Stammtisch im Heimathaus am Widum

Dass dieses Thema immer noch viel Interesse weckt wurde durch die Anzahl der Besucher bestätigt. Mit mehr als 70 Teilnehmern war das Heimathaus einmal mehr „proppenvoll“. Referent war Heinz-Ludwig Bücking vom Dortmunder Arbeitskreis im Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., der mit seinem Vortrag die Anwesenden begeisterte, aber auch nachdenklich stimmte. Eindrucksvoll waren die vielen Bilder und Filmausschnitte der Bergleute bei der Arbeit, die die anstrengende Tätigkeit unter Tage verdeutlichten.

Natürlich startete der Vortrag mit der „Sage des Hirtenjungen“,  die noch heute in den Schulen erzählt wird. Er hatte ein Feuer für die Nacht entzündet und wunderte sich am nächsten Morgen, dass der Boden an der Feuerstelle glühte und es angenehm warm war. Was war geschehen?Er hatte das Feuer auf einem ausstreichenden Flöz entzündet, das durch die Erosion der Erde freigelegt worden war. Die Steinkohle war entdeckt,  das Muttental seitdem die Mutter des Ruhrbergbaus.                                                                              Urkundlich erwähnt wurde der Bergbau in Dortmund erstmals 1296. Er erreichte 1959 seinen Zenit  und endete 1987 mit der Schließung der letzten Zeche in Dortmund (Minister Stein in Do -Eving).

Zunächst wurde die Kohle an der Oberfläche abgetragen. Danach wurden Gruben ausgehoben die zwischen 20 und 40 Meter tief waren. Das „schwarze Gold“ musste per Leiter aus der Erde geholt werden. Das Hauptkohlegebiet befand sich am Oberlauf der Emscher und in der Bolmke.  Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann der Stollenbau. Es entstanden „Erbstollen“, die bis zu 5 km lang waren. Als die im Stollenbau erreichbaren Vorräte zu Ende gingen, startete der „Tiefbau“.

Auch die Technik wurde ständig verbessert. Gab es anfänglich fast nur Handkurbel (vergleichbar den Wasserbrunnen), war dann der Pferdegöpel ein riesiger Fortschritt. Ein Pferd, das im Kreis laufend den Förderkorb bewegte und die Kohle aus der Erde zog, steigerte die Förderung auf gut 20 Tonnen pro Schicht.

Ein Exemplar eines Pferdegöpels befindet sich im Westfalenpark, kann aber zurzeit leider nicht besichtigt werden. Es besteht Einsturzgefahr. Eine Renovierung unter Federführung des Fördervereins soll aber kurzfristig erfolgen.

Mit Erfindung der Dampfmaschine unter Nutzung von Gestängen und Kondensatoren wurden die Schächte bis zu 250 Meter tief und ein Förderkorb für Mensch und Kohl kam zum Einsatz. Der Presslufthammer ersetzte die Spitzhacke und es wurde mit Schießpulver gesprengt.  Durch den Einsatz der Hydraulik mussten die Stempel nicht mehr mit Hammer und Keilen gesetzt werden.

Eine weitere wichtige Entwicklung war die Nutzung der Eisenbahn, die die Transporte beschleunigte und verbilligte. Es entstanden viele Bahntrassen, auf denen Bergleute und Kohle vom / zum „Pütt“ mit eigenen Zechenbahnen befördert wurden.

 

Trotzdem war der Beruf des Bergmannes, dessen Tätigkeit anfänglich aus reiner Handarbeit bestand, mit vielen Gefahren verbunden. Besonders gefährlich war der Abbau bei einem senkrechten Flözverlauf. Dabei fand der Abbau der Kohle direkt über einem Abgrund statt.

Diese Arbeitsabläufe wurden von Heinz- Ludwig Bücking genauestens beschrieben. Noch eindrucksvoller waren aber die Bilder und Filmausschnitte, die seine Ausführungen verstärkten.

Zwangsläufig kam es immer wieder zu tödlichen Unfällen, zum Beispiel bei Stolleneinbrüchen, Überflutungen  oder Explosionen. Das „Wunder von Legende“ 1980 ist vielen noch im Gedächtnis.  Elf eingeschlossene Bergleute konnten nach 14 Tagen befreit und gerettet werden. 129 Kumpel waren verschüttet,  29 Kumpel mussten sterben.

Aber auch bei uns in Mengede kamen Bergleute zu Tode. Im Juli 1915 starben auf der Zeche Adolf von Hansemann 13 Bergleute bei einem Grubenbrand. Daran erinnert das eindrucksvolle Gräberfeld mit einem Denkmal auf dem evangelischen Friedhof. 

Trotz technischer Weiterentwicklung und computergesteuertem Abbau wurde die Förderung der Ruhrkohle, auch wegen des preisgünstigen Importes von Billigkohle immer unwirtschaftlicher. Als die Bundesregierung die Kohlesubventionen strich, war das Ende der Förderung im Pott abzusehen.

Mit Schließung der Zeche Minister Stein in Eving 1987 endete der Bergbau in Dortmund. 2018 wurde die Zeche Prosper Haniel geschlossen, die Kohleförderung an der Ruhr war beendet.

Franz-Josef Fedrau