Die Exkursion des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark (www.Historischer-Verein-Dortmund.de)  führte am 27.9. in unser Mengede.  Ziel war das (fast fertig gestellte) Regenrückhaltebecken der Emscher Genossenschaft an der Stadtgrenze zu Ickern. Paul Gausepohl , Vorsitzender unseres Heimatvereines und auch Vorstandsmitglied  des Historischen Vereins, hatte Planung und Organisation übernommen.

Um 14:00 Uhr starteten 30 Teilnehmer mit dem Bus an unserem Heimathaus. 

Mit an Bord waren auch Herr Möhring, Ingenieur für Wasserwirtschaft  bei der Emscher Genossenschaft und Frau Dr. Angelika  Speckmann von dem LWL- Archäologie für Westfalen in Münster.  Über die extra für die Baumaßnahme angelegte Arbeitsstraße fuhr der Bus entlang der Emscher zu dem bereits fertiggestellten Drosselbauwerk. Schon im Bus teilte uns Herr Möhring Daten und Fakten zu dieser „Jahrhundert- Baumaßnahme“ mit. Auf der Aussichtsplattform des neu erstellten Betriebsgebäudes hatten wir bei herrlichem Sonnenschein einen umfassenden Ausblick über die vier Auffangbecken, die Emscher und die gesamte Baustelle.

Im Rahmen der Industrialisierung und der damit verbundenen Zunahme der Bevölkerung wurde beschlossen, die gesamten Abwässer unserer  Region über die Emscher in den Rhein und damit  in die Nordsee abzuleiten. Diese „offene Kanalführung“ war wegen der Kohleförderung und der damit verbundenen Erdsenkungen  nicht anders darzustellen. Damit wurde die Emscher mit ihren offenen Abwasserkanälen zur „Köttelbecke“ , dem schmutzigsten Gewässer in Deutschland.

Jetzt, nach Rückgang des Bergbaus und der Schwerindustrie, besteht die Möglichkeit, die Abwasserentsorgung  in geschlossenen Kanälen durchzuführen. Der erforderliche über 50 km lange unterirdische Abwasserkanal von Dortmund nach Duisburg wird zur Zeit gebaut und soll bis 2017 fertig gestellt sein. Durch die bereits gestartete Emscher- Renaturierung wandelt  sich die Emscher mit allen ihren Nebenläufen dann von einer stinkenden Kloake in eine naturnahe Gewässerlandschaft mit einer vielseitigen Flora und Fauna sowie hohem Freizeitwert.

Primär dient das Bauwerk aber dem Hochwasserschutz. Das fertige Rückhaltebecken in Mengede hat ein Fassungsvermögen von 1,1 Millionen Kubikmetern. Selbst bei einem Jahrhundertregen gehen die Fachleute davon aus, dass diese Größenordnung  ausreichend ist. Überschüssige Wassermengen werden in dem Becken aufgestaut und können je nach Regenlage kontrolliert wieder in die Emscher eingeleitet werden. So sollen die Städte und Gemeinden am Unterlauf vor „nassen Füßen“ sicher sein.

Zurück ging es wieder, vorbei an Gänsen, Enten und Silberreihern, mit dem Bus zum Heimathaus. Hier gab es zur Stärkung Kaffee, Schmalzstullen und Wurst im Blätterteig. Dabei referierte Frau Dr. Speckmann über die archäologischen Ausgrabungen an der Emscher, die durch den geplanten Bau des Rückhaltebeckens möglich wurden. Die ca. 12 Hektar große Fläche erwies sich als eine reichhaltige Fundgrube. Die Funde der Grabungen reichen von der Steinzeit bis in die Neuzeit und füllten einige LKW` s. Darunter befanden sich Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Küchenkeramik, Schmuck, Münzen, aber auch Knochen. Einiges aus dem germanischen Lebensbereich, aber auch viele Dinge aus der römischen Kultur, die auf einen regen Handel schließen lassen. Viele Funde wurden auch im Flussschlamm gefunden und waren dementsprechend gut erhalten. Wahrscheinlich wurden sie von den alten Germanen als „Haushaltsmüll“ in der  Emscher entsorgt.

Die Emscher als Wasserspender mit den fruchtbaren Ufern und als Handelsroute war natürlich auch ein beliebter Ort, an dem sich unsere Vorfahren niederließen. Die Überreste und Spuren der Wohnstätten deuten an, dass die Germanen an der Emscher nicht in Dörfern sondern, gemeinsam mit ihrem Vieh, in einzelnen Gehöften lebten. Diese Gebäude hatten einen Grundriss von ca. 7 X 24 Metern. Die Eckpfeiler wurden in den Boden eingegraben. Waren sie witterungsbedingt morsch, zog man einfach ein paar Meter weiter und baute neu. Die gefundenen Gehöfte können auf das 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus datiert werden.

Lt. Frau Dr. Speckmann wird es noch einige Zeit dauern,  bis alle Funde erfasst und ggfls. auch naturwissenschaftlich untersucht worden sind. Es ist auch eine Publikation geplant. Aufbewahrungsort ist dann das Magazin des LWL Münster, wobei mit den besonders interessanten und wertvollen Stücken eine Sonderausstellung  im Archäologiemuseum Herne geplant ist. Viele dieser Fundstücke konnte sie uns als Fotos im Rahmen ihrer Ausführungen vorstellen.

Nachdem Frau Dr. Speckmann und Herr Möhring auch noch die vielen Fragen der Anwesenden beantwortet hatten, dankten ihnen Herr Miksch und Herr Gausepohl für diesen wirklich gelungenen Nachmittag.

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