NR.: 59

April 2022

21. Jahrgang

Liebe Heimatfreundinnen, liebe Heimatfreunde,

das Osterfest steht vor der Tür, leider auch in diesem Jahr ohne das so liebgewonnene Osterfeuer auf der Schützenwiese am Burgring. Die Pandemie liess leider keine verlässliche Planung und Durchführung zu.
Wir setzen jedoch darauf, dass es im kommenden Jahr wird wieder stattfinden können! 
So wünschen wir Ihnen nun viel Freude beim Studium dieses Blättkens, verbunden mit den besten Wünschen für ein frohes, segensreiches und erholsames Osterfest!

Der Vorstand
H.-U. Peuser – J. Karlshaus –
P. Jürgens – J. Küster – W. Hellmich

Schlüsselübergabe am Heimathaus

Heimisch ist der Heimatverein hier schon seit neun Jahren. Seit Jahresbeginn „hat der Heimatverein ein Zuhause gefunden“. So drückt es Hans-Adolf Plutta als Voreigentümer des Heimathauses aus. Am 19. Februar übergab er symbolisch den Schlüssel des denkmalgeschützten Gebäudes im alten Ortskern an Hans-Ulrich Peuser. Der Vorsitzende ist ein wenig stolz: „Wir sind einer der wenigen Heimatvereine, die selbst Eigentümer ihres Heimathauses sind.“ 

Das erklärte Peuser bei einer kleinen Feierstunde mit dem erweiterten Vorstand und dem Vorbesitzer. Nach zwei Jahren Bauzeit sind die Sanierungsarbeiten in Bierkeller, Treppenhaus, Gesindezimmer und Räucherkammer nahezu abgeschlossen – pünktlich zum 20jährigen Bestehen des Heimatvereins. Der Kauf des Hauses aus dem Jahr 1666 ist für Hans-Ulrich Peuser somit ein „Geburtstagsgeschenk“. 

Schlüsselübergabe am Heimathaus. Dr. Hans-Adolf Plutta und die Mitglieder des Vorstandes
Uwe von Schirp

Die Mühlen vonHaus Mengede

Haus Mengede besaß seit 1640 unmittelbar vor der Hofeinfahrt eine Korn- und eine Ölmühle, schreibt Amtmann Schragmüller in seinem Verwaltungsbericht 1902. Aber bereits früher hat hier eine Mühle gestanden, denn 1404 verkaufen die Brüder Ernst und Hermann von Mengede nach alten Urkunden u.a. Haus Mengede mit einer Mühle.

Situation am Heimathaus 1893

Der Hauptarm der Emscher umfloss Haus Mengede nördlich und für den Betrieb der Mühlen zweigte südlich von Haus Mengede, etwa im Kreuzungsbereich der heutigen Waltroper Straße mit der Schaphusstraße, ein Emscherarm in Richtung der Mühlen ab, wurde vor denen gestaut und lieferte den Mühlenrädern das benötigte Wasser. Das Stauwasser für die Mühlen bedeckte etwa die heutige Waltroper Straße vom Christel-Goltz-Platz bis zur Schaphusstraße. 

 Die Ölmühle befand sich auf der Uferseite zur ev. Remigius-Kirche, die Kornmühle gegenüber zum Haus Mengede hin. Das Wehr mit den vier Schützen (bewegliche Stauwände zur Einstellung der Stauhöhe) lag zwischen beiden Mühlen eines davon wurde als Mahlschütz gebraucht. Dies ist ein Hinweis, auf die unterschiedlichen Wassermengen, die im Emscherbett flossen. Nach dem verbrieften Wasserrecht wurden die maximalen Stauhöhen durch Pegel (Holzstämme mit entsprechenden Markierungen) im Bach- oder Flusslauf angegeben und kontrolliert. 

Das Wasserrad der Ölmühle nutzte Haus Mengede nach Umlegung des Mühlengrabens im Zuge der Emscher Regulierung zum Antrieb einer Dreschmaschine und anderer landwirtschaftlicher Maschinen. Mit der Regulierung der Emscher fehlte der Oelmühle das Wasser, sie wurde stillgelegt und 1918 abgebrochen.

Jede Mühle hatte ein mittelschlächtiges Wasserrad, bei denen in Höhe der Radachsen das Stauwasser auf die Radschaufeln fiel. Bis etwa 1,30 m durfte das Mal- oder Stauwasser gestaut werden. Der Weg über die Brücke vor den Schützenwehren führte von Haus Mengede in den „Vrythof“, die heutige Freihofstraße. 

Die drei Mahlgänge der Kornmühle wurden ab 1901 durch eine Turbine von 44 PS (32 kW) angetrieben, von denen zwei zum Schroten und einer zum Mahlen von Weizen und zum Befüllen der Säcke gebraucht wurde. Nach Umlegung des Emscherbettes wurde die Turbine durch Dampfantrieb bzw. Elektromotor ersetzt. Ein durch Riemen ebenfalls angetriebener Aufzug erleichterte den Abtransport der Säcke. Ein Müller war regelmäßig beschäftigt, der durchschnittlich den 20ten Teil des gemahlenen Gutes als Arbeitslohn nahm. Angeschlossen war auch ein kleiner Mehlhandel. 

Die Emscher führte bis zur Verunreinigung durch die eingeleiteten Industrieabwässer genügend Wasser und das Gefälle reichte zum Betrieb der Mühlen völlig aus. In Fließrichtung der Emscher befand sich hinter den Mühlen der sog. Mühlenkolk (durch Stauwasser ausgespülte Wasserfläche). Der Kolk speicherte zum Schutz vor Überschwemmungen das während des Mühlenbetriebes vermehrt anfallende Wasser und dehnte sich etwa von den Mühlen bis zur heutigen Siegenstraße aus.

Der Mühlenkolk, rechts im Bild: unser Heimathaus

Neben dem Staurecht, das Haus Mengede als Besitzer des Mahlrechtes besaß, bestand auch das Recht zum Fluten der an die Emscher bzw. den Mühlengraben angrenzenden Grasflächen. Dies geschah auch zu Frostzeiten und das gefrorene Wasser wurde als „Stangeneis“ mit der Säge geerntet. Die Eisstangen wurden verkauft und dienten vor allem den Gastwirten als natürliches Kühlmittel. Mit der Flutung der Wiesen und Äcker war gleichzeitig die Düngung des Bodens verbunden.

 Mit dem Beginn des Bergbaus verlor die Emscher-Region ihren ländlichen Charakter. Die Bevölkerungsdichte nahm erheblich zu. Ab 1860 wurde die Emscher zunehmend verunreinigt. Sowohl die Industriebetriebe (Zechen, Stahlwerke usw.) als auch Städte und Gemeinden leiteten ihre Abwässer, die reichlich mit Schadstoffen „aufgeladen“ waren, ungeklärt und ungefiltert in die Emscher. Auf Mengede bezogen, flossen z. B. ein Großteil der Abwässer und Fäkalien der Stadt Dortmund, die Gruben- und Abwässer der Zeche Hansa über den Roßbach und die Abwässer der Zeche Adolf von Hansemann über den Bodelschwingher Bach in die Emscher. Gleichzeitig verschlechterte sich durch großflächige Bergsenkungen als Folge des Kohleabbaus der Abfluss zum Rhein. Überschwemmungen wurden zum Regelfall, faulende Abwässer in überfluteten Senken führten zu untragbaren hygienischen Zuständen. Den Mengedern „stank“ es gewaltig. Das Fischsterben war manchmal so groß, dass die Schütze der Mühlen zur Regulierung der Stauhöhe blockiert wurden.

Einst Mühlegraben, heute Landesstraße

 Die Menschen wurden krank, Brunnen fielen bedingt durch Bergsenkungen trocken oder das Wasser war nicht brauchbar. Um die Seuchengefahr zu mindern, beantragte das Amt Mengede bei der Bezirksregierung in Arnsberg die Stauung der Emscher in Ellinghausen und Mengede zu untersagen. Die Mühlenbesitzer protestierten zwar gegen diesen Antrag, ihr Einspruch wurde aber mit dem Hinweis auf die künftig erfolgende Regulierung der Emscher, die Anlage der Rieselfelder in Datteln, Mängel in der Einspruchsbegründung, Schadensersatzansprüche der Besitzer der Wasserrechte u. a. m. abgelehnt.

Zahlreiche Einzelinitiativen zur Verbesserung der Situation scheiterten an der Größe der Aufgabe. Zur Lösung aller Probleme wurde 1899 von den an der Emscher liegenden Städten und Kreisen, den Bergbau- und Industrieunternehmen die EMSCHERGENOSSENSCHAFT gegründet, die die Aufgabe hatte, die Missstände im Ruhrgebiet zu beseitigen. Eine von vielen Aufgaben war, die Wasserrechte, die zum Betrieb der Mühlen bestanden, zu erwerben. Das war gleichzeitig das Ende der Wassermühlenbetriebe im gesamten Amtsgebiet.

Für die Mengeder Mühlen führten die Ankaufsverhandlungen zwischen der Emschergenossenschaft und der Grafenfamilie Droste zu Vischering zu keinem Ergebnis. Zur Beschleunigung der Emscher-Regulierung wurden in großer Zahl Enteignungsverfahren durch die Bezirksregierung eingeleitet. Hierbei spielte vor allem die Bewertung der Wassernutzungsrechte der Mühlenbesitzer eine entscheidende Rolle. Alle Gutachten führten zu keiner gütlichen Einigung, sie waren nach Einschätzung der Eigentümer der Mühlen äußerst fehlerhaft, so dass am Ende des Rechtsstreites um die Mengeder Mühlen eine Zwangsenteignung in Auftrag gegeben wurde mit dem Ergebnis, dass die Wasserrechte, der dem Erbdroste Graf Droste zu Vischering gehörigen Emschermühlen in Mengede Ende 1911 enteignet und der Emschergenossenschaft in Essen zu Eigentum übertragen wurden. Enteignet wurden nur die Wasserrechte, Gebäude und Grundstücke verblieben dem Eigentümer.

Ein Zeitzeuge der Mühlen vor dem Heimathaus

Die Kornmühle diente bis zu ihrem Abbruch 1961 noch als Wohnhaus. Die frei gelegten Flächen wurden für die nördliche Umgehung des alten Ortskerns in Anspruch genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt dienten die engen Straßen im Ort und auch der Christel-Goltz-Platz noch als Zufahrten zur Autobahn A 2.

Geblieben ist von den Mühlen ein gepflasterte Platz in der Nähe des Heimathauses und ein Mahlstein mit einem Durchmesser von 1,50 m und einer Höhe von etwa 0,30 m, den ein rühriger Kegelclub Mengeder Geschäftsleute sicherstellen konnte und der 1962 seinen Platz in der Grünanlage neben dem Heimathaus gefunden hat.

Franz-Heinrich Veuhoff

Auch das ist Kunst . . .

Titel: „Nimm das Geld und hau ab“

Der dänische Künstler Jens Haaning sollte für das „Kunsten-Museum“ in Aalborg eine Collage aus Geldscheinen erstellen. Hierfür stellte ihm das Museum Banknoten im Wert von 70.000 Euro zur Verfügung. 

Vorgesehen war die Überarbeitung eines älteren Werkes von Haaning. Auf diesem wurde ein Jahresgehalt in Dänemark und in Österreich anhand von aufgeklebten Geldscheinen dargestellt. 

Aus der Neuauflage wurde jedoch nichts. Zwei Tage vor Eröffnung der Ausstellung teilte der Künstler dem Museum mit, dass er die Werke nicht wie vereinbart angefertigt habe.

Haaning behielt die Scheine und schickte dem Kunsthaus zwei leere Rahmen. Die Werke trugen den Titel: „Take The Money And Run“ („Nimm das Geld und hau ab“).

Später erklärte Jens Haaning, der Umstand, dass er das Geld genommen habe, sei das eigentliche Kunstwerk. Wo sich die 70.000 Euro befinden, wollte er jedoch nicht sagen. Mit seiner Aktion verband Haaning nach eigener Aussage eine Botschaft. Er wolle andere, die genauso miserable Arbeitsbedingungen hätten wie er, dazu ermutigen, das Gleiche zu tun.

Ob aus Humor oder aus Kunstverständnis, das Museum in Aalborg stellte die leeren Bilderrahmen des Künstlers Jens Haaning aus. Aufmerksamkeit war dem Werk durch diese Aktion zumindest sicher.

Franz-Heinrich Veuhoff
Gelesen in der Mitgliederzeitung des Sozialverbandes Deutschland

Redensarten:

Der Holzweg führt nicht zum Ziel

Die Bezeichnung „Holzweg“ gehört zum deutschen Sprachgut seit dem 13. Jahrhundert. Das Sprichwort „Jemand ist auf dem Holzweg“, auf dem er nicht ans Ziel kommt, ist zumindest seit dem 15. Jahrhundert belegt.

Wie man vermuten kann, kommt die Redewendung aus der Forstwirtschaft:

Für die Holzernte schlug man früher wie heute Schneisen in den Wald, über die das gewonnene Gut abtransportiert wird.

Diese Schneisen mögen aussehen wie bewusst angelegte Wege, sind aber lediglich Wirtschaftswege, die abrupt an der Stelle enden, an der die Forstarbeiter am Vortag Feierabend machten.

Spaziergänger geraten hierüber also in eine Sackgasse: Sie sind auf dem Holzweg!

Unser liebgewonnenes Plattdeutsch birgt auch grobe Sprüche. Zwei Beispiele … 

Wann eck nicks miähr as dä woahrhäit te seggen hiär, sag dä Pastauer, dann lude manke Grafriäde: Hä hiät friätten un schiätten, Omen!

Wenn ich nicht mehr als die Wahrheit zu sagen hätte, sagte der Pastor, da lautete manche Grabrede: Er hat gefressen und geschissen, Amen!

Wat sind dä Miänschen doch dulle Diers, sag dä Ape, do soh sä’n Besuopenen dohiär gohn!

Was sind die Menschen doch für komische Typen, sagte der Affe, als er einen Besoffenen daher gehen sah.