.1892 wurde öffentlich bekannt gemacht, dass die Schilder binnen acht Tagen anzubringen seien. Der Aufforderung wurde nicht überall Folge geleistet und so erging eine „Verfügung zur polizeilichen Aufforderung in Zwangsverfahren zur Anbringung der Schilder“ im Anschluss an die behördliche Verpflichtung zur Ausschilderung.

Die Eingemeindung 1928 machte dann eine Überprüfung aller Bezeichnungen notwendig, denn fast jeder Ort hatte seine Bahnhof-, Hohe-, Langestraße usw. und daher waren die Verantwortlichen gezwungen, neue Bezeichnungen auch im Interesse des Verkehrs zu vergeben. Eine „Straßenumbenennungskommission“ wurde gebildet und neben den Mengeder Vertretern Borgmann, D. Mühl- mann und W. Teilken wurde diese Arbeitsgruppe u.a. auch mit Frau von Winterfeld, der langjährigen Leiterin des Dortmunder Stadtarchivs und dem Architekten Kunze vom städt. Bauamt ergänzt.

In erster Linie hat man versucht, die Ortsgeschichte zu berücksichtigen. Neben den über- lieferten Flurbezeichnungen kamen Komponisten, Vogelarten und die altgermanischen Götter bei der Neubenennung zu Ehren.

Nach der Eingemeindung wurden die neuen Straßenschilder provisorisch aus Holz angebracht, die im Herbst 1929 durch neue Schilder aus Emaille ersetzt wurden.

Franz-Heinrich Veuhoff

Meine Nacht in der Röhren-Suite

Die drei Schlafröhren von „dasparkhotel“ befinden sich auf dem Hof Emscher Auen an den Hochwasser-Rückhaltebecken zwischen Dortmund (Mengede) und Castrop-Rauxel (Ickern). Sie sind Teil des Emscher- Kunstweges und wurden zusammen mit der benachbarten Vogelwarte Mitte Mai 2022 eröffnet.

Unser Vereinsmitglied Ralf Obernier (Bericht und Fotos) hat die etwas ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit einmal ausprobiert und seine Erfahrungen in einem Erlebnisbericht festgehalten:

Alle Fahrradfans, die sonst zum Übernachten hierherkommen, haben sicherlich eine weitere Anfahrt als ich mit meinen gerade mal 2 Kilometern. Aber obwohl ich nur einen Steinwurf entfernt von meinem Röhrenhotel- Zimmer wohne, möchte ich mir das Abenteuer dieser naturnahen Schlafmöglichkeit nicht entgehen lassen – auch weil ich es dem Künstler und Vater des Hotels, Andreas Strauss, den ich bei den Aufbauarbeiten persönlich kennengelernt hatte, versprochen habe.

Jetzt stehe ich also vor meiner Kanalröhren- Suite und gebe den Code ein, der mir nach meiner Anmeldung direkt zugeschickt wurde. Es funktioniert – und die Tür zu meinem Schlafgemach öffnet sich. Auf dem Kopfkissen liegt kein obligatorisches Schokoladentäfelchen und ein zum Schwan gefaltetes Handtuch ist auch nicht zu finden, das wäre wohl auch etwas zu viel verlangt bei einem Übernachtungspreis von 20 Euro. Sonst ist aber alles vorhanden, was man für eine angenehme Nachtruhe benötigt. Das frisch bezogene Doppelbett ist mit einer Euroform-Matratze und einem ergonomisch optimierten Betteinsatz ausgestattet. Der Stauraum unter und neben der Liegefläche bietet ausreichend Platz für allerlei Reiseutensilien. Neben einem Stromanschluss (220 Volt) ist auch eine kleine Nachttischlampe vorhanden.

Nachdem ich die Rückhaltebecken einige Male mit dem Fahrrad umrundet habe, ist Duschen angesagt. Also mache ich mich mit Handtuch und Waschzeug (sind mitzubringen) auf zu dem in 50 Metern Entfernung stehenden Badmobil. Auf einer Fläche von gerade einmal drei Quadratmetern sind Dusche, Waschbecken und Toilette optimal untergebracht und sogar eine kleine Heizung steht zur Verfügung. An dieser Stelle möchte ich die vorbildliche Sauberkeit der Anlage besonders erwähnen! Zurzeit laufen Überlegungen, in der Scheune ein fest installiertes Bad und eventuell auch eine kleine Küche einzurichten.

Nach einem Besuch in der benachbarten Beobachtungstation, von der aus man besonders gut die Vogelwelt der Emscher- Auen observieren kann, geht es zurück zu meinem Hotel, wo ich bei einem idyllischen Sonnenuntergang mein mitgebrachtes Abendessen einnehme.

Anschließend sitze ich noch eine Weile in meinem riesigen Hotel-Garten und genieße es, wie die Emscher-Auen nach und nach in der Dunkelheit verschwinden. Langsam ist es an der Zeit, ins Bett zu gehen und dann noch einige Zeilen zu lesen. Mein neues Buch, in dem sofort am Anfang eine junge Frau in ihrem Wohnwagen grausam ermordet wird, erweist sich nicht gerade als die richtige Bettlektüre an diesem einsamen Ort. Dennoch werde ich am nächsten Morgen nach einem tiefen und erholsamen Schlaf mit Sonnenschein begrüßt. Nach der Morgentoilette gehe ich in die „Snack-Box“ (an Kleingeld denken) und bestelle per Knopfdruck einen Kaffee mit Milch, der für ein Automaten-Getränk sogar ganz gut schmeckt. Dazu gibt es noch einen gesunden Müsli-Riegel aus der Box nebenan.

Fazit: Meine Üebernachtung im Parkhotel war ein (ent)spannendes Naturerlebnis in der Abgeschiedenheit der Emscher-Auen und ist all denjenigen zu empfehlen, die dem Alltagsstress entfliehen möchten oder auf einer Fahrradtour entlang des Emscher- Weges eine nicht alltägliche und kostengünstige Üebernachtungsmöglichkeit suchen.

Wer einen Aufenthalt im „dasparkhotel“ plant, sollte seine Verpflegung selbst mitbringen. Alternativ ist in den Sommermonaten das Hof-Café freitags bis sonntags bis 18:00 Uhr geöffnet und der Heidebäcker an der Siegenstraße in Mengede sowie die Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten im Zentrum von Ickern und Mengede sind mit dem Fahrrad in einigen Minuten zu erreichen. Für den kleinen Hunger zwischendurch stehen in der „Snack-Box“ Automaten mit Heißgetränken und Mini-Snacks zur Verfügung.

Da „dasparkhotel“ noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es hier und da sicherlich noch einige kleine Anfangsmängel zu beheben.

Die Staufächer an der Bettseite sind als solche nur schwer zu erkennen, da sie keine Griffe besitzen und folglich auch nur schwer zu öffnen sind. Auch lag bei meiner Ankunft keine Gästemappe bereit, obwohl diese in der Buchungsbestätigung des Betreibers angekündigt worden war. Die Snack-Box war bei meiner Ankunft um 17:30 Uhr leider verschlossen. Hier verspricht Betreiber Uwe Frisch eine zeitnahe Nachbesserung.

Franz-Josef Fedrau

Mit dem Heimatverein unterwegs …

QR- Code Wanderung / Radtour „Rund um Mengede“

Am 27.11. 2015 installierte der Heimatverein Mengede an seinem Heimathaus am Widum den ersten QR- Code (englisch Quick Response, „schnelle Antwort“).  Mit einem Smartphone, das über die erforderliche Software (App) verfügt, können so die hinterlegten Informationen der jeweiligen Objekte abgefragt werden. Mittlerweile sind weit über 20 Objekte, „Natur- Hingucker“ und öffentliche Kunstwerke mit einem QR- Code versehen.

 Nach der Kurztour durch das Zentrum von Mengede lädt der Heimatverein nun zu einer „QR- Code Wanderung / Radtour“ ein, bei der die Tauglichkeit dieser Idee getestet werden kann.

Mit rund 18 km ist die Strecke eher etwas für trainierte Wanderer, oder aber man nimmt das Fahrrad.

Start ist natürlich am Heimathaus am Widum, Williburgstraße 27. Der Heimatverein hat mit dem ehemaligen „Hotel – Restaurant Brams“ bzw. der „Gaststätte Ellinghaus“ eine Bleibe gefunden, die nicht verbundener mit der Mengeder Geschichte sein kann. Hier finden die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten statt. Neben dem Stammtisch wird hier Skat und Doppelkopf gespielt. Es finden Liederabende statt, es wird geklönt und die monatlichen Radtouren starten am Heimathaus.   

Auf dem Wiedenhof umrunden wir die ehrwürdige evangelische St. Remigius Kirche. Hier kann man nicht nur von der Geschichte der Heimat lesen, man kann sie sehen. Das Gotteshaus gehört zu den ältesten Kirchen Westfalens. Die Anfänge von Kirche und Kirchspiel Mengede gehen vermutlich auf die Zeit Karls des Großen (768-814) zurück. Darauf weist auch die Schutzherrschaft des fränkischen Nationalheiligen Remigius hin.

Über den Zugang zur Kirche erreichen wir das Haus Williburgstraße 19. Die Familie Quellenberg ist heute Eigentümerin dieses Wohn- und Geschäftshauses, das über die Jahrhunderte unterschiedlich genutzt wurde. Merkmale des Denkmals (nach Aktenlage Stadt Dortmund, Denkmalamt) ein im 19. Jahrhundert errichtetes Fachwerkgebäude, zwei-geschossiges Haus mit ausgebautem Satteldach und einem quergestellten Anbau mit Giebel zum Wiederhof. 

Gegenüber an der Haus Nr. 11 befindet sich „A. Drucks, Inhaber Dieter Linde“. Von außen ein Stück Nostalgie im alten Ortskern, innen ein Geschäft, das nach modernen Gesichtspunkten konzipiert ist. So präsentiert sich Mengedes älteste Firma, die seit 1867 im Schatten der Remigiuskirche existiert.

Vor dem ehemaligen Westfalenhof (Mengeder Straße 686) fand im historischen Ortskern der Wochenmarkt statt. Das jetzige Wohnhaus war ehemals eine der bekanntesten Mengeder Gaststätten. Den Bürgern wurden in alter Zeit neben einer gemütlichen Gaststube eine Gartenwirtschaft, eine Freiluftkegelbahn und ein Saal, in dem später ein Kino (die Schauburg) untergebracht war, geboten.

Weiter, Richtung Mengeder Ortskern, erreichen wir den Burghof, heute Speiserestaurant und Gaststätte. Vor dem Gebäude, nahe der Umflut, herrschte zumindest seit Ende des Mittelalters reges Treiben, denn unmittelbar vor dem Haus lag das „Heimbrüggentor“ (erstmalige Erwähnung 1440, auch Heimbrüggentor genannt), das man passieren musste, um in den Ort Mengede zu gelangen

An der Mengeder Straße 707, in dem Hause Baukloh, befand sich der 1. „Amtssitz des Amtes Mengede“. Es wurde im Jahre 1890 unter der damaligen Adresse „Bahnhofstr. 22“ vom Kaufmann Heinrich Baukloh nebst seiner Frau Karolina erbaut. In diesem Wohn- und Geschäftshaus führte die Familie Baukloh einen Kolonialwarenladen. In den frühen Sechzigern war hier die Eisdiele „Venezia“ mit einem der ersten Kicker-Automaten in Mengede, der von den Schülern der gegenüberliegenden „Volksschule“ in den Pausen gerne genutzt wurde.

Weiter, Richtung Markt, geht es durch den Amtshauspark zum Mengeder Amtshaus. Nach Bildung des Amtes Mengede (1889) erfolgte am 01.Juli 1903 der erste Spatenstich und schon im November 1904 wurde das Gebäude bezogen. Noch heute ist es Sitz der Bezirksverwaltungsstelle des Dortmunder Stadtbezirkes Mengede.

Über den Marktplatz, auf dem am Mittwoch und am Samstag der Mengeder Wochenmarkt stattfindet, gelangen wir zur Jeannette-Wolff- Gesamtschule. Als Hohenzollernschule wurde sie 1915/16 für die damals selbständige politische Gemeinde Mengede errichtet. In den 50-er und 60-er Jahren beherbergte sie die katholische Overberg- und die evangelische Dörpfeld- Schule. Das sich entlang des Marktes erstreckende Gebäude ist an der Rigwinstraße abgewinkelt und durch Arkaden mit dem anschließenden städtischen Saalbau verbunden. 

Hinter der Unterführung befindet sich der Mengeder Busbahnhof. Hier steht der erste öffentliche Bücherschrank, der, vom Heimatverein initiiert, von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Über den „REWE“ Parkplatz kommen wir zur Dönnstraße. Kurz vor der „Spinne“ erinnert eine Skulptur des Mengeder Künstlers Detlef Bechinie von Lazan an die Endstelle der legendären Linie 5.

An den über die Dortmunder Stadtgrenzen bekannten Kreisverkehren (Spinne & Netz) und dem evangelischen Friedhof vorbei geht es in den Eckei Richtung Volksgarten. 

Hinter dem Restaurant befindet sich der Heimatwald, ein Teil des Volksgartens im Dortmunder Stadtteil Mengede. Eine Holzskulptur, die der Lüner Künstler Jürgen Audehm (links im Bild) anlässlich der Jubiläumsfeier zum 5jährigen Bestehen des Waldes mit seiner Motorsäge gestaltet hat, kennzeichnet den Eingangsbereich. Auf einer anfänglich ca. 9.300 qm großen Fläche ist bei sechs Pflanzaktionen zwischen 2010 und 2014 ein Mischwald entstanden, in dem 85 heimische Bäume stehen. Nach Vorbild des Hammer Hochzeitswalds haben dort Bürger zu den unterschiedlichsten Anlässen ihren eigenen Baum gepflanzt und können ihn als Erinnerungsort nutzen. 

Wir unterqueren die Emscherallee und laufen direkt auf den ehemaligen Hof Heuner zu. Die ehemalige landwirtschaftliche Hofstelle der Familie Heuner wurde 1861 errichtet. Es ist ein queraufgeschlossenes Fachwerkhaus mit 2-geschossigem Wohnteil und einem pfannengedecktem Satteldach, das aufwändig restauriert wurde.

Weiter, Richtung Dortmund-Ems-Kanal, gegenüber der ehemaligen Gaststätte Schaarmann, beginnt das Terrain der Heckrinder, die hier seit Mitte Mai 2003 heimisch sind. Zunächst wurden vier weibliche Rinder, darunter ein Kälbchen, in ihrer neuen Umgebung freigesetzt. Nach wenigen Tagen bekam die kleine Herde auch ihren „Rambo“, den Bullen, der fortan die Herde führt. Es ist eine robuste, pflegeleichte Rasse, die ganzjährig im Freien gehalten wird.

Wir überqueren die Altmengeder Straße und folgen der Schaarstraße bis zum Ende. Auf der Königsheide geht es am katholischen Friedhof entlang zur Shell Tankstelle. Hier, etwas versteckt, befindet sich das „Haus am Schlagbaum“. Nach der Inschrift am Torbalken wurde es 1773 durch die Eheleute Jansing errichtet. Das Fachwerkgebäude wurde aufwendig und denkmalgerecht durch die derzeitigen Eigentümer saniert.

Jetzt geht es quer durch die Mengeder Heide. Über die Große Riedbruchstraße, den Wipperkamp, die Kleine Riedbruchstraße und die Rittershofer Straße erreichen wir vor der Autobahnunterführung das Heideröschen, vormals eine beliebtes Tanz- und Ausflugslokal. Wir unterqueren die Autobahn und erreichen an der Groppenbrucher Straße den jüdischen Friedhof. Hier stehen noch 22 Grab- und ein Gedenkstein. Der Gedenkstein erinnert an die Überführung der Gebeine vom ehemaligen jüdischen Friedhof in Nette. Der Beginn der Belegung des Friedhofes ist bislang nicht bekannt. Der älteste Grabstein von Amalie Rosenberg stammt aus dem Jahre 1911. 

Auf der Siegenstraße geht es zurück zum Heideröschen. Auf der Rittershofer Straße geht es Richtung Ickern und Regenrückhaltebecken. Kurz hinter der nächsten Autobahnunterführung (A 45) liegt auf dem Vorplatz von Gut Rittershof, etwas versteckt, das Stationskreuz in Erinnerung an die großen Fronleichnamsprozessionen. 

Der Hof Emscher-Auen, am Rückhaltebecken der Emscher, liegt bereits auf Ickerner Gebiet. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel Mengeder Bürgerinnen und Bürger. Die große Sonnenterasse lädt zu einer Rast ein. Die Emscher-Auen in Dortmund-Mengede und Castrop-Rauxel-Ickern sind 33 Hektar groß, das entspricht in etwa der Größe von 46 Fußballfeldern. Im Hochwasserfall kann die durch die Auen fließende Emscher über ein Drosselbauwerk

zurückgestaut werden, um die unterhalb des Beckens liegenden Städte (Castrop-Rauxel bis Dinslaken) vor den Hochwassermassen zu schützen. Insgesamt 1,1 Millionen Kubikmeter fasst das Hochwasserrückhaltebecken. Das entspricht dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen.
Über das Stauwerk, vorbei an diversen Rückhaltebecken, geht es zurück in Richtung Mengede. 

An der ehemaligen Gaststätte Haus Hubbert erreichen wir die Strünkedestraße. Wir biegen rechts ab und erreichen an dem großen steinernen Wegekreuz die Droste-zu-Vischering-Siedlung. 

Sie ist eine von vielen Siedlungen, die in den Endvierzigern entstanden, um die große Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg zu mindern. Das charakteristischste Merkmal einer Siedlerstelle war es, die Bauten vollständig durch Selbsthilfe zu errichten. Das setzte wiederum voraus, dass Handwerker aus allen Sparten des Bauwesens unter den Siedlern sein mussten. Die ca. 1.000 qm großen Grundstücke waren mit ihrer Kleintierhaltung und dem Nutzanbau eine wichtige Grundlage für die Versorgung der Siedlerfamilien. 

Weiter Richtung Ickern überqueren wir an der Nierhausstraße die Eisenbahn und folgen dem „Brauck“ bis zur ehemaligen Gaststätte „Zum grünen Kranze“. Hier liegt links an der Castroper Straße der Schragmüller Park, in dem der Heimatverein sein erstes Kunstwerk im öffentlichen Raum aufgestellt hat. Es ist eine Holzskulptur des Fundholz- Künstlers Detlef Bechinie von Lazan mit dem Titel „Sturmgespräch“. Die verarbeiteten Buchen waren 2014 dem Pfingststurm Ela zum Opfer gefallen.

Auf der Castroper Straße erreichen wir auf Oestricher Seite den Bahnhof Mengede, der uns seit 1846 über die Köln Mindener Eisenbahnlinie mit der großen weiten Welt verbindet. Durch den Fußgängertunnel kommen wir auf die Mengeder Seite zur Alten Apotheke.

 „Alt“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn seit Fertigstellung des Objektes 1894 wird hier eine Apotheke im Dienste an der Mengeder Bevölkerung betrieben.

Auf der Molkereistraße geht es bis zum „alten“ Adler, dem Kriegerdenkmal von 1873. Sein erster Standort war die Bahnhofsstraße (heute: Mengeder Straße / Ecke Jonathanstraße). Im Zuge des Neubaus der (heute) Alten Post 1928 wurde es dann auf eine Grünanlage vor dem Postamt versetzt.

Am Altenwohnheim vorbei kommen wir über die Remigiusstraße zur Katholischen St. Remigius Kirche. Diese dreischiffige, neugotische Hallenkirche wurde 1875/76 erbaut und 1901 mit einem 71 m hohen Turm versehen.

Über den Kirchenvorplatz erreichen wir die Siegenstraße. Hier bewundern wir die Wohnhäuser mit den Hausnummern 7 und 11.

Bei dem Objekt mit der Hausnummer 7 handelt es sich um ein Wohn- und Geschäftshaus, das der Uhrmachermeister Hubert Haunhorst mit einer prächtigen Jugendstilfassade 1913 errichten ließ.

1902 wurde die Siegenstraße 11 als „Jugend- Stadtvilla“ vom Bauunternehmer und damaligen Vorsteher der Gemeinde Mengede, Diedrich Schröder, errichtet. 1927 erwarb die Katholische Kirchengemeinde St. Remigius das bebaute Grundstück, um den Bedarf an Wohnungen für ihre Priester und weitere kirchliche Bedienstete zu decken. Heute dient es nach einer umfangreichen Sanierung (2001) als Mehrgenerationenhaus.

An der ehemaligen „Schieferecke“ biegen in die Freihofstraße und erreichen nach gut 18 km wieder unser Heimathaus am Widum.

Wir wünschen schon jetzt viel Spaß!!

Franz-Josef Fedrau 

„Ach du grüne Neune“ …

… gehört zu den Ausdrücken, die die Generation unserer Großeltern noch gerne benutzt, jüngere Menschen dagegen immer seltener. Man ruft „Ach du grüne Neune!“  genau wie „Ach du meine Güte!“, wenn man sich erschreckt oder überrascht ist. Die Herkunft der Redewendung ist allerdings umstritten.

Eine weit verbreitete Erklärung leitet den Ausdruck vom Berliner Tanzlokal „Conventgarten“ ab, das im 19. Jahrhundert sehr bekannt war. Obwohl das Lokal in der Blumenstraße Nr. 9 lag, befand sich sein Haupteingang im „Grünen Weg“. Deshalb wurde das ein wenig in Verruf geratene Lokal schon bald von der Bevölkerung in „Grüne Neune“ umgetauft.

Kritiker dieser Theorie meinen hingegen, dass es den Ausruf „du grüne Neune“ schon lange vor dem verruchten Tanzlokal gab. Sie vermuten, dass die Wendung in Wahrheit von Jahrmärkten kommt, auf denen mit Spielkarten die Zukunft gelesen wurde. In den deutschen Spielkarten heißt die „Pik Neun“ nämlich „Grün Neun“ – und diese unheilvolle Karte bedeutete nichts Gutes. Für diese Erklärung spricht auch, dass man früher manchmal „du kriegst die grüne Neune“ als Ausruf des Erschreckens sagte.

Peter Kaufhold