Die letzte Etappe auf dem Ruhrhöhenweg

Auf einer Streckenlänge von etwa 230 Kilometern begleiteten die Wanderer des Heimatvereins Mengede in 13 Tagesetappen die Ruhr auf Ruhrhöhenwegen ab Fröndenberg auf ihrem Weg zum Rhein. Zwar waren nicht alle Teilnehmer bei jeder Etappe dabei, aber bei einem Staffellauf kommen die Läufer ja auch in wechselnder Besetzung zum Ziel. Am Dienstag (16.8.) bewältigten 12 TeilnehmerInnen die letzte Etappe von Mühlheim nach Duisburg-Neuenkamp. Nach schattenreichen Waldwegen gab es zum Schluss 6 schattenlose Kilometer auf dem Ruhrdeich, die wegen der Hitzegrade von 28 Grad für alle eine echte Herausforderung darstellten.

Abstecher zu einer pompösen Unternehmervilla

Das Haus Küchen, eine ehemalige Unternehmervilla aus dem Jahre 1913.

Los ging es am Endpunkt der vorherigen Etappe, an der Straßenbahnhaltestelle „Waldschlösschen“ in Mühlheim. Mit einem Blick auf das gleichnamige Hotel Restaurant wurden auch die Erinnerungen wach, vor allem an die zuvorkommende Bedienung, die für nahezu jeden von uns ein unfreundliches Wort bereit hatte, uns trotz Reservierung nicht in den Biergarten ließ, bei der Bestellung einer Portion Pommes grummelte: “Ich dachte, Sie wollten was essen“, und als sie von einigen doch ein Trinkgeld bekam, sich noch nicht mal dafür bedankte. Aber das war Schnee von gestern. Auf dem Fuß/Radweg parallel zur Großenbaumer Straße erreichen wir nach knapp 2 Kilometern den Ruhrhöhenweg, der rechts in den Wald abzweigt. Wie so oft bei Abbiegungen, übersah die Führungsriege (distanzmäßig gemeint) den Abzweig und musste zurückgepfiffen werden. Jetzt ging es mit einigen kleineren Bögen auf schattenreichen Waldwegen bis zur L 138/Uhlenhorstweg. Ein kurzes Stück war der Weg mit Brombeersträuchern recht zugewachsen, was besonders für die „Kurzbehosten“ eine kleine Herausforderung war. Danach machten wir einen kurzen Abstecher zum „Haus Küchen“, einer pompösen historischen Unternehmervilla, die von Kommerzienrat Gerhard Küchen, einem Stinnes Enkel, errichtet wurde. Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 3.800 Quadratmetern und hatte früher Repräsentationsräume wie Salon, Musikzimmer und Speisesaal. Da es sich als späteres Hotel nicht halten konnte, werden dort jetzt luxuriöse Wohnungen eingerichtet.

Die letzte Ruhrhöhe – der Kaiserberg in Duisburg

Nicht im tiefen Urwald sondern auf den Ruhrhöhen unterwegs: die Wandergruppe des Heimatvereins Mengede.

Am Parkplatz des Friedhofes Speldorf fanden wir im Schatten genügend Baumstämme für eine erste Picknick-Pause. Waldwege führten uns dann bis  zum Duisburger Zoo. Danach gab es den ersten und einzigen Anstieg des Tages hinauf zum 75 Meter hohen Kaiserberg. Nachdem er jahrelang Duissernscher Berg geheißen hatte, wurde er 1881 im Zeitalter von Nationalismus und Imperialismus in Kaiserberg umbenannt. Vom nordwestlichen Ende des Berges, im Volksmund „Schnabelhuck“ genannt, konnten wir einen Blick auf die Stadt Duisburg werfen und in der Ferne den Landschaftspark Nord erkennen.

Wer einen Blick in seinen Rucksack warf und noch etwas Essbares fand, konnte es jetzt beim zweiten Picknick verzehren. Jetzt begannen zwei Durststrecken. Die erste war eher bildlich eine solche. Auf steilen Treppen führte der Ruhrhöhenweg jetzt hinab zu Gleisanlagen, die ebenso zu überwinden waren wie die A3 und A40 im Bereich des Autobahnkreuzes Kaiserberg. Der Weg war aber gut markiert, so dass wir die richtigen Brücken und Unterführungen fanden. Allerdings war nach der Stille der Wälder der Autolärm besonders lästig. Kurz danach aufatmen. Jetzt hatten wir die Ruhr wieder, die wir seit Kettwig nicht mehr gesehen hatten. Die folgenden Kilometer führten über den Deich, nur vereinzelte Baumgruppen oder Brücken spendeten etwas Schatten.

Das Ziel ist erreicht

Als der Wanderführer nach 18 Kilometern das verführerische Angebot machte, die Wanderung zu beenden und mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof zu fahren, protestierte Wolfgang: „Jetzt wollen wir auch noch zur Ruhrmündung und den Rhein sehen.“ Alle Unermüdliche, aus denen nahezu die gesamte Gruppe zu bestehen schien, schlossen sich an. Weiter durch die Hitze bis zur Ruhrorter Straße. Hier musste zunächst noch eine nervige Baustelle umgangen werden. Wasser war nur noch schluckweise zu genießen, da die Vorräte langsam zu Ende gingen. Meine Zunge und mein Gaumen fühlten sich an wie die Oberfläche eines Schleifpapiers. Dann hatten wir sie endlich erreicht, die Rheinorange, die 1992 vom Kölner Künstler Lutz Fritsch konzipierte Landmarke am Zusammenfluss von Ruhr und Rhein. Ein Radwanderer aus einer Gruppe, die ihre Tour ab Ruhrquelle gerade beendet hatte, war bereit, uns zu fotografieren. Das mitgebrachte Bier mit uns teilen wollten er und auch die anderen aus der Gruppe aber nicht. Das bekamen wir dann in der 2 Kilometer entfernten Gaststätte in der Nähe der Bushaltestelle, die uns ein Insider empfiehl. „Insider“ hieß auch das gemütliche Lokal mit Biergarten, in dem viele von uns aus Mangel an Maßkrügen gleich zwei halbe Liter Bier, Radler oder Schorle orderten. Nur Wanderhund Cooper, der sich auf der 22 Kilometer langen Strecke vorzüglich gehalten hatte, sich in den Ruhrwiesen des Öfteren sogar vergnügt im zu Heu verdorrten heißen Gras gewälzt hatte, begnügte sich mit Wasser, bevor er von seinem Schattenplatz aus beobachtete, ob jemand etwas Leckeres aus seinem Rucksack packte.

Diethelm Textoris