Als Christus der Herr und Petrus auf ihrem Wege durch Westfalen das Emschertal verlassen hatten, führte sie der Weg in das Land zwischen Emscher und Lippe. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Landstrich mit sandigen Heideflächen und Wäldern, aber auch mit saftigen Weiden und fruchtbaren Ackerböden. Die Nebenbäche von Emscher und Lippe waren fischreiche Gewässer und es herrschte ein angenehmes Klima.
Auf dem Wege durch dieses Land kreuzte plötzlich der Teufel auf und fragte den Herrn: „Warum hast Du dieses Land nicht mit Menschen besiedelt?“ Der Herr gab ihm zur Antwort: „Wohl ist es ein Land, das wert ist, den Menschen zur Wohnstatt zu dienen, zumal Du nicht alle Vorzüge gepriesen hast. Tief unten in der Erde, auch Deinen Blicken verborgen, liegt ein wertvolles Gestein. Die Leute werden es Kohle nennen und es zum Heizen benutzen. Doch das wird erst nach Jahrhunderten geschehen. Wenn diese Zeit gekommen ist, braucht man Menschen, die kräftig und zäh wie die Emscherleute, aber auch klug und mutig sind, damit sie etwas ganz Neues mit Lust und Freude unternehmen. Die Kunde von den unterirdischen Schätzen wird Menschen aus allen Nachbarländern herbeilocken. Sie werden zusammen mit einem derben, wetterfesten einheimischen Bauernschlag, der hier siedeln wird, das Gebiet zu großer Blüte bringen. Wer dann von den Höhen zwischen Emscher und Lippe seinen Blick über das weite Land schweifen lässt, wird saftig grüne Wiesen, bunte Heidflächen und wogende Kornfelder erblicken, aus denen sich Städte und große Werke mit riesigen Schloten erheben. Auf den Straßen des Landes wird ein reger Verkehr pulsieren und ein wohlhabendes Volk wird zufrieden das Leben genießen.“
Danach schwieg der Herr und zusammen mit Petrus ließ er den Blick über das stille Land schweifen.
Der ungläubige Teufel zweifelte und wollte dem Herrn zunächst widersprechen, sagte dann aber nur: „Wir werden uns im 20. Jahrhundert hier wieder sprechen.“
Anmerkung: Die Kohlebergwerke entlang der Emscher von Gneisenau (Derne) über Minister Stein (Eving), Hansa (Huckarde), Westhausen (Westerfilde/Bodelschwingh), Hansemann (Mengede) bis Victor (Ickern) wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Als Bergleute wurden neben den einheimischen Arbeitern insbesondere Bergleute aus Polen, Türkei, Jugoslawien und Spanien angeworben. Die Bildung der Ruhrgebietsgroßstädte erfolgte im Zuge der kommunalen Neugliederung bis 1928, als auch Mengede seine Selbständigkeit verlor und nach Dortmund eingemeindet wurde.

Quellen:
Karl Kanja, Der Herr und der Teufel im Vest, Vestischer Kalender 1929, S. 72 
Adelheid Kollmann, Sagen aus dem Vest, Recklinghausen 1994 Mündliche Überlieferung StudDir. i. R. Heinrich Drees (+)